Letzte Aktualisierung am 02. Januar 2017.
Quelle: www.20min.ch
Experte Stefan Brem hält einen totalen Stromausfall für realistisch. Die Schäden seien besonders wegen der zunehmenden Digitalisierung massiv.
Herr Brem*, in der SRF-Spezialsendung «Blackout» wird ein Stromausfall in ganz Europa simuliert, wobei auch die Schweiz betroffen wäre. Ist das Panikmache oder ein denkbarer Katastrophenfall?
Das ist ein realistisches Szenario. Möglich wäre das, wenn verschiedene Ereignisse zusammenspielen: Etwa wenn die Speicherseen fast leer sind und gleichzeitig ausländische Kernkraftwerke ausfallen, die uns Strom liefern. Dann würde ein zusätzlicher Eisregen, der das Stromnetz beschädigt, reichen, um in der Schweiz ein Blackout auszulösen. Auch eine lang anhaltende Strommangellage mit regelmässigen, längeren Versorgungsunterbrüchen ist möglich. Unsere Analysen haben gezeigt, dass dies in der Schweiz alle 60 bis 70 Jahre eintreten könnte und Schäden von etwa 100 Milliarden Franken verursachen würde.
Was wären die Auswirkungen auf die Gesundheitsversorgung?
Natürlich wäre das Gesundheitswesen betroffen: Patienten sterben, weil beispielsweise der Strom für die lebenserhaltenden Maschinen in kleineren Spitälern ohne Notstromgruppen ausfällt. Insgesamt müsste in einem Szenario, wie es vom SRF dargestellt wird, mit bis zu hundert Toten gerechnet werden (siehe auch Regierungsanalyse warnt vor 1.000 Toten nach einem Stromausfall in Folge eines Groß-Orkans).
Die Notvorräte in den Haushalten wären möglicherweise nach einigen Tagen aufgebraucht. Sind bei einem andauernden Stromausfall dann Unruhen und Plünderungen möglich?
Die Lebensmittelvorräte, die die Behörden für den Katastrophenfall bereithalten, sind ausreichend. Das Problem besteht darin, diese rechtzeitig an die Bevölkerung zu verteilen. Grundsätzlich darf man zudem annehmen, dass sich die Leute mehrheitlich solidarisch zeigen werden. Aber die Gefahr besteht: Wenn die Leute nach zwei bis drei Tagen das Gefühl haben, dass sie von den Behörden im Stich gelassen werden, könnte die Stimmung kippen. Es könnte zu Unruhen und Plünderungen kommen. Das hat nichts mit krimineller Energie zu tun, sondern mit natürlichen Instinkten: Man will das Überleben für sich und seine Familie sichern.
Welche Gefahren drohen der Stromversorgung neben einer Naturkatastrophe sonst noch?
Ausfälle bei der Stromversorgung werden tatsächlich am häufigsten durch Naturkatastrophen verursacht. Die starke Vernetzung macht sie aber auch zu einem attraktiven Ziel für Cyber-Angriffe. Der Aufwand, eine Gesellschaft auf diese Art zu lähmen, ist aber enorm hoch. Auch das Alter der Netzinfrastruktur stellt ein Risiko dar: Durch den Zubau von neuen Energieproduktionen in ganz Europa muss das Netz ausgebaut werden. In diesem Bereich besteht auch in der Schweiz Handlungsbedarf. Das Problem ist aber erkannt und strategische Ausbauvorhaben dürften in Zukunft priorisiert werden.
Kommentar
Die Links wurden bereits zu entsprechenden Vorfällen und Hintergrundinformationen gesetzt. Die Toteszahlen lassen sich nur schwer erfassen. Das was man aber bereits weiß ist, dass sie unsere Vorstellungskraft bei weitem übersteigen und daher werden sie nur selten angesprochen. Hier wird es am ersten Tag besonders Menschen treffen, die auf externe bzw. technische Hilfe angewiesen sind (Beatmung, Insulin, etc.). Die offensichtlich in Schweiz staatlich vorgehaltenen Notvorräte gibt es in Österreich nicht – dafür eine ernüchternde Studie: Ernährungsvorsorge in Österreich
Spannend dazu die Umfrage in der Schweiz:
In Österreich wären hingegen rund 2/3 der Menschen spätestens nach 7 Tagen nicht mehr in der Lage, sich selbst zu versorgen!
Keine staatliche Notbevorratung in Östrerreich. Getreu dem guten österreichischen Motto: „Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst!“