Das Buch Die Null-Grenzkosten-Gesellschaft: Das Internet der Dinge, kollaboratives Gemeingut und der Rückzug des Kapitalismus vom amerikanischen Soziologen, Ökonomen und Publizisten Jeremy Rifkin liefert weitere nützliche Puzzelsteine, um die Transformation zur Netzwerkgesellschaft sowie „Vernetzung & Komplexität“ besser verstehen zu lernen. Das bereits 2014 erschienene Buch ist auch insofern spannend, als es doch auch „unser“ Energiezellensystem propagiert bzw. zahlreiche hier getätigte Aussagen untermauert.
Hierzu wieder einige Zitate aus dem Buch:
Infrastruktur erfordert drei Elemente, die jeweils mit den anderen interagieren, damit das System als Ganzes funktioniert: ein Kommunikationsmedium, einer Energiequelle und einen logistischen Mechanismus. S. 30.
Das Internet of Things (IoT) setzt sich aus einem Kommunikationsinternet, einem Energieinternet und einem Logistikinternet zusammen, die gemeinsam als Betriebssystem funktionieren. Ziel ist die unablässige Suche nach Möglichkeiten zur Erhöhung thermodynamischer Effizienz und der Produktivität bei der Organisation von Ressourcen, der Produktion und Verteilung von Gütern und Dienstleistungen sowie dem Recycling von Abfallstoffen. S. 30.
Die Commons – Gemeingüter oder Allmende – sind älter als sowohl der kapitalistische Markt als auch die repräsentative Regierung; sie sind die älteste institutionalisierte Form demokratischer selbstverwalteter Aktivität. S. 32.
Während der vom materiellen Gewinn getriebene kapitalistische Markt auf Eigennutz basiert, charakterisiert die sozialen Commons das Interesse an der Zusammenarbeit, hinter dem ein aufrichtiges Verlangen nach Kontakt mit anderen auf Teilhabe steht. Während Ersterer Eigentumsrecht, Vorsicht und das Streben nach Autonomie propagiert, bevorzugt letzterer quelloffene Innovation, Transparenz und die Suche nach Gemeinschaft. S. 35.
IoT – Das System ist von Natur aus dezentral und soll sowohl die Zusammenarbeit ermöglichen als auch die Suche nach Synergien, was es zum idealen technologischen Rahmen für die Förderung der Sozialwirtschaft macht.Die Grundgedanken hinter dem IoT sind die Optimierung der lateralen Peer-Produktion, universeller Zugang sowie Offenheit für alle. S. 36.
Ohne die IoT-Plattform wären die kollaborativen Commons weder funktionsfähig noch realisierbar. S. 36.
Der Rückgang der Grenzkosten bei der Produktion von Gütern und Dienstleistungen in einem Sektor auf den anderen lässt die Profite schwinden, wodurch auch das BIP sinkt. Und je mehr Güter und Dienstleistungen so gut wie umsonst zu haben sind, desto weniger wird auf dem Marktplatz gekauft – auch das mit negativen Auswirken auf das BIP. S. 39.
Die ganze Geschichte hindurch kam es immer dann zu großen ökonomischen Veränderungen, wenn der Mensch eine neue Energieordnung entdeckte und neue Kommunikationsmittel schuf, um diese zu organisieren.S. 42.
Im 21. Jahrhundert wird das Internet das Kommunikationsmittel für das Management sowohl dezentralisierter erneuerbarer Energien als auch eines automatisierten Logistik. und Transportsystems in zunehmend vernetzten globalen Commons. S. 43.
Das Internet der Dinge ist, gerade in seiner Eigenschaft als dezentrale, kollaborative Peer-to-Peer-Technologieplattform, der einzige Mechanismus, der agil genug ist für das Management erneuerbarer Energien, die ähnlich beschaffen und organisiert sind. S. 44.
Das dramatische Anwachsen der Vorstädte und die zunehmende komplexe Logistik, die nötig war, um die ökonomischen Aktivitäten Zehntausender neuer Siedlungen zu organisieren und zu integrieren, führten in noch höherem Maße zur Zentralisierung von Befehls- und Kontrollstrukturen in den Händen von immer weniger Branchenführern in jedem Sektor, da ein Wettlauf um immer massivere vertikal integrierte Größenvorteile im Gang war. S. 85.
Heute, in der Abenddämmerung der Ära fossiler Energieträger, ist die Ölindustrie nach wie vor der am stärksten konzentrierte Sektor der Welt, gefolgt von Telekommunikation und Stromerzeugung und -verteilung. Aber letztlich bedarf so gut wie jede Industrie, die von einer auf fossilen Energien aufgebauten Kommunikation/Energie-Matrix abhängig ist, zwangsläufig ungeheurer Kapitalaufwendungen, um eine ausreichende vertikale Integration und die damit verbundenen Größenvorteile zu erreichen, die allein eine Rendite auf ihre Investitionen garantieren: sie können also gar nicht anders, als ihre weit gestreuten Aktivitäten über eine hochgradig rationalisierte Befehls- und Kontrollstruktur zu dirigieren. S. 86.
Ob es uns gefällt oder nicht, vertikal integrierte Unternehmen waren das effizienteste Mittel zur Organisation von Produktion und Vertrieb massenproduzierter Güter und Dienstleistungen. Das Zusammenführen und Lieferketten, Produktionsprozessen und Vertriebswegen innerhalb vertikal integrierter Unternehmen unter einem zentralen Management brachte eine drastische Reduktion der Transaktionskosten, erhöhte Effizienzen und Produktivität, senkte die Grenzkosten von Produktion und Vertrieb; und es senkte, jedenfalls in den meisten Fällen, die Endverbraucherpreise für Güter und Dienstleistungen, was der Wirtschaft zur Blüte verhalf. S. 87.
Die neue Ökonomie wird das Gemeinwohl durch lateral integrierte Netzwerke in kollaborativen Commons optimieren anstatt durch vertikal integrierte Unternehmen auf dem kapitalistischen Markt. Folge von alledem ist, dass die Unternehmensmonopole des 20. Jahrhunderts sich jetzt einer disruptiven Bedrohung von unberechenbaren Ausmaßen in Form der sich herausbildenden IoT-Infrastruktur gegenübersehen. S. 100.
Diese Kompression führt zu einer dramatischen Steigerung von Effizienz und Produktivität, während sie gleichzeitig die Grenzkosten gegen nahezu null rückt, was zu Produktion und Verteilung nahe kostenloser Güter und Dienstleistungen führt. S. 100.
Mit zunehmender Reifung der IoT-Infrastruktur dürfen wir mit der Niederlage vieler Konzernriesen rechnen – von der Energiebranche über Kommunikation und Herstellung bis hin zum Dienstleistungssektor. S. 100.
Trotz eines deutlichen Anstiegs an Effizienz, der den Vereinigten Staaten zu einem ganz außerordentlichen Schub an Produktivität und Wachstum verhalf, gingen nahezu 87 Prozent bei der Zweiten Industriellen Revolution aufgewendeten Energie bei der Übertragung verloren. Selbst eine Modernisierung der Infrastruktur der Zweiten Industriellen Revolution dürfte kaum eine messbare Wirkung auf Effizienz, Produktivität und Wachstum haben. Die aus fossilen Brennstoffen gewonnene Energie ist reif: sie auf den Markt zu bringen wird von Tag zu Tag teurer. Und die Produktivität der Technologie, die auf den Betrieb mit dieser Energie ausgerichtet sind, ich nenne hier nur den Verbrennungsmotor und das zentralisierte Stromnetz, ist ausgeschöpft; aus ihnen ist kaum mehr herauszuholen. 100 Prozent thermodynamische Effizienz sind selbstverständlich unmöglich. Neue Studien zeigen jedoch, dass mit dem Wechsel zu einer Infrastruktur der Dritten Industriellen Revolution eine Erhöhung der Gesamtenergieeffizienz über die nächsten 40 Jahre auf 40 Prozent oder mehr vorstellbar ist. Und das ist ein gewaltiger Produktivitätszuwachs gegenüber dem der Wirtschaft im 20. Jahrhundert. S. 110.
Die Evolution des Internets der Dinge wird zeitlich etwa denselben Verlauf nehmen wie der Siegeszug des World Wide Web von 1990 bis heute, bei dem eine Exponentialkurve zum Kostenverfall bei Produktion und Versand von Informationen geführt hat. S. 119.
Branchenkenner prognostizieren, dass die Harvesting Technology (Erntetechnik) [Energieernte] bei Solar- und kleiner Windkraft binnen fünfzehn Jahren so billig sein wird wie Mobiltelefone und Laptops. S. 122.
Der Aufbau einer auf erneuerbare Energien gegründeten Energieordnung mit Mikrokraftwerken, Wasserstoffspeichern, Grünem-Strom-Internet und einem auf Elektrizität basierenden emissionsfreien Transportsystems sorgt für den Fünf-Säulen-Mechanismus, der es Milliarden Menschen erlauben wird, Energie in einer IoT-Welt miteinander zu Grenzkosten von nahezu null zu teilen. S. 123.
Richard Swanson, Gründer der SunPower Corporation, hat bei der Sonnenenergie dasselbe Verdoppelungsprinzip festgestellt wie Moor bei den Halbleiterchips. Swansons Gesetz zufolge tendiert der Preis fotovoltaischer Zellen dazu, mit jeder Verdoppelung der industriellen Kapazitäten um 20 Prozent zu fallen. Die Preise für die bei der Fotovoltaik eingesetzten kristallinen Siliziumzellen sind dramatisch gefallen, von 60 Dollar pro Watt 1976 auf 0,66 Cent pro Watt 2013. S. 124.
Vergleichen wir die Tag für Tag steigenden Unterhaltskosten für die alte Kommunikation/ Energie-Matrix der Zweiten Industriellen Revolution, die sich durch zentralisierte Telekommunikation und zentralisierte Energieerzeugung aus fossilen Brennstoffen definiert, mit einer Kommunikation/Energie-Matrix der Dritten Industriellen Revolution, deren Kosten dramatisch sinken, dann wird klar, wem die Zukunft gehört. S. 130f
Die traditionelle Fabrikation ist ein subtraktiver Prozess. (…) Beim dreidimensionalen Drucken handelt es sich dagegen um additive Infoverwertung. (…) Diese benötigt nur ein Zehntel des Materials der subtraktiven Fertigung, was dem 3-D-Drucker zu einem gewaltigen Vorteil an Effizienz und Produktivität verhilft.S. 135.
Der dreidimensionale Druck ist lokal und global zugleich. S. 138.
Es kann durchaus sein, dass in der kommenden ökonomischen Ära dezentralisierter Kollaboration nach und nach das kleinere urbane Zentrum mit 150.000 bis 250.000 Einwohnern, umgeben von renaturierten Grünflächen, den dich besiedelten Stadtkern und die zersiedelte Vorstadt verdrängt. S. 139.
Sind lokale Mikronetze erst einmal online, verbinden sie sich zu regionalen Netzen, die schließlich mit den nationalen Stromnetzen verbunden sind, was die zentralisierte Elektrizitätsstruktur zu einem dezentralen, kollaborativen, lateral skalierten Stromnetz macht. Prognosen zufolge sollen Mikrostromnetze bis 2018 weltweit für über 75 Prozent der Einkünfte aus der regenerativen Stromerzeugung verantwortlich sein. Die starke Zunahme von durch lokal erzeugten regenerativen Strom gespeisten Mikronetzen gerade in den ärmsten Regionen der unterentwickelten Welt liefert die für den 3-D-Druck nötige Elektrizität. Und damit lassen sich die Werkzeuge und Maschinen produzieren, die zum Aufbau autarker und nachhaltiger Gemeinden des 21. Jahrhundert nötig sind. S. 157.
Lernen wurde in Silos isoliert. Bildung sollte nützlich und pragmatisch sein. Das Warum der Dinge wurde weniger diskutiert als das Wie. Ziel jeder Bildung war, produktive Angestellte zu produzieren. Der Übergang von der kapitalistischen zur kollaborativen Ära verändert die Pädagogik des Klassenzimmers von Grund auf. Das autoritäre, hierarchische Modell der Unterweisung beginnt einer eher kollaborativen Lernerfahrung zu weichen. Der Lehrer wird vom Vortragen zum Begleiter. Die Wissensvermittlung wird weniger wichtig als die Ausbildung kritischer Lernfähigkeit. Es wird weniger Wert auf das Auswendiglernen gelegt als darauf, etwas zu hinterfragen. S. 164.
Das kollaborative Zeitalter dagegen sieht Lernen als Crowdsourcing-Prozess und Wissen als öffentlich geteiltes Gemeingut, das allen zugänglich zu sein hat – eine Reflexion der sich herausbildenden Vorstellung von menschlichen Verhalten als vom Wesen her zutiefst interaktiv und sozial. S. 165.
Schon vor der Großen Rezession begannen die Statistiken die Ökonomen vor ein Rätsel stellen. Zwischen 1997 und 2005 stieg der Output des amerikanischen Herstellungssektors um 60 Prozent, und das, obwohl der Sektor zwischen 2000 und 2008 – also etwas während desselben Zeitraums – 3,9 Millionen Arbeitsplätze einsparte. S. 180f.
Zwischen 1995 und 2002 gingen weltweit auf dem Fertigungssektor 22 Millionen Arbeitsplätze verloren, während die weltweite Produktion um mehr als 30 Prozent stieg. S. 183.
Viele Jahre war die Automatisierung mit erheblichen Anschaffungskosten verbunden, die sich nur die größten Hersteller leisten konnten. In jüngster Zeit jedoch sind die Kosten drastisch zurückgegangen, sodass auch kleine und mittlere Unternehmen mit einem satten Zuwachs an Produktivität bei gleichzeitiger Reduzierung der Arbeitskosten rechnen können. S. 185.
Falls die gegenwärtige Rate technologisch bedingter Entlassungen auf dem Fertigungssektor anhält – und Branchenanalysten erwarten eher eine Anstieg -, arbeiten 2040 von den 163 Millionen Menschen im Jahre 2003 gerade mal einige wenige Millionen in der Fabrik, was das Ende der Massenfabrikarbeit auf dem Planeten markiert. S. 185.
Die Vorlaufkosten mal außen vor gelassen, die Grenzkosten für die Arbeit bei der automatisierten Produktion zusätzlicher Einheiten bewegen sich Tag für Tag weiter in Richtung null. S. 185.
Wir bekommen eben das erste Rumoren einer sicher bald weltweiten Diskussion über die Automatisierung und die Zukunft der Arbeit zu hören. Angestoßen wurde diese Diskussion nicht zuletzt durch die „joblose“ Erholung der Wirtschaft nach der Großen Rezession. Der Widerspruch zwischen einem steigenden BIP und einem schrumpfenden Arbeitsmarkt ist so deutlich geworden, dass er sich mittlerweile kaum noch ignorieren lässt, obwohl ich persönlich nach wie vor etwas erstaunt bin, wie wenig Ökonomen – selbst in diesem Stadium – bereit sind, endlich einzugestehen, dass die grundlegende Annahme der klassischen Wirtschaftstheorie, Produktivität schaffe mehr Arbeitsplätze, als sie vernichte, schlicht nicht mehr glaubwürdig ist. S. 190.
Mike Lynch, Gründer von Autonomy, einer anderen E-Discovery-Firma, geht davon aus, dass mit der neuen Such-Software ein Anwalt die Arbeit von 500 Anwälten erledigen kann – und das mit größerer Akkuratesse. Bill Herr stellte fest, dass Anwälte es bei der Sichtung von Dokumenten im Vergleich zu E-Discovery-Software nur auf eine Treffsicherheit von 60 Prozent brachten. S. 191f.
Siehe auch Big Data: Die Revolution, die unser Leben verändern wird
Zunächst einmal verändert die heraufkommende Nahezu-null-Grenzkosten-Wirtschaft radikal unsere Vorstellung vom ökonomischen Prozess. Das alte Paradigma von Eigentümern und Arbeiten sowie Verkäufern und Konsumenten beginnt zu bröckeln. Konsumenten werden zu ihren eigenen Produzenten und heben die Unterscheidung auf. Prosumenten werden zunehmend ihre Güter und Dienstleistungen selbst produzieren können, sie selbst konsumieren oder sie bei gegen null gehenden Grenzkosten in den kollaborativen Commons mit anderen teilen. Es entstehen somit neue Organisationsformen wirtschaftlichen Lebens jenseits des traditionellen kapitalistischen Marktmodells. S. 195.
In der kommenden Ära wird die spielerische Entfaltung in den kollaborativen Commons so wichtig sein wie harte Arbeit in der Marktwirtschaft und die Anhäufung von Sozialkapital wertvoller als die Vermehrung von Marktkapital. Das Band mit der Gemeinschaft und die Suche nach Transzendenz und Bedeutung werden die Erfülltheit eines Menschenlebens stärker definieren als materieller Wohlstand. S. 196.
In einer Nahezu-null-Grenzkosten-Gesellschaft werden viele – wenn auch nicht alle – unsere grundlegenden materiellen Bedürfnisse fast kostenlos befriedigt werden. Intelligente Technologien werden in einer eher auf Überfluss als Mangel gebauten Gesellschaft den größten Teil der Schwerarbeit erledigen. S. 196.
In einem kollaborativen Commons, in dem Verkäufer und Käufer dem Prosumenten weichen und Eigentumsrechte dem quelloffenen Austausch Platz machen, in dem Besitz an Bedeutung hinter dem Zugang zurücksteht, Märkte von Netzwerken abgelöst werden und die Grenzkosten bei Produktion, Energieerzeugung und Unterricht nahezu null sind, stellt sich eine zentrale Frage: Wie soll man die neue Infrastruktur des Internets der Dinge, die all das ermöglicht, finanzieren? – Heute ist es eines der wichtigsten politischen Themen, denen sich unsere Gesellschaft zu stellen hat. S. 198.
In den Vereinigten Staaten gehen über die Hälfte aller Subventionen aus Steuergeldern an gerade einmal vier Industrien – Finanzen, Versorgungsunternehmen, Telekommunikation sowie Öl, Gas und Pipelines. S. 201.
Obwohl der Staat einen Gutteil der Infrastruktur und der kritischen Industrien, die um sie herum entstanden, subventionierte, das Sagen hatte das Privatkapital, wenigsten in den Vereinigten Staaten. S. 203.
Royal Dutch Shells Einkünfte im Jahr 2011 – 470 Milliarden Dollar – entsprechen etwa dem, was wir in den nächsten zwanzig Jahren für den Aufbau des Energie-Internets ausgeben werden. S. 208.
Offene drahtlose Kommunikation über Wi-Fi-Netze ist jetzt schon dabei, die traditionelle lizenzierte Festnetz[- Mobilfunk]kommunikation in Riesenschritten zu überholen. S. 219.
Wir haben uns die Ökonomie der Knappheit derart einreden lassen, dass wir an die Möglichkeit einer Überfluss-Ökonomie nicht so recht glauben wollen.S. 220.
Ostrom fand vielmehr heraus, dass Individuen bei der Verwaltung von Allmende-Ressourcen – Weiden, Fischgründen, Bewässerungssystemen, Wäldern etc. – weit öfter das Interesse der Gemeinschaft über das eigene und die dauerhafte Bewahren der gemeinsamen Ressourcen über die jeweiligen Umstände einer Person stellten, auch wenn es ihnen gerade alles andere als gut ging. Der Leim, der die Allmenden in jedem einzelnen Fall zusammenhielt, war das vereinbarte Protokoll der Selbstverwaltung, in das man sich freiwillig und durch demokratisches Mitwirken aller ergab. Es waren beständige Zusammenarbeit und Feedback, die für soziale Bande und Vertrauen sorgten und das Generation auf Generation. S. 233.
Wenn es Ressourcen, Güter und Dienstleistungen gibt, die ihrem Wesen nach öffentlich sind und allen den größten Nutzen durch öffentlichen Zugang beziehungsweise öffentliche Nutzung bringen, dann verwaltet sie oft am besten die Gemeinschaft in Gänze selbst. S. 236.
Patente und Copyright gedeihen in einer um die Knappheit organisierten Wirtschaft, sind aber sinnlos in einer um den Überfluss organisierten Ökonomie. S. 265.
Wenn die Erde eher wie ein selbstregulierender Organismus funktioniert, führt womöglich menschliches Tun, das diese biochemische Balance untergräbt, zu einer katastrophalen Destabilisierung des gesamten Systems.S. 271.
Zwar werden kapitalistischer Markt und kollaborative Commons koexistieren, manchmal synergetisch, manchmal im Wettbewerb oder sogar in Gegnerschaft. Welches der beiden Verwaltungsmodelle jedoch letztlich die Oberhand behalten und welches ein Nischendasein führen wird, hängt größtenteils von der Infrastruktur ab, die die Gesellschaft implementiert. S. 282.
Wollen künftige Generationen tatsächlich von dem immensen Nutzen einer vernetzten Informationsökonomie profitieren ist eine Infrastruktur zu schaffen, die allen gemeinsam gehört. S. 283.
Wie bereits eingangs erwähnt, sind die großen ökonomischen Revolutionen der Geschichte infrastruktureller Art – und was die großen infrastrukturellen Revolution so umwälzend macht, ist das Zusammenfallen eines neuen Kommunikationsmediums mit einer neuen Energieordnung. Jede energetische Revolution der Geschichte kam in Begleitung ihrer eigenen Kommunikationsrevolution. Energetische Revolutionen verändern den zeitlichen und räumlichen Horizont einer Gesellschaft und ermöglichen komplexere Lebens- bzw. Wohnarrangements, und all das wiederum bedarf neuer Kommunikationsmedien für die Verwaltung und Koordinierung der neuen Möglichkeiten. S. 284.
Auf der anderen Seite eignet sich ein dezentralisiertes, kollaboratives, lateral skaliertes, peer-to-peer organisiertes Kommunikationsmedium ideal zur Verwaltung erneuerbarer Energien, die von Natur aus dezentral sind und am besten kollaborativ verwaltet werden, sich für die Peer-Produktion eignen und sich lateral über die ganze Gesellschaft skalieren. S. 285f.
In einigen Fällen blockieren globale Energiekonzerne wie auch Elektrizitäts- und Versorgungsunternehmen die Einrichtung eines Energie-Internets vollständig. In anderen Fällen versuchen sie, dem intelligenten Netz eine zentralisierte Architektur aufzuzwingen, die ihnen die kommerzielle Einfriedung der neuen Energie ermöglicht. S. 301.
Künftig wird das Einkommen dieser Unternehmen aus der Verwaltung des Energieverbrauchs ihrer Kundschaft kommen, aus dem Bemühen, diesen Energieverbrauch zu reduzieren, ihre energetische Effizienz und Produktivität zu erhöhen und einen prozentualen Anteil sowohl an dieser gesteigerten Produktivität als auch an den Einsparungen zu kassieren. S. 302.
Beginnen wir unsere Geschichte mit besagter Ansprache Harold Hotellings, in der er 1937 vorschlug, dass das nationale Stromübertragungsnetz vom Staat zu bezahlen sei. Da dieses Netz ein öffentliches Gut sei, das jeder brauche, so sein Argument, wäre dem öffentlichen Wohl am besten dadurch gedient, es aus dem Bundeshaushalt zu finanzieren, anstatt es in den Händen privater Versorgungsunternehmen zu belassen. S. 302.
Tatsache ist, dass gegenwärtig über eine Milliarde Menschen in Genossenschaften organisiert sind – das ist immerhin ein Siebtel der Menschheit. S. 312.
Wie bereits mehrmals erwähnt, liegen mit dem Internet der Dinge alle Vorteile bei Hunderttausenden von kleinen Unternehmen, wenn . und nur wenn – sich diese zu Herstellerkooperationen zusammenschließen und damit die Vorteile lateraler Macht nutzen, die die neue dezentrale und kollaborative Kommunikation/Energie-Konfiguration mit sich bringt. S. 314.
Genossenschaften sind das einzige Geschäftsmodell, das bei einer Nahezu-null-Grenzkosten-Gesellschaft noch funktioniert.S. 314.
Allein in den Vereinigten Staaten sind Lastzüge meist nur zu 60 Prozent beladen unterwegs. Weltweit schneidet das Transportgewerbe noch schlechter ab; man schätzt die Effizienz auf weniger als 10 Prozent. Zwar verlassen Laster die Laderampen durchaus voll, aber schließlich setzen sie bei jedem Stopp Ladung ab und sind mit anderen Worten au der Rückfahrt nicht selten leer. S. 319.
In einem Logistikinternet würde der konventionelle Transport – point-to-point und hub-and-spoke – einem dezentral organisierten kombinierten Multisegment-Verkehr weichen. Anstatt das wie bisher ein einziger Fahrer die gesamte Ladung vom Produktionszentrum bis zum Lieferziel transportiert, um dann am nächstgelegenen Punkt eine Ladung für die Rückfahrt aufzunehmen, wäre die Lieferung segmentiert. S. 322.
Durch Sharing und entsprechende Koordination würden 80 Prozent weniger Fahrzeuge gebraucht als Fahrzeuge in persönlichen Besitz, um dasselbe Mobilitätsniveau zu bieten, und das bei geringeren Investitionen. S. 335.
Für die Milleniums-Kinder, die versucht sind, am Steuer zu telefonieren, scheint es mir unwahrscheinlich, dass sie lieber selber fahren als gefahren zu werden. S. 337.
Während doppelblinde kontrollierte klinische Studien über die Maßen teuer sind, lassen sich patientengesteuerte Beobachtungsstudien zur Feststellung von Gesundheitsmustern und Wirkungen mithilfe Big Data und Algorithmen bei Nahezu-null-Grenzkosten durchführen. S. 356.
Besonders beeindruckte Hoch die Feststellung, dass eine Online-Gruppe wie die Epileptiker-Gruppe auf BrainTalk Communities nicht nur weitaus gescheiter ist als jeder einzelne Patient, sondern auch gescheiter, oder wenigstens umfassender informiert,m als viele Ärzte – selbst Spezialisten. S. 358.
So imposant und unantastbar die circa eintausend hochintegrierten, vertikal skalierten Megakonzerne, die gegenwärtig für einen Gutteil des Wirtschaftsgeschehens unserer Welt verantwortlich sind, auch scheinen mögen, sie sind in Wirklichkeit hochgradig verwundbar gegenüber einer kollaborativen Wirtschaft, die im Eiltempo ihre ohnehin schon bedenklich niedrigen Profitmargen zu verschlingen beginnen. Es ist somit durch nicht unvernünftig,mit einem erheblichen Sterben unter den vertikal integrierten globalen Konzernen der Zweiten Industrielle Revolution zu rechnen, wenn die kollaborativen Commons, egal in welchem Sektor, für 10 bis 30 Prozent der wirtschaftlichen Aktivitäten verantwortlich sind. S. 372.
Soziale Peer-to-Peer-Kreditgeber brachten bis Ende 2012 bereits 1,8 Milliarden Dollar an Krediten auf und zwangen auch die großen Banken zum Aufhorchen. S. 374.
Es hat sich bei uns irrtümlich der Glaube eingebürgert, dass Handel der Entwicklung von Kultur vorausgeht, ja eine solche erst ermögliche, während in Wirklichkeit das Gegenteol der Fall ist. S. 379f.
Die sogenannte alternativen Währungen sind in Wirklichkeit soziale Währungen, die den kollaborativen Austausch von Gütern und Dienstleistungen in den Commons ermöglichen und damit deren Florieren. Wie in anderen Bereichen der kollaborativen Wirtschaft umgehen die Teilnehmer Mittelsmänner und damit Preisaufschläge, die Fixkosten großer Finanzinstitute sowie die hohen Zinsen von Kreditkartenfirmen; außerdem tauschen sie ihre Arbeitszeit direkt untereinander. S. 381.
Wir müssen der Tatsache ins Auge sehen, dass das Internet der Dinge sowohl Arbeitsplätze vernichten als auch welche schaffen wird. Auf lange Sicht wird die intelligente IoT-Infrastruktur – Kommunikations-, Energie-, und Logistikinternet – einen Gutteil der ökonomischen Aktivität unserer Zivilisation übernehmen, wozu kaum mehr als eine kleinem hoch spezialisierte Arbeiterschaft in Aufsichtsfunktionen nötig sein wird. Auf kurz und mittlere Sicht jedoch wird der massive Ausbau der IoT-Infrastruktur lokal und regional rund um die Welt für eine letzte große Welle von Massenlohn- und Gehaltsarbeit sorgen, die vierzig Jahre dauern, also zwei Generationen überspannen wird. Die globale Energieordnung von fossilen Brennstoffen und Atomkraft auf regenerative Energien zu überführen ist über die Maßen arbeitsintensiv; der Prozess wird Millionen von Arbeitskräften erfordern und zu Tausenden von neuen Unternehmen führen. Die Umwandlung von Hunderten von Millionen bestehenden Gebäuden in grüne Mikrokraftwerksgebäude werden ebenfalls zig Millionen Arbeiter erfordern und neue unternehmerische Möglichkeiten für Energiesparunternehmen, Smartbau-Unternehmen und Hersteller grüner Geräte eröffnen. S. 390f.
Klassische wie neoklassische Wirtschaftstheorie versagen in dem Augenblick, in dem die Grenzkosten der produktiven wirtschaftlichen Aktivität einer Gesellschaft gegen null gehen. Sinken die Grenzkosten auf nahezu null, verschwinden die Profite, da die Preise für Güter und Dienstleistungen nicht an den Markt gebunden sind. Man bekommt sie im Grunde umsonst. Und wenn so gut wie alles fast umsonst zu haben, verliert die operative Grundlage des Kapitalismus als Organisationsmechanismus für Produktion und Verteilung von Gütern und Dienstleistungen ihren Sinn. Was daran liegt, dass die Dynamik des Kapitalismus auf der Knappheit basiert. Solange Ressourcen, Güter und Dienstleistungen knapp sind, haben sie Tauschwert, man kann ihnen auf dem Marktplatz einen Preis zuweisen, der über den Kosten liegt, die nötig sind, sie dorthin zu bringen. S. 397.
Der Gedanke, das wirtschaftliche Leben um Überfluss und Gebrauchs- und Teilwert anstatt um Knappheit und Tauschwert zu organisieren, ist unserer ökonomischen Theorie und Praxis so fremd, dass wir uns das einfach nicht vorstellen können.S. 398.
Praktisch jede wissenschaftliche Studie über Glück kommt zu dem Schluss, dass es in einer klassischen Glockenkurve ansteigt und wieder abnimmt. S. 401.
Eine eingehende Untersuchung der Gründe, warum die Zunahme von Wohlstand über eine gewisse Sorgenfreiheit hinaus zu Unbehagen, ja Verzweiflung führt, zeigt, dass die Beziehungen mit anderen zunehmend von Status, Neid und Missgunst geprägt sind. Laut Aussagen der Betroffenen werden ihre Beziehungen oberflächlicher; ihr Wert misst sich nur noch daran, was sie einem in streng materiellem Sinn bringen oder einen kosten können. S. 402.
Wie wir eben zu verstehen beginnen, liegt der Schlüssel zur Stabilisierung der Weltbevölkerung im Zugang zu Elektrizität. Trotzdem sind noch immer 20 Prozent der Menschheit ohne Elektrizität; weitere 20 Prozent haben nur marginalen und unzuverlässigen Zugang zu Strom. Und das sind genau die Länder, in denen die Bevölkerung am stärksten wächst. S. 414f.
Die Destabilisierung von Ökosystemen rund um die Welt hat die Biospähre ins sechste Aussterbeereignis der vergangenen 450 Millionen Jahre irdischen Lebens gedrängt. In jdem der fünf vorangehenden Aussterbeerignisse haben die klimatischen Bedingungen auf der Erde einen kritischen Punkt erreicht; ein positiver Kopplungseffekt im Ökosystem führte darauf zu einem raschen Auslöschen der Biodiversität. Im Durchschnitt dauert es bis zu zehn Millionen Jahr, bis die verlorene Biodiversität wieder aufgeholt war. S. 418.
Überall auf der Welt versagen Stromnetze, Transport-, Telekommunikations- sowie Wasser- und Abwassersysteme; sie sind einfach nicht dafür ausgelegt, den Naturgewalten eines außer Rand und Band geratenen Wasserkreislaufs standzuhalten. Die Energie-Infrastruktur ist besonders anfällig. S. 422.
Zunehmend gefährden Dürren die Versorgung von Kraftwerken mit Kühlwasser. In Frankreich dienen 43 Prozent des alljährlichen verbrauchten Süßwassers zur Kühlung von Kernreaktoren. Die Rückführung des erhitzten Wassers trocknet ohnehin schon von Dürren gebeutelte Ökosysteme weiter aus, was sich auf den Ertrag der Ernten auswirkt. Im Sommer 2009 führte eine Hitzewelle in Frankreich zu einer Knappheit an Kühlwasser, was eine Abschaltung eines Drittels aller Kernkraftwerke erzwang. Da 28 Prozent der benötigten Elektrizität in der EU aus Kernkraft gewonnen werden, geht man davon aus, dass ein klimatisch bedingter Anstieg der Temperaturen in den kommenden Jahren für signifikante Störungen bei der Energieerzeugung führen wird. S. 423.
Eine zweite große Unbekannte, die unsere Anstrengungen in Richtung einer nachhaltigen Überflusswirtschaft untergraben könnte, ist der Cyber-Terrorismus. Immer häufiger wird die Sorge laut, sie könnten viele Dienste lahmlegen, wenn nicht gar zerstören, die zum Betrieb unserer Gesellschaft nötig sind, und damit ein Hightech-Armageddon und den Zusammenbruch der Zivilisation herbeiführen. S. 425.
Sollte eine auf strategische Punkte des Stromnetzes gerichtete Cyber-Attacke Erfolg haben und diese tatsächlich außer Gefecht setzen, könnte das Land durchaus mehrere Monate, wenn nicht gar länger, ohne Strom sein. – die Menschheit wäre wieder in einer vorindustriellen Zeit. S. 426f.
Siehe First known hacker-caused power outage signals troubling escalation
So lobenswert es auch sein mag, dass Kongress, EPRI, die National Academy of Sciences, staatliche Ausschüsse und Gruppen aus dem privaten Sektor auf das Ausmaß der Bedrohungen hinweisen, ihre Lösungsvorschläge gehen an der Sache vorbei, da ihre Was-wäre-wenn-Szenarien vom althergebrachten Stromnetz ausgehen, das auf der Erzeugung von Energie durch fossile Brennstoffe und Kernkraft basiert, die dann über Leitungen transportiert wird, die darauf ausgelegt sind, den Strom von einem zentralen Kraftwerk an Millionen von Endverbraucher zu verteilen. Würde man ein intelligentes zentralisiertes Übertragungsnetz installieren, es würde die potenzielle Verletzbarkeit durch Cyber-Anschläge auf das Netz nur erhöhen. Leider spielen die Vereinigten Staaten den Cyber-Terroristen direkt in die Hände mit ihrem Beharren auf einem zentralisierten intelligenten Netz. Die europäische Union und andere Staaten richten dagegen ein dezentrales intelligentes Netz – ein Energie-Internet – ein [? wirklich ?], was sowohl die potenzielle Bedrohung als auch den potenziellen Schaden durch einen massiven Cyber-Anschlag verringert. Selbst wenn man die Transformatoren durchschießen sollte, könnten bei einem über alle Regionen des Landes verteilten funktionsfähigen Energie-Internet die Gemeinden lokal vom Netz gehen, ihren eigenen grünen Strom erzeugen und ihn mit ihren Nachbarn und Unternehmen in Mikronetzen teilen, sodass die Lichter wenigstens lange genug anbleiben, um das Funktionieren der Gesellschaft zu garantieren [Energiezellensystem!]. S. 428.
Das Problem ist, dass vielerorts der Strom aus Mikrokraftwerken, sei es aus Solar-, Wind- oder anderen Anlagen, ans Hauptnetz gebunden ist, was die Einspeisung lokal erzeugten Stroms in das größere System erzwingt. Wenn das Hauptsystem versagt, schaltet sich auch der Mikrostrom ab, was ihn selbst lokal nutzlos macht. Der Grund dafür ist, dass Elektrizitäts- und Versorgungsunternehmen kontrollieren wollen, wie der Strom über das Netz verteilt wird. S. 429.
Neuere Systeme sind heute in der Lage, das Funktionieren des Mikrokraftwerks selbst bei einer Störung im Netz zu gewährleisten. Ein separater Verteiler und raffiniertere Umrichter sorgen dafür, dass der Strom nur ins Haus fließt, wo er die wesentlichen Gerätschaften so wie Licht und Heizung betreibt, ja selbst ein Elektrofahrzeug aufladen kann.S. 430.
Aus Sorge, ein größerer Stromausfall könnte das Militär lahmlegen, initiierte das Verteidigungs- im Verein mit dem Energieministerium ein 30-Millionen-Dollar-Projekt mitd em Namen Smart Power Infrastructure Demonstration for Energy Reliability and Security (SPIDERS).SPIDERS soll es den Stützpunkten ermöglichen, in sämtlichen kritischen Funktionen selbst dann operationsfähig zu bleiben, wenn ein Cyber-Anschlag das Hauptnetz außer Gefecht setzt – und das alles mit lokal erzeugtem grünen Strom. S. 430.
Die beiden großen Unbekannten – Klimawandel und Cyber-Terrorismus – bedeuten für die Menschheit eine ungeheure Bedrohung, bieten aber auch eine Chance zum Wechsel in eine nachhaltigere und gerechtere kohlenstofffreie Zeit. Wir haben sowohl die Architektur dieses Plans als auch das technologische Know-how, in umzusetzen. Beides wird uns jedoch nichts nützen ohne eine fundamentale Änderung in unserem Bewusstsein.S. 431.
Zugegeben, der bloße Gedanke, dass ein auf der Basis von Knappheit und Profit organisiertes Wirtschaftssystem zu einer Überflussökonomie mit nahezu kostenlosen Gütern und Dienstleistungen führen könnte, widerspricht der Intuition derart, dass er schwer zu akzeptieren ist. Nichtsdestoweniger ist das genau das, was wir derzeit sehen. Der kapitalistische Markt war weder der Erlöser, auf den seine glühenden Verfechter geschworen hatten, noch war er der Leibhaftige, als den seine heftigsten Kritiker ihn hingestellt hatten. Er war einfach der agilste und effizienteste Mechanismus zur Organisation einer Wirtschaft, deren Energie- und Industrien großer Summen an Finanzkapital bedurften, um vertikal integrierte Unternehmen zu unterstützen, die die erwünschten Skaleneffekte garantierten. Das neue Sozialunternehmertum, das eine in die kollaborativen Netzwerke der Commons eingebettete Generation beseelt, ist von anderer Art. S. 449.
Siehe auch die Weltrisikogesellschaft: Auf der Suche nach der verlorenen Sicherheit
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