Letzte Aktualisierung am 23. Oktober 2015.

Quelle: radio.cz

Der Netzausbau – er ist eines der größten Probleme der deutschen Energiewende. Neue Stromleitungen müssen her, aber viele Bürger protestieren gegen die Trassen. Die Folgen bekommt auch Tschechien zu spüren. Dort ist durch den deutschen Ökostrom das Netz phasenweise überlastet. Die Folge sind zusätzliche Kosten und die Gefahr eines Blackouts.

Vor allem die deutsche Windenergie hat es in sich. Bläst es kräftig und drehen die Rotoren schnell, zeigen sich Sorgenfalten bei den Stromnetzbetreibern in Tschechien. Denn dann ist das Netz in Deutschland überlastet und jede Menge elektrischer Strom wird in die tschechischen Leitungen gepresst. So geschehen zum Beispiel Mitte Dezember vergangenen Jahres.

„In Norddeutschland setzte eine übermäßige Stromproduktion ein, bei unserem südlichen Nachbarn Österreich und auf dem Balkan bestand aber kein erweiterter Energiebedarf. Hier in Tschechien baute sich dadurch eine Überlastung auf, die unser Stromnetz bedrohte. Wir haben also Deutschland darum gebeten, die Kapazitäten herunterzufahren, und Österreich, mehr Kraftwerksleistung zu produzieren, um die Belastung auszugleichen. Diese Maßnahmen sind jedoch teuer.

„Es hat sich bestätigt, was wir schon vor Jahren gesagt haben: Die Lage ist ernst, und es kann jeden Augenblick zu einem Blackout kommen. Würden wir nicht handeln, wäre nicht nur das Netz überlastet, sondern wir stünden vor ernsten Betriebsproblemen.“

Tschechische Experten sind daher nicht erfreut über die Versäumnisse auf deutscher Seite. Dort hinkt man den eigenen Plänen weit hinterher. So sollen 2800 Kilometer Höchstspannungsleitungen neu geschaffen werden, realisiert wurden davon bisher aber nur einige Hundert Kilometer.

Kommentar

Einmal mehr der Hinweis darauf, dass es keine Rolle spielt, wo ein Blackout in Europa ausgelöst wird, es werden weite Teile vom europäischen Verbundsystem davon betroffen sein. Und gerade wenn die deutsche Überproduktion zum Auslöser wird, sind auch in Österreich viele Kraftwerke nicht am Netz, da es ja günstiger ist, den billigen Strom in Deutschland/an der Strombörse einzukaufen und in nicht selber zu produzieren. Leider werden dabei die physikalischen Gesetze und Grenzen zu wenig berücksichtigt.

Siehe auch Regelenergiekosten (Quelle: oekonews):

Im Jahr 2014 haben die Kosten für Regel- und Ausgleichsenergie die Marke von 200 Millionen Euro durchbrochen. Damit sind die Kosten mehr als doppelt so hoch wie noch vor drei Jahren. Sollte die Kostensteigerung so weitergehen, werden für das Jahr 2015 vermutlich weit über 300 Millionen Euro zu bezahlen sein.

Hier geht es nicht nur um Kosten, sondern auch um eine steigende System-/Infrastrukturbelastung.