Es ist ein unglaubliches Szenario: Hacker haben es auf unser Stromnetz abgesehen [siehe etwa
Die Hackerdämmerung – Smart Meter – eine Gefahr für die Systemsicherheit,
Hacker haben Teile des US-Stromnetzes infiltriert]: Über das Internet dringen sie in unser Energieversorgungssystem ein [siehe auch
Österreichische Leittechnikstörun 2013].
Ein paar Mausklicks, ein paar gekonnte Befehle auf der Tastatur – und schon ist es passiert: In ganz Deutschland bricht die Stromversorgung zusammen.
Wie realistisch ist dieses Szenario? Völlig unmöglich wäre ein Hacker-Angriff nicht [siehe First known hacker-caused power outage signals troubling escalation]. Denn es gibt eine Schwachstelle in unserem Stromnetz: Smart Meter, intelligente Stromzähler. Es sind kleine Computer, die bereits in zehntausenden deutschen Kellern laufen. Die Europäische Union möchte, dass sie flächendeckend in allen EU-Staaten eingebaut werden, weil sie Strom sparen helfen.
Doch ihr Funktionsprinzip ist umstritten. Mehrmals stündlich schicken Smart Meter die Verbrauchsdaten eines Haushaltes an den jeweiligen Energieversorger – über Funk oder Internet. Damit sind sie ein neuer Baustein in unserem Stromnetz – ein Stromnetz, dessen Steuerung immer mehr über drahtlose Verbindungen funktioniert.
Bereits jetzt hängt unser Stromnetz an tausenden Computern und Netzwerken. Kraftwerke, Stromtrassen oder Steuerungszentralen – sie alle werden vom Computer aus gesteuert. Und es sollen noch Millionen Smart Meter hinzukommen – weitere kleine Computer, die verwundbar sind. Die Computerexperten der Zeitschrift c‘t magazin halten Smartmeter für eine Schwachstelle: Ihnen ist es bereits gelungen, Heizungen in fremden Kellern abzustellen – über das Internet. Und auch das Hacken eines Smart Meters war für sie ein Kinderspiel.
Ebenso einfach wäre es für professionelle Hacker. Sie könnten theoretisch über die Internetverbindungen der Smart Meter in die Konzerne der Energieversorger eindringen und dort den Befehl geben: Alle Kraftwerke auf Volldampf hochfahren! Ein fataler Impuls: Die Systeme würden nur wenige Sekunden auf Hochtouren laufen – dann würden sie kollabieren. Die Folge: weiträumiger Stromausfall.
Das Problem: Nur wenige Gebäude in Deutschland verfügen über Diesel-Notstromaggregate: Krankenhäuser etwa oder Wasserwerke. Doch auch ihr Stromvorrat hält nicht ewig. Denn die meisten Dieselaggregate sind maximal auf 48 Stunden ausgelegt. Danach müssen sie wieder betankt werden. Aber wie? Auch die Tankstellen sind weg vom Stromnetz und können den Treibstoff nicht mehr aus ihren unterirdischen Tanks pumpen. Zwar gibt es in Deutschland Tankstellen mit Notstromversorgung. Doch davon existierten gerade einmal 16! Das sind viel zu wenige.
Zu diesem Schluss kommt der Risikoforscher Thomas Petermann. Er hat im Auftrag des Deutschen Bundestags untersucht, was solch ein Blackout für unsere Gesellschaft bedeuten würde. Petermann warnt: „Die Versorgung der Notstromaggregate mit Diesel ist in der Tat die Achillesferse im Versorgungssystem. Wenn diese Achillesferse getroffen ist, dann ist auch die Gesellschaft ins Mark getroffen und wird ins Koma fallen.“
Immer mehr Sicherheitsexperten sagen, dass von der zunehmenden Vernetzung unserer Stromversorgung eine Gefahr ausgeht. Nur die Energiekonzerne können diese neue Technologie besser absichern, etwa mit einem zuverlässigen Virenschutz.
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