Quelle: Bevölkerungsschutz – ZEITSCHRIFT FÜR RISIKOANALYSE UND PRÄVENTION, PLANUNG UND AUSBILDUNG, FÜHRUNG UND EINSATZ, Schweiz, 26 / November 2016
Stromunterbrüche haben die meisten von uns schon erlebt. Vorwiegend ohne grösseren Schaden. Kommt es aber einmal zu einem flächendeckenden, mehrtägigen Ausfall der Stromversorgung, sind viele Bereiche von Wirtschaft und Gesellschaft empfindlich betroffen.
Die Zahl der Anrufe nimmt aber rapide ab, weil nach einer halben Stunde die Mobilfunktelefonie zusammenbricht; die Sender werden nicht mehr mit Strom versorgt. Die meisten Personen im betroffenen Gebiet haben dann keine Kommunikationsmöglichkeiten mehr, da sie für die Festnetztelefonie nur stromabhängige, digitale Geräte zur Verfügung haben.
Ist der Strom zurück, ist die Notlage noch nicht bewältigt. Die direkten Auswirkungen nehmen zwar bereits ab dem dritten Tag ab, da die technischen Betriebe das Stromnetz sukzessive wiederaufbauen. Es dauert jedoch Tage und Wochen, bis sich die Situation überall normalisiert hat. Gar für ein Jahr geschädigt werden mehrere Quadratkilometer Ökosysteme, wo Gefahren- und Schadstoffe (etwa durch ungeklärtes Wasser) in die Umwelt gelangen.
«Die Ergebnisse der Analysen zeigen für den Kanton Zürich ein ähnliches Bild wie in anderen Kantonen oder auf nationaler Ebene: Auch diese weisen die Pandemie als grösstes Risiko aus, gefolgt von Naturgefahren sowie dem Szenario eines Stromausfalls.»
Ein ausfallsicheres Datenkommunikationsnetz ist deshalb aus gesellschaftlicher und volkswirtschaftlicher Sicht von übergeordneter Bedeutung. Das BABS will mit dem Sicheren Datenverbundnetz (SDVN) ein entsprechendes Vorhaben realisieren. An das SDVN sollen unter anderem die relevanten Stellen von Bund und Kantonen sowie Betreiber von kritischen Infrastrukturen angeschlossen werden.
Um das Schadenausmass bei einem gravierenden Ausfall der Stromversorgung zu reduzieren, ist es wichtig, dass sowohl die betroffene Bevölkerung als auch die Wirtschaft möglichst gut vorbereitet sind. Neben den spezifischen Verhaltensempfehlungen ist die allgemeine Vorbereitung der Bevölkerung von zentraler Bedeutung: Es geht also darum, die Bevölkerung nicht nur im Ereignisfall darauf aufmerksam zu machen, dass etwa alle Geräte vom Netz getrennt und bei wieder funktionierender Stromversorgung einzeln an das Netz angeschlossen werden sollten, um eine Netzüberlastung zu verhindern. Vielmehr soll der Bevölkerung bereits in der ereignisfreien Zeit eine Vorratshaltung empfohlen werden, weil ein Stromausfall zu Problemen im Bereich der Trinkwasser- und Lebensmittelversorgung führen kann.
Kommentar
Eigentlich habe ich mir von dieser Ausgabe mehr erwartet. Einige Aussagen sind eine klare Bestätigung, andere, vor allem was die Bewältigungsstrategien angeht, sind mir doch etwas zu „top-down“-lastig. Das Thema „Bevölkerung“ wird zwar klar angesprochen – jedoch habe ich nicht das Gefühl, dass man diese damit auch erreicht. Ganz abgesehen von jenen Bevölkerungsteilen, die auch eine Funktion im staatlichen Krisenmanagement wahrnehmen müssen. Wenn diese und deren Familien ebenso unzureichend vorbereitet sind wie der Rest – und das zeigt leider die Erfahrung – dann werden diese Personen schon rein aus psychologischen Gründen nur sehr eingeschränkt handlungsfähig sein. Es gibt daher noch viel zu tun …-
Wie lange würde bei einem großflächigen Blackout in Österreich das TETRA (Digitalfunk BOS Austria) Funknetz der Einsatzorgsnisationen funktionsfähig bleiben? Und wenn dann die auch die Kapazität der Pufferbatterien erschöpft ist, was dann? Aus mit Verbindung und Kommunikation? Geht dann gar nichts mehr? Oder gibts da dahinter noch ein weiteres „Notfall- Betriebssystem“? Oder ist damit das Ende der Fahnenstange erreicht?
Die Basisstationen des BOS-Digitalfunksystems sollten 24 Stunden gepuffert sein, was deutlich mehr ist, als etwa bisher in Deutschland vorgegeben ist/war (2 bzw. 4 Stunden, soweit ich gehört habe). Das Problem ist jedoch, dass die Basisstationen oft über das öffentliche Telekommunikationsnetz miteinander verbunden sind und daher ein deutlich früherer Ausfall der Netzverbindungen zu erwarten ist, womit nur mehr ein Inselbetrieb möglich ist. Zum anderen sind aber der größere Knackpunkt die Akkus der Handfunkgeräte, die nach wenigen Stunden leer sind und wo ein Aufladen nur mehr eingeschränkt möglich ist/bzw. Zeit benötigt.
Daher einmal mehr: Bei einem Blackout zerfällt die Gesellschaft in Kleinststrukturen und muss sich dort selbstorganisieren bzw. sich selbst helfen. Auch die Einsatzorganisationen sind nur mehr eingeschränkt handlungsfähig. Einmal aufgrund der eigenen Betroffenheite (Familien!!) und zum anderen wegen des Umfanges.
Derzeit gibt es keine wirklich (vor allem geprüftes!) „Notfall-Betriebssystem“ in Österreich.