Quelle: Die Presse
Wer alles infrage stellt, ist verpflichtet, sich selbst die Antworten zu suchen. Das ist mühsam. Und aufwendig. Stattdessen werfen sich immer mehr Menschen anderen Autoritäten an den Hals.
Es ist paradox: Mittlerweile muss man, wenn sich jemand „kritisch“ nennt, aufs Schlimmste gefasst sein. Widersprüche? Wer wahrhaft kritisch ist, müsste hinschauen.
Wer kritisch ist, würde sich nicht an vermeintlichen Widersprüchen („Warum ist die Pest nicht ausgerottet, wenn Impfen so toll ist?“) festbeißen, sondern kurz nachrecherchieren: Dann könnte er sehen, dass die Impfung gegen die Pest alle sechs Monate aufgefrischt werden muss.
Man sollte jenen nicht trauen, die prinzipiell keine Fehler zugeben und keine Zweifel kennen. Zur Erinnerung: Es waren Ärzte, die die verheerende Wirkung von Contergan auf den Fötus entdeckten, es waren Wissenschaftler, die nach Studien zur Hormonersatztherapie in den Wechseljahren zur Vorsicht mahnten.
Kommentar
Dieser Beitrag zum Impfskeptizismus ist sehr gelungen und verdeutlicht die Problematik des „Pendels“ – von einem Extrem, in das andere. Er spiegelt auch die persönlichen Erfahrungen mit der Adressierung des Themas „Blackout“ wieder. Häufig wird Lobbyarbeit unterstellt. Versucht man auf Sachverhalte einzugehen, werden die Zusammenhänge durchaus verstanden. Aber die will man häufig nicht so genau wissen, denn damit könnte auch das eigene neue, „bessere“ Weltbild etwas ins Wanken kommen. Die Energiewende ist unverzichtbar. Aber über den Weg muss man diskutieren und dazu ist auch ein Systemverständnis erforderlich. Denn die Erzeugung(sumstellung) alleine reicht nicht aus, wie auch die letzten Tage wieder gezeigt haben:
Am 02. März, zwischen 13 und 16 Uhr, musste innerhalb kürzester Zeit eine Differen von 1.200 MW (~7x Flusskraftwerk Freudenau) ungeplant zu- und dann kurz darauf wieder weggeschaltet werden. Konventionelle Kraftwerke sind für einen solchen Betrieb nicht ausgelegt. Es kommt dabei zu massiven mechanischen Belastungen, die sich auf die Lebensdauer der Generatoren auswirken.
Zusätzlich wurden in den frühen Morgenstunden des 03. März fast 2.000 MW Windstrom erzeugt, was fast der ausgebauten Leistung entspricht. Diese Leistung ist zwischen 20:45-21:00 auf 65 MW gesunken! Was einmal mehr auf die Notwendigkeit einer Energiebevorratung und auf systemisches Denken verweist. Denn irgendwer muss ja die Diverenzen ausgleichen und auch bezahlen, letzteres machen die Kunden.
Eine Gesamtsicht und Verantwortung bedeutet, dass es eine Systemverantwortung geben muss und das die Zerstückelung in einzelne Marktsegmente volkswirtschaftlich keinen Sinn macht. Denn ein System ist mehr als die Summe der Einzelelemente.