Quelle: Energy Inside 2/2017

Das hängt laut Mag. Dr. Michael Längle, Vorstandsdirektor der Rohöl-Aufsuchungs AG (RAG), mit der intensiven Nutzung der Speicheranlagen der RAG zusammen. „Das Nachfrageprofil passt beim Gas nicht mit dem Produktionsprofil zusammen. Deshalb wird“, wie er sagt, zwischen Lieferung/Produktion und Verbrauch insbesondere zum saisonalen Ausgleich „ein Speicher benötigt“. Ab dem Ende der Heizperiode, wenn die Energieversorger damit beginnen, Gas für den kommenden Herbst und Winter einzulagern, wird bei der RAG auch entsprechend viel Strom verbraucht. Dabei wird Gas, das über Pipelines von Erdgasfeldern angeliefert wird, mit meist elektrisch betriebenen Kompressoren oder sogenannten Verdichtern unter hohem Druck in unterirdische, geologische Gasspeicher gepumpt. Während der Heizperiode saugen diese Anlagen das Gas dann heraus, wenn es aufgrund der kalten Witterung wieder benötigt wird. „Wir haben praktisch eine ständige Gasverfügbarkeit für unsere Kunden sicherzustellen“, sagt Längle im Gespräch mit der

EAA-Energie Inside: „Das gelingt uns unter anderem deshalb, weil uns die EAA rund um die Uhr, sieben Tage pro Woche mit Strom beliefert. Damit können wir große Gasmengen innerhalb unserer Anlagen bewegen und sind mit unseren Speicherkapazitäten jederzeit einsatzbereit.“ Um ihre Kunden ausfallsicher mit Gas versorgen zu können, benötigt die RAG jährlich rund 160 Gigawattstunden Strom. Dabei profitiert die RAG vom Know-how und der professionellen Betreuung der EAA. „Auch deren Flexibilität schätzen wir sehr, denn unsere Fahrpläne und Einsatzzeiten können sich rund um die Uhr, auch am Wochenende, kurzfristig ändern. In diesem Fall müssen nicht nur wir, sondern auch unser Stromlieferant rasch reagieren und sich den neuen Anforderungen anpassen“, sagt Längle.

 „Ohne Gas hätte es auch einen Stromengpass gegeben“

Gerade im vergangenen Winterhalbjahr habe sich laut Längle gezeigt, „wie wichtig Gas und die funktionierende Infrastruktur sind“. Aufgrund der niedrigen Temperaturen und des damit verbundenen höheren Heizbedarfs habe das Unternehmen einen enorm hohen Beitrag zur Versorgungssicherheit geleistet. In diesem Winter war außerdem gut erkennbar, wie eng die Gas- und Stromwirtschaft miteinander verflochten sind: „Es wäre im Jänner und Februar definitiv ein Versorgungsengpass auf der Stromseite eingetreten, wenn es die Infrastruktur der RAG nicht gegeben hätte“, schildert der RAG-Vorstand. Die Gaskraftwerke sind im vergangenen Winter mit voller Leistung gefahren, um den anfallenden Strombedarf entsprechend abzudecken. Während der oft windstillen und trüben Wintertage konnten erneuerbare Energien wie Wind und Sonne und die Wasserkraft nicht jenen Beitrag erbringen, der aufgrund ihrer Leistung in den vergangenen Jahren prognostiziert worden war. In diesen kritischen Situationen konnten die Gaskraftwerke, die eben auch kurzfristig einsatzbereit sind, die Bedarfserfordernisse gesichert abdecken.

Kommentar

Auch dieses Beispiel zeigt wieder, wie wenig uns die wechselseitigen Abhängigkeiten in unseren Infrastrukturen in der Regel Bewusst sind. Gerade in der kalten Jahreszeit wird diese Abhängigkeit bei einem Blackout noch dramatischer ausfallen, da es einen hohen Gleichzeitigkeitsbedarf geben wird, wenn die Haushalte wieder ihre ausgekühlten Wohnungen aufheizen wollen und gleichzeitig ein hoher Bedarf für die Gaskraftwerke, die ganz wesentlich für den Netzwiederaufbau/Stabilisierung sind, besteht. Siehe dazu auch die Meldung von der Kältewelle 2012: DEU: „Zahlreiche Eingriffe der Netzbetreiber zeigen, wie kritisch die Netzsituation geworden ist“