Trotz Warnung nicht vorbereitet – Worst Case Szenario eingetroffen
Die Regierung räumte außerdem erstmals öffentlich ein, trotz zahlreicher Warnungen vor einem bevorstehenden großen *** nicht ausreichend vorbereitet gewesen zu sein. ‚Wir haben nicht genügend Mittel, und wir brauchen mehr Zeit, um alle zu erreichen‘, erklärte *** im staatlichen Fernsehen. Die Behörden hätten Schwierigkeiten, die Krise zu meistern. ‚Wir waren auf ein Desaster dieses Ausmaßes nicht vorbereitet.‘ Die Stromversorgung ist zusammengebrochen, so dass weder Wasserversorgung noch Telekommunikation gut funktionieren.
Satish Kharel
hatte schon jahrelang vor den verheerenden Auswirkungen eines schweren *** gewarnt und den Aufbau eines Notfunknetzes gefordert.
2014 hatte der von den Funkern angenommene Katastrophengrund, nämlich ein österreichweiter Stromausfall, noch zu erheblichen Verstimmungen vor allem der Behördenvertreter geführt. Das angenommene Szenario sei unrealistisch und deshalb Panikmache, weil Österreichs Stromnetze hervorragend abgesichert und die Behörden sehr gut auf alles vorbereitet seien, hieß es. Es ist dieselbe Art von Stehsätzen, die Satish Kharel von der Bürokratie in Nepal jahrelang zu hören bekam.
So lauteten aktuelle Meldungen nach dem schweren Erdbeben in Nepal. Ereignisse, die immer nur bei den anderen passieren, oder? Oder vielleicht auch nicht, wie etwa folgende aktuelle Erfahrung zeigt:
Schäden nach Stromausfall an Uni Bochum noch nicht absehbar
Nach einem 20-stündigen Stromausfall auf der Ruhruniversität Bochum ist noch nicht abschätzbar, welche Schäden für die Forschung entstanden sind. Vor allem tiefgekühltes Material hat sich durch den Stromausfall erwärmt. In der Medizinischen Fakultät beschafften Studenten während des Stromausfalls Notstromaggregate, um Enzyme, Antikörper und sensible Gewebeproben von Menschen mit seltenen Krankheiten auf Temperaturen von minus 80 Grad zu halten. ‚Vieles ist das Ergebnis jahrzehntelanger Arbeit und wäre unwiederbringlich‘.
Es dauere Wochen oder sogar Monate, bis mögliche Verluste als Folgen des Stromausfalls beziffert werden könnten.
Ein Bestätigung für das, was schon vor Jahren eine Bioforscherin in Österreich erzählt hat. Daher treffen mich dann Aussagen wie ‚Du warnst eh schon seit Jahren und noch immer ist nichts passiert‘. Es geht nicht um den Zeitpunkt des Eintritts, sondern um die damit verbundenen Konsequenzen.
Nassim Taleb dazu:
Er schrieb etwa dazu auch in seinem Buch
Der Schwarze Schwan – Konsequenzen aus der Krise:
Ich schrie wegen der versteckten Risiken im System ständig: ‚Feuer! Feuer! Feuer!‘, musste aber hören, dass die Leute den Inhalt meiner Worte ignorieren und einfach die Präsentation kritisierten, als würden sie sagen, meine Ausdrucksweise bei dem Schrei ‚Feuer!‘ sei schlecht. Dieses Gefühl haben wir auch öfters.
Komplexe Systeme haben einen Kipppunkt – wie bei einem alten Lichtschalter. Der Druck muss erhöht werden und zu einem nicht vorhersagbaren Zeitpunkt kippt der Schalter abrupt. So ähnlich verhält sich die Belastbarkeit von komplexen Systemen (siehe etwa auch
Das Metanoia-Prinzip). Daher wird die Belastbarkeit von Systemen häufig überschätzt.
Dauer eines Blackouts
Es gibt durchaus eine sehr berechtigte Hoffnung, dass nach einem europäischen Blackout – dessen Eintritt kaum ein Fachexperte mehr bezweifelt – die Stromversorgung in Österreich binnen 24 Stunden wieder hergestellt werden kann. Ob das etwa auch in Deutschland möglich sein wird, bezweifeln wir (mehr dazu im nächsten Newsletter). Aber das geht schon ins Spekulative. Wie auch immer – wir sind aber nicht nur beim Strom auf europäischer Ebene wechselseitig abhängig. Viele Versorgungsbereiche bzw. die Wirtschaft insgesamt funktionieren heute nur mehr transnational und das sollten wir nicht vergessen. Zum anderen musste ich kürzlich in Berlin feststellen, dass sich manche Aussagen auf einzelne ‚Teile‘ bzw. auf genaue Definitionen beziehen. Etwa ‚äußerst unwahrscheinlich‘ auf mehrtägig oder mehrwöchig bzw. langanhaltend – und nicht auf die generelle Möglichkeit. Eine zu scharfe Begriffsdefinition ist jedoch kontraproduktiv und irreführend. Es beginnt ja bereits bei der Fragestellung, wie gut würden wir auch nur einen eintägigen Stromausfall – der einen mehrtägigen Infrastrukturausfall in anderen Bereichen nach sich zieht (!) – bewältigen können? Etwa wenn wie in Berlin zeitnah nur mehr eine eingeschränkte Wasserversorgung für große Teile der Bevölkerung möglich ist? Auch das passt zu Talebs Aussage.
s/w-Betrachtungen – auch andere tun etwas!
Mit Sicherheit entsteht immer wieder der Eindruck, dass niemand anderer etwas tut, was so natürlich nicht stimmt. Die Netzbetreiber sind sich der Gefahr bewusst und bereiten alles in ihrer Macht stehende vor bzw. verhindern immer wieder den Worst-Case-Fall. Auch Behörden und Einsatzorganisationen bereiten sich in Österreich darauf vor, zum Teil schon seit sehr vielen Jahren. Auch die Zivilschutzorganisationen führen, je nach Bundesland unterschiedlich intensiv, Aktivitäten zur Sensibilisierung durch. Aber all diese Aktivitäten reichen für eine gesamtgesellschaftliche Auseinandersetzung bei weitem nicht aus, da nur ein Bruchteil der Bevölkerung erreicht wird. Dieses Ereignis kann eben nicht – wie das sonst sehr erfolgreich üblich ist – vorwiegend durch die organisierte Hilfe bewältigt werden. Und so lange wir uns diese Tatsache nicht eingestehen, nehmen wir vielen Menschen, Organisationen und Unternehmen die Chance, sich eigenverantwortlich vorzubereiten. Die Menschen sind, wie ich das laufend erlebe, dazu bereit, sie erwarten sich dazu aber eine offene Risikokommunikation, am besten von ganz ‚oben‘.
Das Fatale ist nicht, dass etwas passieren kann, sondern dass wir als Gesellschaft nicht darauf vorbereitet sind! Und trotz aller Vorbereitungen werden wir niemals gut genug darauf vorbereitet sein. Man kann sich zwar aus heutiger Sicht bestmöglich vorbereiten, aber es wird nie ausreichen, um mit einem solchen strategischen Schockereignis gut umgehen zu können. Unsere Improvisationskunst wird uns zugutegekommen. Erhöhen wir durch eine ehrliche
Sicherheitskommunikation den Handlungsspielraum für die gesamte Gesellschaft und minimieren wir die Selbsttäuschung.
Einzelkämpfer vs. Gemeinschaft (Kooperation)
Was ich auch immer wieder erlebe ist, dass sich einzelne Menschen für sich und ihre Familie gut vorbereitet haben. Dabei kommt auch nicht selten das Thema Waffen zur Sprache, was mich doch sehr überrascht. Es sollte uns zu Denken geben. Etwas, was wohl vielfach unterschätzt wird aber auch bis zu einem gewissen Grad nachvollziehbar ist. Wenn man das Gefühl hat, dass sich niemand darum kümmert, dann greifen Menschen offensichtlich zur nicht intendierten Selbsthilfe. Einmal mehr ein Hinweis auf die Notwendigkeit einer integrierten Sicherheitskommunikation, um möglichst viele Menschen zur kooperativen Selbsthilfefähigkeit zu mobilisieren. An sonst werden wir wohl Dinge erleben, die wir uns derzeit lieber nicht vorstellen möchten. Strategische Schocks können nur gemeinsam und kooperativ sinnvoll bewältigt werden. Das muss aber auch bewusstgemacht werden.
Blackout-Vorbereitung – Nutzen im Alltag
Besonders erfreulich war vor kurzem die Rückmeldung eines ‚Plötzlich Blackout!‘-Teilnehmers, der von seinen positiven Erfahrungen berichtet hat. Die Auseinandersetzung mit dem Thema Blackout hat dazu geführt, dass nun im Unternehmen auch kleinere Alltagsproblemstellungen besser gelöst werden, da man nun viel breiter und vernetzter zu denken begonnen hat. Es geht eben nicht nur um das Thema Blackout, sondern um die generelle Erhöhung der gesamtgesellschaftlichen
Resilienz, um mit jeglichen Störungen besser umgehen zu können. Nutzen auch Sie diese Chancen! Natürlich freuen wir uns auch immer über positive Rückmeldungen und Erfahrungen, die uns wiederum bestärken, weiter zu machen.
Im nächsten Newsletter werden wir von der
3. Fachtagung Energie – Blackout – Vorbeugung, Bewältigung, Wiederaufbau in Leipzig berichten, wo wir beide einen Beitrag leisten durften. Zum anderen wird es einen Bericht vom
Feldtest ‚Katastrophenschutz-Leuchttürme als Anlaufstelle für die Bevölkerung in Krisensituationen (Kat-Leuchttürme)‘ in Berlin geben.
Verschiedene Meldungen und Berichte
- Notfunkübung in Österreich am Freitag, 01. Mai
- Kurbelgeräte – trügerische Sicherheit – Kurbeltaschenlampen, -radios, etc. können zur Scheinsicherheit führen – eine persönliche Erfahrung
- Schäden nach Stromausfall an Uni Bochum noch nicht absehbar
Situation im europäischen Stromversorgungssystem
Die angeführten Beispiele stammen rein aus öffentlich verfügbaren Quellen. Sie zeigen die aktuellen Herausforderungen auf und sollten uns an die
Truthahn-Illusion erinnern.
- Auswertung Redispatching & Intradaystops
- Negativstrompreistage 2015 – 2013 und 2014 gab es jeweils 64 Stunden mit Negativstrompreisen. 2015 sind es bisher bereits
63 Stunden. - 12. und 13. April 2015 – Rekordnegativstrompreise – Minus 80 Euro für eine MWh Strom, die derzeit gewöhnlich zwischen 30-60 Euro kostet (
EEX).