Letzte Aktualisierung am 23. Februar 2018.
Quelle: Monitoring-Bericht 2012 der deutschen Bundesnetzagentur vom 27.11.12
Jedoch belegen die zahlreichen erforderlichen Eingriffe der Netzbetreiber – im Wesentlichen Netzschaltungen, Redispatch und Countertrade, sowie Reduzierung von Stromeinspeisungen – und die Aktivierung konventioneller Kraftwerke aus der Kaltreserve, wie kritisch die Netzsituation geworden ist.
Eine große Herausforderung besteht darin, die Schwankungen der dargebotsabhängigen Erzeugung aus Erneuerbaren Energien im Interesse einer sicheren Versorgung verlässlich auszugleichen.
Diese Schwankungen und vor allem die dazu erforderlichen Regelleistungen zum Ausgleich dieser stellen wohl die größte Gefahr für das Europäische Stromnetz dar. Das Risiko für ein Versagen („Blackout“) erscheint daher in den kommenden Monaten besonders hoch, da es kältebedingt zu zusätzlichen Hardwareschäden kommen kann, die möglicherweise durch Kumulation in einem stark belasteten Stromnetz zu folgenschweren Kaskadeneffekten führen.
Ein weiterer für die Versorgungssicherheit kritischer Zeitraum lag zwischen Weihnachten und Silvester 2011. Während dieser Zeit kam es teilweise zur erheblichen Überspeisung der Bilanzkreise. Es wurde mehr Strom erzeugt als verbraucht. Dabei wurde zeitweise die vorgehaltene negative Regelenergie ausgeschöpft, sodass ein Anstieg der Netzfrequenz im gesamten kontinentaleuropäischen Verbundnetz zu beobachten war. Dabei handelte es sich nicht um ein rein deutsches, sondern um ein europäisches Vorkommnis.
Auch ein solches Szenario kann fatal enden, da es nach wie vor das 50,2 Hz Problem gibt:
Beispielsweise wird nach aktuellem Regelwerk für Erzeugungsanlagen am Niederspannungsnetz bei Erreichen und Überschreiten einer Netzfrequenz von 50,2 Hz eine unverzügliche Abschaltung gefordert.
Damit ergeben sich Risiken für den Netzbetrieb. Wird die Netzfrequenz von 50,2 Hz zu einem Zeitpunkt mit hoher dezentraler Einspeisung überschritten, schalten sich im Extremfall mehrere Gigawatt an Leistung ab. Der entsprechende Leistungssprung kann signifikant höher sein als die europaweit vorgehaltene Primärregelleistung, so dass die Leistungsfrequenzregelung die Netzfrequenz nicht mehr stabilisieren kann. Zudem kann ein näherungsweise zeitgleiches Wiederzuschalten der dezentralen Erzeugungsanlagen bei einer Frequenzerholung zu einem erneuten Überschreiten der Frequenz von 50,2 Hz und damit zu einem erneuten Abschalten der Erzeugungsanlagen am Niederspannungsnetz führen („Jo-Jo“-Effekt). Quelle: VDE
Im September 2012 wurden in Deutschland erstmals 31,8 GW an Ökostrom erzeugt. Österreich kann mit allen Kraftwerken etwa 21,5 GW erzeugen! 2010 wurden in Europa rund 3 GW an Regelleistung vorgehalten.
Weiter im Monitoring-Bericht:
Im Februar 2012 traten während einer Kältewelle zwei potenziell kritische Rahmenbedingungen gleichzeitig auf. Zum einen konnten aufgrund von Engpässen im Gasnetz nicht alle deutschen Gaskraftwerke ausreichend mit Gas versorgt werden, zum anderen trat zeitweise eine erhebliche Unterspeisung der Bilanzkreise auf. Die Unterspeisung der Bilanzkreise führte in einigen Stunden zur vollständigen Ausschöpfung der Regelenergiereserven und überschritt sogar zeitweilig die vorgehaltene Kapazität deutlich. Um die Versorgungssicherheit zu gewährleisten, mussten die Übertragungsnetzbetreiber die Reservekraftwerke zur Ergänzung der Regelenergie heranziehen und zusätzlich Energie im Intraday-Markt in Deutschland und
im benachbarten Ausland beschaffen. Der Ausfall eines weiteren größeren Kraftwerks hätte in dieser Situation nur schwer kompensiert werden können. Aufgrund der insbesondere im Süden Deutschlands ausgefallenen Gaskraftwerke, sowie einer hohen Netzlast und erheblichen Exporten nach Frankreich, Österreich und in die Schweiz, war das Netz hoch ausgelastet, was die sog. (n-1)-Sicherheit in wenigen Stunden gefährdete.
Im Vergleich zu 2010 hat sich die Menge der Ausfallarbeit mit etwa 421 GWh mehr als verdreifacht (2010: etwa 127 GWh). Der starke Anstieg der Ausfallarbeit steht mit dem ungebremsten Zubau der erneuerbaren Energien und dem nur langsam voranschreitenden Netzausbau im unmittelbaren Zusammenhang.
Auch wenn seitens der Bundesnetzagentur die Gefahr von Blackouts in Abrede gestellt wird, wie zahlreiche Medien berichten, der Bericht gibt keinen Anlass zur Beruhigung. Es gibt nur EIN europäisches Stromnetz – so etwas gibt es in keinem anderen Infrastrukturbereich und gleichzeitig hängen alle anderen Infrastrukturbereiche und unser gesamtes Gemeinwesen von diesem EINEN Netz ab!!
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