Letzte Aktualisierung am 12. Januar 2016.
Quelle: Wirtschaftsblatt
Das Stromsystem stabil zu halten kostet heuer bereits 140 Millionen € [Am 24.11.15 waren es bereits 160 Millionen Euro]. Erst kürzlich konnte ein Ausfall des Netzes nur mit großem Aufwand verhindert werden.
Etwas größer als üblich waren die Probleme zu Beginn der Woche bei den deutschen und österreichischen Übertragungsnetzbetreibern. Die für die Hochspannungsleitungen zuständige Austrian Power Grid (APG) musste am Montag [16.11.15] die gesamte in Österreich zur Verfügung stehende Kraftwerksleistung anfordern, um das Netz vor dem Zusammenbruch zu bewahren. Der Grund: Es war ein windiger Tag in Norddeutschland.
„Wir mussten in den Nachtstunden eingreifen und alles tun, was machbar war“, sagt APG-Vorstand Gerhard Christiner bei einem Vortrag im Wiener Impact Hub. Insgesamt waren es 3685 Megawatt an Leistung [Anmerkung: bis 24.11.15 wurde bereits ein neuer Spitzenwert von 4565 MW erreicht], die von der APG kontrahiert werden mussten. Die Kraftwerke wurden hochgefahren, um ein Gegengewicht zu den von den Windrädern im Norden Deutschlands stammenden Strommengen zu schaffen-andernfalls hätte der starke Stromfluss die Netze überfordert. In der Folge wäre es zu großflächigen Stromausfällen gekommen. „Ich will gar nicht sagen, wie viel das gekostet hat“, so Christiner und nennt stattdessen die Gesamtkosten für die APG-Regelzone seit Jahresbeginn: Rund 140 Millionen € mussten für diese als Redispatch bezeichneten Eingriffe ins Stromnetz aufgewendet werden. Damit haben sie sich im Vergleich zum Mai dieses Jahres verdreifacht. Dabei entfallen rund 20 Millionen € auf Österreich-den Rest zahlt überwiegend Deutschland, das laut dem APG-Vorstand bis Jahresende bis zu 600 Millionen € für Redispatch-Maßnahmen zahlen könnte.
In Österreich könnten diese Ausgaben vermieden werden: „Wir müssen die Kraftwerke hochfahren, weil wir nicht imstande sind, den Strom in den Osten zu bringen. Das sind die Konsequenzen des verzögerten Netzausbaus“,sagt Christiner.
Konkret meint er die 380-kV-Leitung in Salzburg, die sich seit Jänner 2013 in erster Instanz der Umweltverträglichkeitsprüfung (UVP) befindet und für die Stromverteilung in Österreich eine bedeutende Rolle spielt. „Ich verstehe ja, dass die gesetzlich vorgesehenen neun Monate etwas sportlich wären, aber 35 Monate? Das bringt niemanden etwas und kostet Geld“, kritisiert der APG-Vorstand. Weil es nicht möglich gewesen sei, den Strom aus den Pumpspeicherkraftwerken im Westen in den Osten Österreichs zu bringen, habe man im Sommer mehrfach Kraftwerke im Osten hochfahren müssen, sagt Christiner.
Kommentar
Bizarr ist, dass genau am Montag bzw. zeitgleich im ORF III der Themenabend „Stromausfall“ gelaufen ist. Wie oft wird es noch gut gehen? Die Windsaison hat erst begonnen. Daher wird wohl auch heuer die Weihnachtszeit wieder besonders kritisch werden.
Noch im Oktober wurde von der APG ein Kostenaufwand von rund 116 Millionen Euro für 2015 für Redispatchingmaßnahmen prognostiziert. Etwas mehr als ein Monat später sind wir schon deutlich drüber. Zum Vergleich, 2011 waren es 2 Millionen, 2013 13 Millionen und 2014 22 Millionen Euro. Eine Versiebzigfachung in 4 Jahren. Auch in Deutschland ging man im August noch von etwa 500 Millionen Euro bis Jahresende aus (siehe Hitzewelle kostet Stromverbraucher viele Millionen).
Beim Deutschen Übertragungsnetzbetreiber 50-Hertz ist der Aufwand für netzkritische Eingriffe nach EnWG § 13(2) von 267 GWh (2014) auf aktuell 920 GWh angestiegen.
Wir werden es wohl erst glauben, wenn es wirklich passiert ist, dass es möglich ist. Die wirtschaftlichen Schäden sind dabei überhaupt nicht absehbar, vor allem, wenn man wieder jüngste Erkenntnisse mitberücksichtigt (3. DACH-Sicherheitsforum Österreich, Kettenreaktion nach missglückter Schornsteinsprengung).
Daher stellt sich nur mehr die Frage:
Situation im letzten Monat
Quelle: www.agora-energiewende.de
Situation im Vergleichszeitraum 2014
Hier ist ein wesentlicher Unterschied zur Erzeugungsleistung regenerative Energien im Jahr 2015 zu erkennen.
Situation im vergangenen Jahr
Die nächsten Wochen bis Ende Jänner 2016 lassen weitere Spitzenwert in der Erzeugung regenerativer Energien erwarten, was zugleich eine massive Systembelastung erwarten lässt.
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