Letzte Aktualisierung am 22. Januar 2016.
Quelle: Wirtschaftsblatt, www.focus.de
Die Sprengung mehrerer Strommasten in der Ukraine hat die gesamte Stromversorgung der russisch besetzten Halbinsel Krim lahmgelegt. Dort wurde der Notstand ausgerufen. Knapp zwei Millionen Menschen sind vom Stromausfall betroffen.
Nach Sabotageangriffen auf Stromleitungen in der Ukraine haben die Bewohner der Krim die zweite Nacht in Folge fast völlig ohne Licht und Heizung auskommen müssen.
Der moskautreuen Krim-Regierung zufolge sind etwa 1,6 Millionen Menschen nach dem „Blackout“ ohne Strom. Die Halbinsel könne jedoch bestenfalls die Hälfte ihres Strombedarfs selbst decken.
Update 27.11.15
Quelle: www.srf.ch
Das Handynetz funktioniert, als wir Denis Trubetskoy in der Hafenstadt Sewastopol erreichen – aber Strom gibt es keinen: «Hier sieht es zur Zeit so aus, dass man zwei Stunden mit und sechs Stunden ohne Strom auskommen muss», sagt er. Es sei eine schwierige Situation für die Halbinsel. Mobilfunknetze und Internet würden nicht richtig funktionieren und es gebe Probleme bei der Lebensmittelversorgung.
Auf den Ausfall der Stromversorgung seien die Bewohner nicht vorbereitet gewesen, sagt Trubetskoy – obwohl es bereits vor einem Jahr Unterbrüche gab: «Die mangelnde Vorbereitung ist für mich unverständlich. Vor den Geschäften, in denen Generatoren und Kerzen verkauft werden, gibt es riesige Schlangen. Bereits vor einem Jahr wurde der Strom vom ukrainischen Festland teilweise abgedreht.»
Nicht nur die Bevölkerung auch die Behörden seien auf den Stromausfall nicht vorbereitet gewesen, was Trubetskoy erstaunt.
Seit zwei Monaten blockieren die Krimtataren die Zufahrt vom ukrainischen Festland zur Krim.
Update 25.12.15
Quelle: www.dw.com
„Wir haben diese Probleme schon in den Neunziger Jahren überlebt, dann werden wir das jetzt auch überleben.“
Auf der Krim wurde nach diesem Vorfall der Ausnahmezustand verhängt. Das Leben auf der Halbinsel war für ein paar Tage so gut wie lahm gelegt. Die Regierung auf der Krim hat die rund 2,3 Millionen Bewohner mit Power-Generatoren versorgt. In größeren Städten wurden Strom und Wasser nach Uhrzeiten rationiert.
Kommentar
Wie selektiv unsere Wahrnehmungen und Reaktionen sind, zeigen zwei aktuelle Terrorsituationen. Auf der einen Seite der Massenmord in Paris – 1.000 km von Wien entfernt. Gleichzeitig gab es einen weiteren verheerenden Terroranschlag – 1.400 km im Osten – die Sprengung der Strommasten, welche die Krim mit Strom versorgten. 2 Millionen Menschen waren unmittelbar betroffen. Nach letzten Informationen sind weiterhin rund 1,6 Millionen Menschen ohne Strom- und teilweise ohne Wasserversorgung. Es wurde von keinen unmittelbaren Todesfolgen berichtet, dennoch ist davon auszugehen, dass auch wenn die Bevölkerung auf der Krim mit Entbehrungen umgehen kann, dieses Blackout nicht spurlos vorübergehen wird. Hier spielen auch unterschiedliche psychologische Aspekte eine Rolle. Nichtsdestotrotz zeigt dieses Beispiel, dass wir uns vor den falschen Risiken fürchten (siehe das Risikoparadox). Oder kann jemand garantieren, dass ein solches Szenario mitten in Europa nicht möglich ist? Beim Blackout 2003 in Italien reichten auch zwei Stromleitungen aus …
Zur Frage, warum hat die Sprengung der Masten nur auf der Krim und nicht auch in der Ukraine zu einem Blackout geführt? Am Randnetz geht eine geringere Gefahr für das Gesamtsystem aus, da dieses ja viel Größer ist und in der Regel einen solchen Teilausfall verkraften kann. Das war auch beim Blackout 2003 in Italien der Fall. Auch da brach nicht gleich das gesamte europäische Netz zusammen. 2006 hingen wurde durch den (geplanten) Ausfall einer Leitung in Norddeutschland eine schwerwiegende Großstörung ausgelöst, die 19 Sekunden später auch in Spanien die Lichter ausgehen lies. Eine ähnliche Gefahr besteht derzeit, wenn das System bereits an der Belastungsgrenze betrieben werden muss. Kommt dann noch eine zusätzliche Störung hinzu, kann es das berühmte Fass zum Überlaufen bringen. Blackouts werden selten durch ein Einzelereignis ausgelöst. In der Regel kommt es zu einer Verkettung von an und für sich beherrschbarer Einzelereignisse, die einen Dominoeffekt auslösen. Die Wahrscheinlichkeit ist dafür in einer angespannten Netzsituation deutlich höher, als wenn alles stabil läuft und genug Reserven vorhanden sind. Und in letzter Konsequenz geht es immer um die Frage: Wären wir darauf vorbereitet, welche eindeutig mit NEIN zu beantworten ist.
Update 27.11.15
Nachwievor sind rund 1,6 Millionen Menschen seit Tagen ohne Strom bzw. erhalten diesen nur Stundenweise einen. Ein Teil der Infrastruktur scheint zu funktionieren. Es gibt aber kaum Berichte über die tatsächlichen Auswirkungen für die Menschen vor Ort. Glück im Unglück sind die milden Temperaturen. Jetzt aber auf Mitteleuropa zu schließen, könnte fatal sein. Denn die Lebensweise und Infrastruktur auf der Krim ist wohl kaum mit unserem Standard und unseren Abhängigkeiten zu vergleichen. Zudem scheint es schon länger aufgrund der Blockaden Versorgungsengpässe zu geben.
Update 25.12.15
Diese Meldung bestätigt, dass auf der Krim andere Voraussetzungen als in Mitteleuropa gegeben waren/sind.