Letzte Aktualisierung am 19. Januar 2025.

Lagebericht Austrian Gas Grid Management AG (AGGM)

Die zuständigen Behörden haben am 30. März 2022 die Frühwarnstufe in Österreich gemäß der Verordnung (EU) 2017/1938 ausgerufen. Gemäß der Verordnung informiert die AGGM über die aktuelle Lage, indem sie täglich den AGGM-Lagebericht bereitstellt, der nur in deutscher Sprache verfügbar ist.

Trotz des Konflikts in der Ukraine ist aus aktueller Sicht keine Störung der Versorgung österreichischer Endkunden zu beobachten. Dies gilt weiter, sofern 

  • ⚠ die Netz-, Speicher- und Produktionsinfrastruktur ungestört zur Verfügung steht.
  • ⚠ an den internationalen Spotmärkten ausreichend Liquidität zur Abdeckung von maximal zu erwartenden Spitzenlasten bereitsteht und Ausgleichsenergieabrufe möglich sind.
  • es zu keinen weiteren substanziellen Liefereinschränkungen zufolge des Kriegs in der Ukraine kommt.
Der aktuelle Speicherstand ist auch hier veröffentlicht.
Speicherfüllstand (im Netzverbund Verteilgebiet Ost)

Aktuelle Meldungen

Szenarien der Gasversorgung in Österreich

Was passiert, wenn Österreich ab sofort bzw. ab 1. Jänner 2025 ohne russisches Gas auskommen muss? Ist die Versorgung mit Gas dennoch sichergestellt? Die Österreichische Energieagentur (AEA) hat im Auftrag des BMK Analysen zur Gasversorgung Österreichs durchgeführt. 

Dabei hat die AEA auch auf das Wissen und die Werkzeuge der E-Control zurückgegriffen, die als Regulierungsbehörde sowie gemäß Energielenkungsgesetz auch für Themen der Versorgungssicherheit bei Gas Verantwortung trägt. Betrachtet wurde ein Zeitraum von zwei Jahren (Mai 2024 bis Mai 2026).

Die in der Analyse untersuchten Szenarien berücksichtigen den möglichen Ausfall russischer Gaslieferungen via Ukraine ab dem 1. Januar 2025. Die Ergebnisse zeigen, dass Österreich in diesem Fall keine Gasmangellage erwarten muss, selbst bei eingeschränkter Verfügbarkeit von alternativen Importen via Italien und Deutschland, hohen Gasverbräuchen in Österreich und gleichzeitig erhöhten Exporten in die Nachbarländer. Dank eines bereits hohen Speicherstands und einem stark reduzierten Gasverbrauch (minus 23 Prozent gegenüber dem Durchschnitt 2018–2022) sind die Voraussetzungen für eine sichere Gasversorgung gut.

Die Importkapazitäten werden zudem durch Erweiterung der Infrastruktur weiter erhöht: Bereits ab Oktober 2024 steigt die Importkapazität aus Italien von 70 Terrawattstunden (TWh) auf 95 TWh pro Jahr. Weitere versorgungssichernde Maßnahmen umfassen die Diversifizierung der Gasquellen in Europa, zum Beispiel durch vermehrte Importe aus Norwegen, Algerien und Flüssigerdgas (LNG für englisch: liquefied natural gas).

Selbst bei hohen Verbräuchen und erhöhten Exporten in Nachbarländer sind keine Versorgungsengpässe zu erwarten. Extrem-Szenarien, die eine Nutzung der strategischen Gasreserve erfordern, sind aufgrund der positiven Entwicklungen nicht zu erwarten.

Kritik des Europäischen Rechnungshofes im Juni 2024 

EU: Der Europäische Rechnungshof (EuRH) bezweifelt, dass die EU mit den bisher getroffenen Maßnahmen auf eine neue Gaspreiskrise vorbereitet wäre. Dies ist einem 62-seitigen Sonderbericht zu entnehmen. Die Maßnahmen der EU hätten zwar zur Versorgungssicherheit beigetragen, nicht aber zur Bezahlbarkeit. Die Gaspreise lägen immer noch auf dem doppelten Niveau wie vor der Energiepreiskrise des Jahres 2022. 

  • Die EU hat auf die Krise reagiert; die Auswirkungen der Maßnahmen sind aber oft nicht nachweisbar
  • Die Strukturen für Versorgungssicherheit in der EU sind noch nicht vollständig
  • Die Solidarität zwischen den EU-Ländern lässt zu wünschen übrig

Während der Krise habe die EU ihre Gasnachfrage erfolgreich um 15 % gesenkt, aber die Prüfer konnten nicht feststellen, ob dies allein auf die Eingriffe der EU oder auch auf externe Faktoren (z. B. hohe Gaspreise und einen warmen Winter) zurückzuführen war. Ebenso sei die EU-weite Befüllungspflicht für Gasspeicher erfüllt und das 90 %-Ziel dabei sogar übertroffen worden. Dies entspreche jedoch lediglich dem üblichen Füllstand der Speicher vor der Krise. Auch die Wirksamkeit der EU-Gaspreisobergrenze könne nicht bewertet werden, da die Preise seit Einführung dieser Grenze deutlich darunter gelegen hätten.

„Die Krise, die durch den Großangriff Russlands auf die Ukraine im Jahr 2022 ausgelöst wurde, hat die Widerstandsfähigkeit der EU gegenüber einer abrupten Veränderung bei der Gasversorgung auf die Probe gestellt. Zwar stiegen die Preise stark an, was für Familien und Unternehmen mit erheblichen Kosten verbunden war, doch kam es erfreulicherweise nicht zu einem einschneidenden Gasmangel“, so João Leão, das für die Prüfung zuständige Mitglied des Rechnungshofs. „Angesichts ihrer Abhängigkeit von Gas aus dem Ausland wird die EU nie einfach die Hände in den Schoß legen können, wenn es um die Versorgungssicherheit geht. Auch die Konsumenten haben für den Fall eines künftigen größeren Engpasses keine Garantie, dass die Preise bezahlbar bleiben.

Gasspeicher AUT

Quelle: parlamentarische Anfrage Beantwortung 04.09.22 (11298/AB)

Der Füllstand der Speicher OMV Gas Storage, RAG Energy Storage und Uniper Energy Storage liegt mit Stand 23. August 2022 bei 50,9 TWh, das entspricht 66,2% [Stand 05.09.22: 68,41 %] im Verhältnis zum Gesamtvolumen dieser Speicherunternehmen von 76,9 TWh. In diesen Zahlen sind derzeit auch jene Gasmengen enthalten, die bei RAG Energie Storage im Speicher Haidach eingespeichert sind, weil RAG derzeit die hinzugekommen Haidach-Mengen im „RAG Speicherpool“ angibt, auch wenn die Speicheranlage Haidach derzeit noch über keine direkte Anbindung an das österreichische Gasnetz verfügt. Aus diesem Grund können die Speicherstände für MG Ost derzeit nicht gesondert ausgewiesen werden. RAG wurde bereits zur Umstellung der Meldung aufgefordert, diese sollte zeitnah erfolgen.

Grundsätzlich gehört das Gas immer jenem, der es gekauft und eingespeichert hat. Internationale Gashändler speichern nicht nach Zielländern ein und müssen diese Informationen auch nicht angeben. Informationen darüber, welche Unternehmen in österreichischen Speichern Gas einspeichern, liegen der E-Control vor und sind vertraulich. Jedenfalls für die Verwendung im Inland vorgesehen ist die neu angelegte Strategische Gasreserve im Umfang von 20 TWh Gas. 

Ein Verbot unangemessener Einschränkungen von Gasflüssen ist unionsrechtlich verankert. Gewährleistung der sicheren Gasversorgung haben die Mitgliedstaaten und insbesondere die zuständigen Behörden zu gewährleisten, dass keine Maßnahmen ergriffen werden, durch die zu irgendeinem Zeitpunkt die Gasflüsse innerhalb des Binnenmarkts unangemessen eingeschränkt werden, keine Maßnahmen ergriffen werden, durch die wahrscheinlich die Gasversorgung in einem anderen Mitgliedstaat ernsthaft gefährdet wird, und der grenzüberschreitende Zugang zu den Infrastrukturen nach Maßgabe der Verordnung (EG) Nr. 715/2009 gemäß dem Notfallplan soweit technisch und sicherheitstechnisch möglich aufrechterhalten wird.

Der aktuelle Stand der Strategischen Gasreserve zum 24.08.2022, 06:00 Uhr beträgt 1,9 TWh. Ziel 7,7 TWh.

Ak­tu­el­le La­ge der Gas­ver­sor­gung in Deutsch­land

www.bundesnetzagentur.de

Das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) hat am 23.06.2022 die Alarmstufe des Notfallplans in Deutschland ausgerufen (FAQ des BMWK zum Notfallplan Gas). Die Alarmstufe folgt auf die am 30.03.2022 ausgerufene Frühwarnstufe.

Spieltheorie

Hierzu sehr empfehlenswerte systemische Betrachtungen von Prof. Dr. Christian Rieck.

The Gas Crisis Deepens

Eine Außensicht! Hörenswert!

Europe’s gas crisis has entered a scary new phase. Last week, the biggest pipeline carrying Russian gas into Germany was closed for maintenance. And many in Europe fear the Russians will keep Nord Stream 1 closed indefinitely – putting further pressure on gas supply in the colder months.

Europeans are burning more coal, scrambling for new sources of gas, and committing to lots of renewable energy in a frantic attempt to slash reliance on Russian fossil fuels. But there are real questions about how quickly those solutions will shift the balance of power.

Meanwhile, gas prices are soaring in markets around the world – leading to fears about recession and long-lasting economic impacts. What are the possible scenarios that could play out?

This week, host Jason Bordoff sits down with Anne-Sophie Corbeau and Dr. Tatiana Mitrova to explain the state of gas markets.

Anne-Sophie Corbeau is a Global Research Scholar at the Center on Global Energy Policy at Columbia University’s School of International and Public Affairs; Dr. Tatiana Mitrova is a Research Fellow at the Center on Global Energy Policy.

Together, they discuss  how deeply the gas shocks will impact Europe, Russia, and the rest of the world.

Mögliche Auswirkungen einer Gasmangellage

Gasnetz – Gasmangellage

ORF: Schon allein technisch wäre eine Änderung der Priorisierung schwierig bis unmöglich. Das hat auch mit dem Aufbau des Gasnetzes zu tun. Dessen oberste Ebene bilden die großen Verteilerleitungen, mit denen das Gas überregional mit hohem Druck transportiert wird. Von dort zweigen die Leitungen der Ebene zwei ab. Manche Großabnehmer wie Industriebetriebe oder Gaskraftwerke werden direkt über die Ebene zwei gespeist. Die überwiegende Mehrheit der Verbraucher und jedenfalls alle Haushalte hängen noch einmal eine Stufe darunter an der Netzebene drei.

Tatsächlich würden Gasheizungen und Gasherde deshalb im Falle eines ganz desaströsen Gasmangels als Letzte ausgehen. Ist in den Speichern kaum noch Gas vorhanden und wird nur wenig neues Gas ins Netz eingespeist, sinkt der Druck. Für Großverbraucherinnen und -verbraucher in der Netzebene zwei kann das schnell zum Problem werden. Ihre Anlagen sind auf einen hohen Gasdruck ausgelegt. In der untersten Netzebene herrscht aber ohnehin ein viel geringerer Druck. Gasthermen könnten also auch bei einer akuten Gasmangellage noch weiterlaufen. Dass es zu einer solchen Situation kommt, soll ja aber eben die Notfallpriorisierung verhindern.

Eine Drosselung der Gaslieferungen in der Netzebene drei (Haushalte) sei technisch schlicht nicht möglich, heißt es von den Wiener Netzen gegenüber ORF.at. Auch die Absperrungen einzelner lokaler Versorgungsnetze auf der Niederdruckebene sei aufgrund der engen Vermaschung des Gasnetzes kaum möglich. Und selbst wenn dies ginge, hieße das für den Gasfluss aber auch: entweder ganz ein oder ganz aus – und zwar für alle Verbraucherinnen und Verbraucher, die am Versorgungsnetz hängen, ganz egal, ob es sich um Wohnungen, einen Gewerbebetrieb oder ein Krankenhaus handelt.

Genauso wenig lässt sich der Gasverbrauch einfach für jeden Haushalt einzeln begrenzen. Das fängt schon damit an, dass sich der Zählerstand nur direkt bei jedem Gasanschluss an Ort und Stelle ablesen lässt. Und ebenso müsste dann jedem Haushalt bei einer Überschreitung, wieder an Ort und Stelle, manuell der Gashahn zugedreht werden – eine wohl reichlich absurde Vorstellung. Bei der derzeitigen Entwicklung der Energiepreise wird es für viele keine Frage der Wahl sein, ob sie sparen oder nicht.

Eine weitreichende Gasmangellage würde zu verheerenden gesellschaftlichen Folgen führen, hängen doch sehr viele Prozesse von einer funktionierenden Gasversorgung ab! Viele denken im ersten Moment nur an das Heizen oder Kochen. Aber auch die österreichische Stromversorgung ist aktuell sehr von einer funktionierenden Gasversorgung abgängig, wie die Grafik rechts zeigt. Bisher wurde bis zu einem Drittel des produzierten Stroms in Österreich von Gaskraftwerken erzeugt. Aber nicht nur das! Auch viele Produktionsprozesse und lebenswichtige Infrastrukturen hängen von einer funktionierenden Gasversorgung ab. Insbesondere die Lebensmittelproduktion. Siehe etwa dazu die Studie „Ernährungsvorsorge in Österreich“ und weiters den Bericht zur LÜKEX 18: Gasmangellage in Süddeutschland – eine kritische Betrachtung.

Nettostromerzeugung in Österreich im Januar 2022 - Gas

Eine Gasmangellage könnte zu schwerwiegenden Versorgungsproblemen in sehr vielen Lebensbereichen führen, auf die wir als Gesellschaft – wie bei einem Blackout – nicht vorbereitet sind!

Ausfall von fossilen Brennstoffen - Gas in der Produktion
Ausfall von fossilen Brennstoffen - Gas in der Produktion 2

Wenn der Rückspiegel versagt

Diese Aussage war im Popup-Podcast zur Energiepreisrallye: Wir beantworten Publikumsfragen besonders ernüchternd und hat einmal mehr gezeigt, dass Experten auch der Truthahn-Illusion unterliegen können.

Gaskrise in Europa – Archiv