Der heutige Newsletter beschäftigt sich einmal mehr mit der Frage: ‚Wären wir darauf vorbereitet?‘

Sonnenfinsternis am 20. März 2015

In den letzten Tagen gab es eine sehr aufgeregte Berichterstattung zur kommenden Sonnenfinsternis am 20. März 2015. Dabei wird auch die Möglichkeit eines Blackouts in Folge der verringerten Produktion von Photovoltaik-Anlagen diskutiert. Wir verfolgen dieses Thema schon seit September 2014, als es zum ersten Mal in den Medien aufgeschlagen ist. Der Erstbeurteilung – die Sonne geht ja jeden Tag unter, am 20. März halt fast zweimal – ist mittlerweile doch etwas Nüchternheit gewichen. Ganz so einfach ist das nicht, wie auch einem aktuellen Bericht des Verbandes der Europäischen Übertragungsnetzbetreiber (ENTSO-E) zu entnehmen ist. Ich vertraue trotzdem darauf, dass die Netzbetreiber alles unternehmen werden, um das Worst-Case-Szenario zu verhindern. Die größere Gefahr geht wohl von einer Stromüberproduktion speziell nach der Sonnenfinsternis um die Mittagszeit aus, als von einer zu niedrigen Produktion. Das hängt natürlich von den tatsächlichen Wetterbedingungen ab. Was möglicherweise unterschätzt wird ist, dass anscheinend eine Sonnenfinsternis mit starken Winden einhergeht. Dieses Ereignis wird für die Netzsteuerung sicher keine einfache Fingerübung und ein zusätzliches unvorhergesehenes Ereignis könnten das berühmte Fass zum Überlaufen bringen. Detailliertere Informationen finden Sie im Post
Sonnenfinsternis 2015.

Also, grundsätzlich kein Grund zur Panik, aber Anlass genug, um uns die Frage zu stellen, wären wir (die Bevölkerung!!!) darauf vorbereitet? Und eine gute Möglichkeit, um diese Frage auch breit öffentlich zur Diskussion zu stellen, wie das etwa gerade in Nieder- und Oberösterreich passiert.

Meine persönliche Empfehlung: Damit rechnen, dass an diesem Tag etwas schief gehen könnte und sich lieber positiv als negativ überraschen lassen! Also etwa Aufzüge meiden und die Lebensmittelvorräte vorher überprüfen, Auto vorher auftanken, usw. ;-).

Black Sky – The Global Risks Report 2015

Dazu passend titelt der aktuelle
Global Risks Report 2015 des World Economic Forum den Abschnitt Kritische Infrastrukturen mit: ‚Black Sky – risks to critical infrastructure‘. Der Inhalt spiegelt unsere Einschätzungen wieder:

‚The world has more to lose than ever before from massive failure of critical infrastructure. To improve eficiency and lower cost, various systems have been allowed to become hyperdependent on one another. The failure of one weak link – whether from natural disaster, human error or terrorism – can create ripple effects across multiple systems and over wide geographical areas. Large-scale power outages might be the most visible illustration.‘

Die Spatzen pfeifen es also von den Dächern. Wie lange wollen wir weiter so damit umgehen wie jetzt? Brauchen wir wirklich den Beweise dafür? Ergänzend dazu meine überarbeitete Version von ‚
Die vernachlässigten Schattenseiten der Vernetzung‚.

Orchestrieren statt managen

Immer wieder beteuern Führungskräfte von wichtigen Organisationen, eh alles zu tun und gut darauf vorbereitet zu sein. Selten ist anscheinend bewusst, dass man sich selber in die Taschen lügt, denn auf solche Ereignisse kann man nie gut genug vorbereitet sein, da mit einer Menge an Überraschungen zu rechnen ist. Und schon gar nicht, wenn die einzelnen Mitarbeiter und ihre Familien nicht persönlich vorbereitet sind. Erst unlängst musste ich wieder diese schmerzhafte Erfahrung machen. Ich habe einen Mitarbeiter einer sehr wichtigen Einsatzorganisation gefragt, was er bei einem Blackout macht. Ich war bis dahin davon ausgegangen, dass diese Einsatzorganisation – nicht zuletzt aufgrund der bisherigen Aussagen aus unterschiedlichen Bereichen und der Führung – wirklich umfangreiche und vorbildliche Vorkehrungen getroffen hat. Er hat noch nie davon gehört. Von anderen Einsatzorganisationen ist mir ähnliches bekannt, bis hin, dass nicht einmal hochrangige Führungskräfte davon gehört haben, geschweige den Überlegungen angestellt hätten. Daher fühle ich mich in meiner Annahme bestätigt, dass die organisierte Hilfe bei einem Blackout leider noch viel hilfloser sein wird, als notwendig.

Wir müssen uns endlich offen und ehrlich eingestehen, wo unsere Grenzen sind und die Bevölkerung aktiv einbinden. Die Vernetzung zwischen den Organisationen ist dabei das um und auf. Sie muss aber viel mehr noch gelebt werden. Aber nicht nur auf der Führungsebene, sondern auch auf der Arbeitsebene. Dabei müssen Führungskräfte zur Kenntnis nehmen, dass damit auch gewisse bisher gewohnte hierarchische Kontrollmöglichkeiten („managen“) verloren gehen. Aber das ist ein Teil der Transformation zur Netzwerkgesellschaft. Wenn wir das Gemeinwohl und die gesamtstaatliche Sicht verfolgen wollen, dann wird daran kein Weg vorbei führen. Dazu bedarf es auch einer gewissen Risikobereitschaft und Unaufgeregtheit, wenn mal etwas schief geht. Die wesentliche Aufgabe der Bundesorganisationen wird daher die Orchestrierung der vielen Player sein – nicht Command & Control. Hier sollten wir unser Potential besser einsetzen bzw. genau hier stehen wir uns oft noch selber im Wege.

Dazu eine passende Buchempfehlung: Aufbrechen! Warum wir eine Exzellenzgesellschaft werden müssen

Hilfe zur Selbsthilfe – Förderung der Selbstorganisation

Aufgrund des letzten Beitrages zur integrierten Sicherheitskommunikation in der Schweiz (alertswiss.ch) habe ich einige Rückmeldungen erhalten, dass so etwas auch für Österreich Sinn machen würde. Meine Einschätzung nach verschiedenen Gesprächen lassen mich aber daran zweifeln, dass das derzeit in Österreich top-down und kurzfristig möglich ist. Aber ich habe ein paar Mitstreiter gefunden, die entsprechende Lösungen bottom-up mitaufbauen möchten bzw. schon konkrete Vorbereitungen laufen haben. Ein bereits sehr konkreter Teil wird sich mit dem Thema Crisis-Mapping beschäftigen, einer
Ushahidi-Plattform, wo Hilfesuchende und Hilfeanbietende sich selbst organisieren können. Ein anderer Bereich wird sich mit der Vernetzung von bereits verfügbaren Informationen, die Relevanz für die Bevölkerung und/oder Einsatzorganisationen/Einsatzleiter auf lokaler Ebene haben könnten, beschäftigen. Dabei geht es nicht nur um das Thema ‚Blackout‘, sondern um die generelle Bewältigung von strategischen Schockereignissen, durchaus auch auf lokaler/regionaler Ebene. Sobald konkretere Informationen vorliegen, werde ich Sie weiter informieren.

Sollten Sie daran Interesse haben bzw. sich einbringen wollen/können, dann nehmen Sie bitte mit mir Kontakt auf.

Auch ich lerne immer wieder Neues dazu, etwa durch diese Aussage eines Feuerwehrmannes: ‚Wenn der Blackout im Winter passiert, können manche Heizanlagen sehr schnell überhitzen, wenn die Pumpen stehenbleiben. Da hilft dann nur noch, den Kessel auszuräumen, und das sollte man der Feuerwehr überlassen.‘ Es gibt einfach viele Dinge, die wir noch nicht wissen oder behirnen!

Verschiedene Meldungen und Berichte

Situation im europäischen Stromversorgungssystem

Die angeführten Beispiele stammen rein aus öffentlich verfügbaren Quellen. Sie zeigen die aktuellen Herausforderungen auf und sollten uns an die Truthahn-Illusion erinnern.