Wichtiger Hinweis Februar/März 2022:

Im Sommer 2021 zeichneten sich erste mögliche Probleme bei der Gasversorgung ab, da extrem niedrige Speicherstände zu beobachten waren. Diese Lage verschärfte sich bis Ende Januar 2022, auch aufgrund der politischen Lage im Osten. Durch einen sehr milden Januar (~ +3 Grad über dem Durchschnitt) blieb ein hoher Gasverbrauch aus. Die damaligen Simulationen wiesen auf ein größeres Problem, eine mögliche Gasmanagellage  für Ende Februar/Anfang März hin. Durch die weiterhin milden Temperaturen und einer starken Windstromproduktion in Deutschland entspannt sich die Situation seit Anfang Februar deutlich.

Mit Kriegsbeginn in der Ukraine am 24. Februar hat sich die Lage erneut zugespitzt, auch wenn ein Monat später noch immer die Gasversorgung aus Russland funktioniert. Eine Änderung kann jedoch nicht ausgeschlossen werden, was aufgrund der Speicherstände zwangsweise in eine Gasmangellage führen dürfte. Wie beim Szenario Blackout, sind wir auf die schwerwiegenden Folgen einer Gasmangellage als Gesellschaft Überhaupt nicht vorbereitet! 

Sollte sich die Lage in den nächsten Wochen nicht entspannen, was derzeit nicht sehr wahrscheinlich ist, ist spätestens im nächsten Winter mit einer Gasmangellage zu rechnen, die die sehr hohe Abhängigkeit vom russischen Gas nicht in absehbarer Zukunft kompensierbar ist, auch wenn es gegenteilige Behauptungen gibt. Der kommende Winter wird daher mit Sicherheit ein schwerwiegender Krisenwinter! Dazu wird auch eine mögliche Lebensmittelversorgungskrise beitragen.

Daher lieber einmal etwas früher vorbereitet sein, als wie bei der Pandemie überrascht zu werden, weil man die Warnzeichen ignoriert hat. Wie so oft: „There is Glory in Prevention“

Gaslieferungen über den Knoten Baumgarten

Datenquelle: www.taggmbh.at

Entry Baumgarten 01.06-31.07
Entry Baumgarten 2022

Gasspeichersituation in Österreich

Schnellübersicht, weitere Details weiter unten.

Der Gasbedarf wird nicht nur aus den Speichern, sondern auch direkt über den Zufluss aus den Pipelines gedeckt. Damit handelt es sich hier um eine stark vereinfachte Sicht. Das Problem könnte jedoch mit einer politischen Eskalation in der Ukraine rasch schlagend werden. Es geht hier daher nicht um eine absolute Darstellung, sondern um die Aufzeigung eines Krisenpotentials, dass bei entsprechenden Rahmenbedingungen (Lieferkettenunterbrechungen, Kältewelle) zu massiven gesellschaftlichen Folgen führen könnte. Aus Sicht vom 3. Februar 2022 könnte sich das Ganze mit einem blauen Auge ausgehen, sollte es nicht doch noch zu größeren Überraschungen kommen. 

AUT - Gasspeicherinhalt zum Stichtag
AUT - Gasspeicherstand - Vergleich Jahre

Vergleich auf europäischer Ebene

220129 - Gasspeicherstand - Vergleich Jahre
220113 - Gasspeicherstand - Vergleich Jahre
220219 - Jamal Pibline
220219 - Kondratki Pibline
220219 - Mallnow
Gaspreisentwicklung
Entwicklung der Gasspeicherfüllstände

Gasspeicher Füllstand – Simulationen 1

Stand: 15.02.22

Statt dem Kalenderjahr wird eine „Heizperiode“ (links im Graph ist der 01.07. und rechts der 31.06. des Folgejahres) dargestellt. Zusätzlich gibt es eine mögliche Bandbreite mit dem best / schlecht möglichsten Verlauf auf Basis der vergangenen Jahre (rosa) simuliert. Die Datenquelle stammt von AGSI+.

Selbst im Worstcase (seit Winter 2010/2011) würde man derzeit europaweit nicht unter < 0 % kommen. Allerdings muss die Vergangenheit nicht unbedingt auch in der Zukunft zutreffen. In Österreich könnte es allerdings knapp werden, würde man so weitermachen wie bisher. In Deutschland bleibt eine größere Unsicherheit, da durch die Abschaltung von rund 4 GW ein erhöhter Gaskraftwerkseinsatz erwartet wird.

Ein Bias den man nicht vernachlässigen darf: Hier werden % Füllstände betrachtet, nicht absolute. Wurden signifikant Speicher zu oder abgebaut, könnte das die Daten verfälschen. Allerdings wird davon ausgegangen, dass die Speicherkapazität etwa gleich mit dem mittleren Verbrauch skaliert. Deshalb sollte es halbwegs valide sein, die % Füllstand zu verwenden.

Danke an Timo für die Bereitstellung und Aufbereitung!

Europa

Gasspeicher Füllstand - Europa

Österreich

Gasspeicher Füllstand - Österreich

Deutschland

Gasspeicher Füllstand - Deutschland

Gasspeicher Füllstand – Simulationen 2

Quelle: www.kreativ-bastelstube.de – Daten-Quelle: AGSI Aggregated Gas Storage Inventory

Hinweise zur Berechnung: Aus den Verbrauchswerten der letzten 7 Tage wird ein Durchschnittswert errechnet. Sollte der Verbrauch gleich bleiben, wären die Gasspeicher am Tag X vollständig geleert. Wenn der 7-Tagestrend positiv ist, gibt es nach unserer Berechnung keinen Tag X mehr.

Der Countdown-Rechner ist ein täglicher Echtzeitmodell-Rechner zum Gasspeicher Füllstand und passt sich durch die Berechnungsweise täglich an das Wetter, die internationalen Umpumpungen und viele andere Faktoren an.

In dieser Berechnung sind alle täglichen Zugänge und Abgänge in die Gasspeicher berücksichtigt. Die prozentuale Veränderung bezieht sich nicht auf den Vortag, sondern auf den Gesamtspeicher. Die aktualisierten Verbrauchsdaten liegen in der Regel am späteren Abend des Folgetages vor.

Anmerkung Herbert Saurugg:
Es handelt sich hier natürlich um eine starke Vereinfachung. Dennoch deutet diese auf eine kritische Entwicklung hin, wo nicht mehr sehr viel Zeit bleibt. Ein Problem in der Gasversorgung würde sehr viele Lebensbereiche betreffen: Heizen, Strom, (Lebensmittel)Produktion etc. Ausfälle in diesen Bereichen könnten weitreichende Folgeprobleme auslösen.
Gasspeicherstand Countdown AUT
Gasspeicherstand Countdown DEU

Speicherstände (Stand: 01.05.22)

Österreich

gasspeicherstand-aut

Kapazität: 95.4801

Tag TWh Prozent
30.04.21 20.6611 21,64
06.06.21 23.0957 24,19
26.07.21 32.1505 33,67
30.08.21 44.0370 46,12
01.11.21 53.5655 56,10
06.12.21 40.7680 42,70
15.01.22 28.3708 29.71
01.02.22 21.0247 22.01
01.03.22 16.1796 16.94
01.04.22
12.5194
13.11
15.04.22

14.3853

15.06
01.05.22

18.5985

19.47

Deutschland

gasspeicherstand-deu

Kapazität: 241.0009

Tag TWh Prozent
30.04.21 62.4519 26,06
06.06.21 83.7322 34,90
26.07.21 115.1101 48,15
30.08.21 141.7486 59,28
01.11.21 174.1357 72,25
06.12.21 149.7769 62,15
15.01.22 112.2560 46.54
01.02.22 86.5459 35.90
01.03.22 67.2849 27.91
01.04.22
64.2179
26.45
15.04.22

71.4537

29.08
01.05.22

84.7418 

35.35

EU

gasspeicherstand-europa

Kapazität: 1.116.1174

Tag TWh Prozent
30.04.21 336.0796 29,96
06.06.21 457.6899 40,07
26.07.21 616.3483 54,94
30.08.21 753.6788 67,41
01.11.21 863.0667 77,33
06.12.21 730.5477 65,45
15.01.22 531.0893 47.57
01.02.22 418.0330 37.45
01.03.22 316.3246 28.59
01.04.22 286.8327 25.97
15.04.22 303.4708 27.58
01.05.22
371.1603
33.74

 

Rein österreichische Speicher

2017 war in den letzten Jahren das Jahr, in dem bisherige Tiefstwerte erreicht wurden.

 

Betreiber 01.02.2017 Tiefststand 2017 01.03.22 01.04.22 15.04.22
Uniper Energy Storage 6.9197 (35.64 %) 3.1404 (24/03/2017) 3.1491 (18.03 %) 1.5195 (8.70 %) 2.4951 (14.28 %)
RAG Energy Storage 5.1116 (30,59 %) 2.4718 (29/04/2017) 3.6152 (18.00 %) 5.0724 (25.26 %) 5.0732 (25.26 %)
OMV Gas Storage 9.0318 (30,31 %) 1.6858 (29/03/2017) 5.1811 (20.49 %) 4.5161 (17.86 %) 5.2870 (20.91 %)

Speicherstände 17.05.22

220518-Gasspeicher Stand

Ausgangslage Juli 2021

Bereits vor 5 Jahren entging Mitteleuropa knapp einer größeren Gaskrise (siehe Wie sicher ist unsere Erdgasversorgung wirklich?). Nun zeichnet sich neuerlich eine solche ab. Diesmal aber nicht erst im Winter, sondern bereits im Sommer davor. Besonders die Gasspeicher in Österreich sind unterdurchschnittlich gefüllt.

Zwar wurde der absolute Wert 2013 nochmals unterschritten, jedoch wurde in der Zwischenzeit das theoretische Speichervolumen von 53,7 TWh auf 95,5 TWh deutlich ausgebaut. Sollte bis November keine deutliche erhöhte Einspeicherung erfolgen, dann muss wohl im kommenden Winter/Frühjahr – insbesondere bei niedrigeren Temperaturen – mit Problemen gerechnet werden.

Damit ist absehbar, dass auch die Strompreise weiter hoch bleiben oder sogar steigen werden. Der Gasverbrauch für Stromerzeugung ist von 2015 bis 2020 um fast den Faktor 4 angestiegen: 15 TWh Strom aus Gas 2015, 2020 waren es bereits 59TWh.

Gasspeicherstand AUT 29.07

Quelle Daten/Grafik: agsi.gie.eu

Das ist im Vergleich zu den Speicherkapazitäten (~230 TWh Gas) zwar noch überschaubar, aber wenn in den nächsten Monaten rund 10 GW an gesicherter Leistung wegfallen, müssen diese durch Gaskraftwerke ersetzt werden. Wenn man die ~59 TWh aus 2020 und ~60 % Effizienz zugrunde legt, wären das in etwa ein Gasverbrauch von 98 TWh für 2021 nur für die Stromerzeugung. Vermutlich wird zusätzlich der Verbrauch noch leicht ansteigen. Das war jedenfalls der Trend der letzten Jahre. Man darf auf eine weitere Kostenexplosion am Gas und Strommarkt gespannt sein.

Zu den möglichen Folgen und Auswirkungen siehe die LÜKEX 18: Gasmangellage in Süddeutschland – eine kritische Betrachtung.

04.03.22: Marktgebietsdaten Österreich

Aktuelle Lastflüsse können über die Seite der Austrian Gas Grid Management AG eingesehen werden.

AGGM

17.02.22: ORF ECO – Russisches Gas: Wie abhängig ist Österreich?

Quelle: tvthek.orf.at

Die Spannungen zwischen Europa und Russland rund um die Ukraine drohen zu eskalieren. Österreich ist ebenfalls betroffen. So wie auch andere Länder hängen wir am russischen Gashahn – und das schon seit Jahrzehnten. Die Gasspeicher in Österreich sind im Vergleich zu früheren Jahren wenig gefüllt und das, obwohl die Speicherkapazitäten seit der Gaskrise 2009 stetig ausgebaut wurden.

Gaspreisentwicklung 2018-2022
Gasreserven AUT
Gas-Verbrauch

20.01.22: Zur geopolitischen Bedeutung von Energie

Quelle: sicherheitspod.de 

Sehr empfehlenswert, um die Zusammenhänge der aktuellen Entwicklungen besser verstehen zu können!

“Sicherheitshalber” ist der Podcast zur sicherheitspolitischen Lage in Deutschland, Europa und der Welt. In Folge 53 sprechen Thomas Wiegold, Ulrike Franke, Frank Sauer und Carlo Masala mit der Energie-Expertin Kirsten Westphal: Kann Russland im Konfliktfall wirklich “den Gashahn zudrehen”? Worin liegen die Ursachen der aktuellen Energiepreis-Krise? Wie groß ist das “Erpressungspotenzial” der Pipeline Nord Stream 2 mit Blick auf die Ukraine? Warum fließt ausgerechnet jetzt Gas in der Yamal-Pipeline ostwärts, von Deutschland nach Polen? Wie ist das Zusammenspiel von Märkten und (Sicherheits-)Politik bei der Energiepreisbildung? Wie lassen sich die jüngsten Vorgänge in Kasachstan in all das einordnen? Auf diese Fragen und mehr geht das ausführliche und extrem gehaltvolle Gespräch ein. Und auch die sicherheitspolitische Bedeutung der Energiewende in Deutschland kommt zur Sprache. Auf ein zweites Thema verzichten die vier Podcaster daher ausnahmsweise mal. Aber natürlich gibt es trotzdem wie immer den “Sicherheitshinweis”, den kurzen Fingerzeig auf aktuelle, sicherheitspolitisch einschlägige Themen und Entwicklungen – diesmal mit Schadsoftware und Kampfdrohnen in der Ukraine sowie Neuigkeiten zu Mali und der NATO-Speerspitze im Baltikum.

24.01.22: Kann Flüssiggas aus USA das Erdgas aus Russland ersetzen?

Quelle: blackout-news.de

Man könnte Flüssiggas mit riesigen Tankern aus Übersee importieren. Aber könnte man die in Europa benötigte Menge wirklich damit decken? Diese Fragen stellten sich bisher nur theoretisch, in der Praxis hat man dies jedoch noch nicht durchexerziert.

Experten für die Energiewirtschaft im Bankensektor (Commerzbank) haben sich eingehend mit Analysen damit beschäftigt und diese Ergebnisse veröffentlicht. Im Zuge dieser Arbeit ist man zu dem Schluss gekommen, dass man russisches Flüssiggas nicht dauerhaft durch Importe aus Übersee ersetzen kann. Die Erklärung dafür liefern nachfolgende Details, die aus dem Jahre 2020 stammen. Im EU-Raum fördern Energieunternehmen 5 Milliarden m³ Erdgas. Dazu kamen Importe im Ausmaß von 326 Milliarden m³, wobei der Prozentsatz der Lieferungen aus Russland bei 48 % lag.

In der ersten Hälfte des Jahres 2021 konnte man lediglich ein Viertel des importieren Erdgases in Europa, auf einen Import per Tanker aus Übersee zurückführen. Es gibt in Europa 25 Terminals für den Import von Flüssiggas, wobei sich keiner davon in Deutschland befindet.

An den 25 Terminals wird das importierte verflüssigte Gas wieder in seinen gasförmigen Zustand zurückgeführt und in die dafür vorgesehenen Gas-Rohrleitungssysteme eingespeist. Alle europäischen Terminals zusammengerechnet, haben ein Fassungsvermögen von insgesamt 215 Milliarden m³ pro Jahr. Damit könnte die Hälfte des Bedarfes an Erdgas in Europa gedeckt werden, was jedoch nicht geschieht, da diese im Jahresdurchschnitt nicht mal zur Hälfte ausgelastet sind. Auch wenn künftig mehr Importe getätigt werden würde, so könnte ein Ausfall von russischen Lieferungen trotzdem nicht wettgemacht werden, da Russland ebenso ein Fünftel der EU-Importe an Erdgas abdeckt.

Würde die USA als Ersatzlieferant in Frage kommen, so würde deren Exportvolumen lediglich 120 Milliarden m³ pro Jahr betragen. Bis zum Ende des Jahres 2022 ist jedoch eine Erweiterung der Kapazitäten bis zu 145 Milliarden m³ pro Jahr geplant.

25.01.22: Ausspeicherrate

Quelle: Möglichkeiten zur Verbesserung der Gasversorgungsicherheit und der Krisenvorsorge durch Regelungen der Speicher 

Als Ausspeicherleistung oder auch Ausspeicherrate wird die Menge an Gas bezeichnet, die innerhalb eines definierten Zeitraumes (Tag oder Stunde) aus dem Speicher ausgespeichert werden kann. Damit bezeichnet die Ausspeicherleistung welcher Anteil des gesamten eingespeicherten Arbeitsgasvolumens in diesem Zeitraum ausgespeichert werden kann.

Dabei gilt, dass mit abnehmendem Speicherfüllstand auch die Ausspeicherleistung abnimmt. Die aggregierte Speicherkurve der deutschen Erdgasspeicher, die von INES zur Verfügung gestellt wurde, verdeutlicht diesen Effekt. Erkennbar ist, dass zur Abbildung der notwendigen Ausspeicherleistung ein größeres Arbeitsgasvolumen notwendig sein kann.

Aggregierte Speicherkurve deutsche Erdgasspeicher