Seit dem letzten Newsletter ist einige Zeit vergangen. Unmittelbar nach unserer „Warnung“ zur Windsituation kam eine weitere alarmierende Meldung aus der Schweiz hinzu. Der Schweizer Übertragungsnetzbetreiber informierte die Öffentlichkeit über die angespannte Situation im Schweizer Stromversorgungssystem, die bei einer entsprechenden Entwicklung auch zu einem Blackout führen könnte. Die letzten Meldungen bestätigten diese Gefahr, als weiterhin existent. Mittlerweile gibt es dazu in der Schweiz auch eine öffentliche Auseinandersetzung. Unkritisch verlief hingegen die Zeit um und nach Weihnachten, es kam im Gegensatz zu den vergangenen Jahren zu keinen hohen Windstromproduktionen. Die aktuelle Situation wird ab sofort auch anlassbezogen unter Strom-Blackout/Risiko/Aktuelle Situation dokumentiert. Das bisherige Jahr 2016 verlief im Vergleich zu 2015 relativ ruhig.

Aktuelle Herausforderungen

Doch nun gibt es einen aktuellen  Hinweis vom deutschen Regulator, der Bundesnetzagentur, dass die nächsten beiden Wochen als „besonders kritisch“ eingestuft werden, da mit kaum einer Stromproduktion aus Erneuerbaren Energien (EE) gerechnet wird. Was grundsätzlich nicht völlig überraschend kommt, da um diese Jahreszeit öfters die Sonne nicht den Boden und damit die PV-Anlagen erreicht. Der Wind kann um diese Zeit ganz heftig wehen, oder kaum. Natürlich versucht man gleich der Schuldfrage nachzugehen und unterschlägt dabei massive Planungs- und Realisierungsfehler. Denn die Energiewende kann nur funktionieren, wenn ein entsprechender Systemumbau und eine dezentrale Energiebevorratung vorhanden ist, was derzeit so gut wie nicht der Fall ist. Das bedeutet wohl, dass die absehbaren Probleme durch das großtechnische Denken weiter zunehmen werden.

Kosten für die Netzstabilisierung explodieren

Die in den vergangenen Newslettern aufgezeigten Entwicklungen wurden kürzlich auch offiziell von der deutschen Seite bestätigt. So waren alleine in Deutschland 2015 über eine Milliarde Euro erforderlich, um akut notwendige netzstabilisierende Maßnahmen durchzuführen. Im August wurde noch mit 500 Millionen Euro gerechnet. Die Zahlen für Österreich wurden noch nicht veröffentlicht, dürften sich aber auch bei über 200 Millionen Euro bewegen. Auch hier wurde im Sommer noch mit rund 100 Millionen gerechnet. Die Stunden mit Negativstrompreisen haben sich gegenüber 2013/2014 mit jeweils 64 auf 126 Stunden fast verdoppelt. Während es 2015 in den ersten drei Wochen des Jänners bereits 27 Stunden mit Negativstrompreisen gab, gab es 2016 erst eine Stunde und die auch nur mit 0,01 Euro. Wesentlicher Grund ist die vergleichsweise geringe Windstromproduktion.

Blackout durch Cyber-Angriff!?

Im Bereich Cyber-Sicherheit und Stromversorgung wurde wahrscheinlich zu Weihnachten 2015 ein neues Kapitel und eine neue Eskalationsstufe erreicht. Demnach soll im Dezember erstmals durch einen Cyber-Angriff ein großflächiger Stromausfall – in der Ukraine – ausgelöst worden sein. Wahrscheinlich wurde der Stromausfall nicht nur durch eine Schadsoftware und Hacker ausgelöst, da in der Regel Einzelereignisse nicht für ein derart weitreichende Ereignis ausreichen. Jüngste Meldungen zeigen, dass nun auch die Versicherungswirtschaft alarmiert ist und einen europaweiten Stromausfall nicht mehr ausschließt.

Gasversorgungssicherheit

Ob unsere Gasversorgung als sicher oder als scheinsicher einzustufen ist, wird sich in 2 Monaten herausstellen. Die derzeitigen Hochrechnungen führen zum Ergebnis, dass Anfang April das Limit der Speicher erreicht werden dürfte. Das bedeutet nicht, dass dann nichts mehr da ist, sondern das die Puffer für unvorhergesehene Entwicklungen ausgereizt sind. Aber auch hier haben wir bisher aufgrund des milden Winters wohl viel Glück. Die Frage ist nur, ob wir unser Dasein vorrangig auf Glück aufbauen sollten.

Kurz-Info & Leitfaden „Meine Feuerwehr auf ein Blackout vorbereiten“

Um die Gesellschaft besser auf ein mögliches Blackout besser vorzubereiten, wurde nun eine  Kurz-Info „Meine Feuerwehr auf ein Blackout vorbereiten“ zusammengestellt und das Kapitel 6, Einsatzkräfte/-organisationen/Feuerwehr, im Leitfaden „Meine Gemeinde auf ein Blackout vorbereiten“ umfassend erweitert.

Bilanz des Energieprojekts Gorona auf der Kanareninsel El Hierro

Abschließen möchten wir ein nicht so erfolgreiches Projekt vorstellen. Einerseits, um auf die Herausforderungen bei der Energiewende einzugehen und andererseits, um aus unserer Sicht mögliche Lösungsansätze aufzuzeigen. Die Energiewende muss gelingen, es gibt derzeit keine wirkliche Alternative. Auch nicht die Beharrung auf dem Status quo. Eine Stromversorgung aus erneuerbaren Energien erfordert ein dezentralisiertes Stromversorgungssystem, dass man mit   großtechnischem Denken nicht umsetzen kann.

Das hoch gesteckte und extrem ehrgeizige Ziel einer kompletten Stromversorgung mit regenerativer Energie konnte nicht erreicht werden. Wenn die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen unter die Lupe genommen werden, muss man leider feststellen: Wunsch und Wirklichkeit sind zwei Paar Stiefel.

Folgende „Pferdefüße“ hatte das seit Juni 2014 laufende Hydro-Wind-Projekt:

  • Beschränkung auf nur eine Art der Energiebevorratung mit einem Pumpspeicherwerk
  • Der maximaler Energieinhalt des Speichers war zu klein für die volatile Wind-Produktion
  • Der nutzbare Speicherraum wird zudem wegen Erdbebengefährdung eingeschränkt
  • Ein sämtliche Energienutzer einbeziehendes Energiemanagement fehlt
  • Nur Pumpspeicher-Technologie ist für die Netzregelung unzureichend
  • Auch die Einhaltung der Toleranzen bei der Spannung war unzureichend gelöst

Der Lösungsansatz mit einem Pumpspeicherwerk und fehlendem dezentral vorgenommenen Energiemanagement sowie fehlenden Spannungshaltungsmechanismen muss als „großtechnischer“ Lösungsansatz bezeichnet werden. Ein solches Vorgehen kann die Herausforderungen nicht ausreichend beherrschen.

Dass inzwischen der Ölpreis 50 % günstiger ist, als noch vor 4 Jahren, kann dem Projekt nicht angelastet werden. Der Ölpreis ist Schwankungen ausgesetzt, die ihn als Vergleichsgröße unbrauchbar macht. Damit kann keine Amortisation ermittelt werden. Das war nicht Ziel.

El Hierro hat es gewagt, ein solches Energieprojekt über den Planungsansatz bis zur Fertigstellung zu bringen. Das ist keine Selbstverständlichkeit, nicht nur auf den Kanaren. Es wurde ein überaus beträchtlicher Anteil des benötigten Stromes regenerativ erzeugt. Das allein ist ein großer Erfolg, auch wenn das 100%-Ziel verfehlt wurde.

Ohne ein wirkliches Ausprobieren können keine Erfahrungen gesammelt werden. Eine Insel eignet sich hervorragend für so ein Vorhaben, weil hier keine Kopplung mit einem größeren Verbundnetz möglich war.

Zuviel Euphorie und glorreich in den Himmel gehobene Wunschvorstellungen schaden jedoch jedem Projekt und der Glaubwürdigkeit ganz grundsätzlich, nicht nur auf El Hierro. Schaumschlägerei und reines Marketing sollten gänzlich unterbleiben. Ehrlichkeit siegt. Beständigkeit bei der Zielverfolgung ist immer notwendig. Rückschläge sind normal in einem Projekt. Daher ist der Originalartikel wohl zu selbstkritisch.

Verschiedene Meldungen und Berichte

Eigene Analysen und systemische Betrachtungen

Stromversorgung

Cybersicherheit

Krisenmanagement

Allgemeines

Situation im europäischen Stromversorgungssystem

Die angeführten Beispiele stammen rein aus öffentlich verfügbaren Quellen. Sie zeigen die aktuellen Herausforderungen auf und sollten uns an die Truthahn-Illusion  erinnern.