Letzte Aktualisierung am 18. Januar 2025.
Es gibt inzwischen mehrere Akteure, die vor einem weiteren ungesteuerten und unsystemischen Ausbau der Photovoltaik warnen, und es gibt auch Meldungen aus anderen Ländern, die uns aufhorchen lassen sollten!
Das ganze Problem geht auch mit einem unzureichenden und unsystemischen Speicherausbau einher. Siehe hierzu auch den wichtigen Beitrag „Heimspeicher – Nicht so toll, wie du denkst„.
18.01.25: Blackout-Risiko durch China – warum Peking uns den Strom abschalten kann
Ein Großteil der hierzulande aufgebauten Solaranlagen stammt aus China, genauso wie die Steuergeräte dafür. Kommt es zu außenpolitischen Spannungen, könnten chinesische Hersteller in Deutschland Blackouts auslösen. Eine Bundesbehörde warnt vor einem „erheblichen Gefährdungspotenzial“.
Verschärft wird die Situation durch das von der Bundesregierung geplante „Solarspitzen-Gesetz“ zur Stabilisierung des Stromnetzes. Es gebe ein „erhebliches Gefährdungspotenzial“, sagte ein Sprecher des BSI.
Die Bundesregierung will mit dem Gesetz die Steuergeräte von Solaranlagen nutzen, um gefährliche Grünstrom-Überschüsse in der verbrauchsarmen Zeit, um Ostern und Pfingsten einzudämmen. Auf Anweisung der Netzbetreiber sollen die Wechselrichter-Hersteller verpflichtet werden, Solardächer ferngesteuert vom Netz zu nehmen, wenn dies die Systemstabilität erfordert. Mit dem „Gesetz zur Vermeidung von Überschüssen in der Stromerzeugung“ will die Bundesregierung verhindern, dass die Netzbetreiber ansonsten gezielt regionale Stromabschaltungen in Deutschland herbeiführen müssten, um die Frequenz im Netz stabil zu halten. Solche temporären „Brownouts“ gelten als letzte Maßnahme, um flächendeckende Stromausfälle (Blackouts) abzuwenden.
13.01.25: Solardächer zur Not abregeln?
Deutschlands Netz wird bei sonnigem Wetter mit Solarstrom geflutet. Um es stabil zu halten, sollen im Notfall auch kleinere Anlagen vom Netz getrennt werden können, sagt der Chef des Netzbetreibers 50Hertz. Zudem warnt er vor einer weiteren Beschleunigung des Solarzubaus.
Die Netzbetreiber fordern Zugriff auf private Solardächer, um bei Stromüberschuss notfalls abregeln zu können. Für Stefan Kapferer, Chef des Übertragungsnetzbetreibers 50Hertz, ist eine schnelle gesetzliche Ermächtigung dafür „unglaublich wichtig“. Andernfalls drohten regionale Stromabschaltungen. Eine weitere Beschleunigung des Solarausbaus mache vorerst „definitiv keinen Sinn“.
Zusätzlich zu unserem Überangebot im Frühjahr drückt dann auch Solarstrom aus Polen, den Niederlanden und anderen Ländern in unser Netz. Das macht es schwierig, Solarüberschüsse zu exportieren. Der Binnenmarkt stößt da an seine Grenzen. Diese Überschüsse sorgen für Stress im Netz.
Solaranlagen mit mehr als 100 Kilowatt Leistung müssten ja schon nach heutiger Regelung ferngesteuert regelbar sein. Nur scheint das technisch bislang nicht überall gut zu funktionieren.
28.12.24: Warum Solaranlagen auf Hausdächern die Energiewende gefährden
Der Blogbeitrag auf flex-power.energy diskutiert die Rolle von kleinen, privaten Aufdach-Solaranlagen in der Energiewende in Deutschland und stellt mehrere kritische Punkte heraus:
- Bedeutung und Subventionen: Kleine Solaranlagen haben eine wichtige Rolle gespielt, aber ihre weitere Subventionierung wird hinterfragt.
- Kosten und Effizienz: Aufdach-Solaranlagen sind deutlich teurer als große Freiflächenanlagen. Die Kosten für Aufdachanlagen sind etwa dreimal so hoch wie für Freiflächenanlagen.
- Netzstabilität: Die nicht regelbare Einspeisung von kleinen Solaranlagen bedroht die Stabilität des Energiesystems, da sie nicht auf Marktpreise reagieren.
- Subventionen und Ungerechtigkeit: Die Subventionen für Aufdachanlagen führen zu einer ungerechten Verteilung der Kosten, da wohlhabendere Hausbesitzer von Steuerersparnissen profitieren, während andere höhere Netzentgelte zahlen müssen.
- Flächennutzung: Die Flächenknappheit für Solaranlagen ist in Deutschland kein großes Problem. Es gibt genügend Land für große Freiflächenanlagen.
- Netzbelastung: Aufdach-Solaranlagen können das Stromnetz überlasten, insbesondere an Tagen mit geringer Nachfrage und hoher Sonneneinstrahlung.
- Vorschläge: Der Autor schlägt vor, Subventionen für Aufdachanlagen abzuschaffen und stattdessen in regelbare und netzdienliche Speicherlösungen zu investieren.
Zusammengefasst argumentiert der Beitrag, dass kleine Aufdach-Solaranlagen ineffizient und teuer sind und die Netzstabilität gefährden. Stattdessen sollte der Fokus auf große, regelbare Freiflächenanlagen gelegt werden.
27.11.24: Paradoxien
NL: „Je länger ich im Energiebereich arbeite, desto mehr Paradoxien begegnen mir. Mit der Erfahrung habe ich gelernt, unbeabsichtigte Konsequenzen vorherzusehen.“
Das niederländische Net-Metering-System hat zu einer installierten Solarkapazität von über 25 GW geführt. Der Spitzenbedarf im Sommer liegt bei etwa 15 GW und die grenzüberschreitende Kapazität ist auf 8,5 GW begrenzt. Obwohl etwa 10 GW dieser Solarenergie theoretisch steuerbar sind, werden sie selten gedrosselt.
Durch die Subventionen sind Paradoxien entstanden, die den Wert der erzeugten Energie, die Netzstabilität und Investitionen untergraben – ohne dabei die Auswirkungen auf Stromabnahmeverträge (PPAs), Ausgleichsmärkte, Nebendienstleistungen und Übertragungsprobleme wie Stromüberlastungen zu berücksichtigen.
Die Kernaussage: Subventionen sind ein einfaches Instrument zur Wachstumsankurbelung. Aber sie brauchen einen Ausstiegsplan. Ungebundene Subventionen verzerren die Märkte, destabilisieren die Wettbewerbsbedingungen und verhindern diversifizierte Investitionen.
Netto-Null-Ziele
Das Erreichen von Netto-Null ist für die Rettung des Planeten von entscheidender Bedeutung. Doch kürzlich las ich die vereinfachte Behauptung eines Politikers, dass wir die Klimaziele erreichen würden, wenn wir unsere Kapazitäten für erneuerbare Energien verdoppeln würden.
Ich werde anhand meines Onkels zeigen, warum diese Logik falsch ist. Er besitzt eine Schafherde, und wenn ein Schaf stirbt, liefert es etwa 17 kg Fleisch – genug für seine Familie für drei Monate. Wenn also jedes Jahr etwa vier Schafe sterben, hat seine Familie ausreichend Fleisch.
Doch was passiert, wenn fünf Monate lang kein Schaf stirbt und dann im Sommer vier Schafe an der Blauzungenkrankheit sterben? In seinen Gefrierschrank passt nur ein Schaf, also verkauft er den Rest mit Verlust. Obwohl er damit theoretisch seinen Jahresbedarf deckt, kommt es dennoch zu Engpässen und Überschüssen.
Eine Verdoppelung seines Viehbestands löst das Problem nicht, genauso wenig wie eine Verdoppelung der erneuerbaren Energien die Energieversorgungsprobleme lösen wird.
Dem Strommarkt fehlt ein „Kühlschrank“, was diese Probleme noch dringlicher macht. Zwar kann die jährliche Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien 50 % des Bedarfs decken, es kommt jedoch zu Engpässen und Überschüssen. Eine Verdoppelung der Kapazität kann zu mehr Exporten in Zeiten des Überflusses oder zu Einschränkungen führen, wenn die grenzüberschreitenden Kapazitäten ausgeschöpft sind oder die Preise unter null fallen.
Speicheranlagen können die Lücke zwischen Angebot und Nachfrage schließen, erzeugen aber keinen Strom. Batterien haben beispielsweise Effizienzverluste und eine begrenzte Zyklenlebensdauer. Sie erfordern außerdem erhebliche Investitionen, müssen also eine Rendite erwirtschaften.
Je mehr Batterien auf den Markt kommen, desto geringer wird das Flexibilitätsproblem, was wiederum die Kapitalrendite verringert. Irgendwann tritt eine Sättigung ein, was der Kannibalisierung bei erneuerbaren Energien entspricht. Es ist ein empfindliches Gleichgewicht.
25.11.24: Aufdach-Solaranlagen bedrohen das Stromnetz
Flex-Power: Von den rund 81 GW PV-Anlagen entfällt heute ein Drittel, d. h. 24 GW, auf die Direktvermarktung, bei der PV-Strom aktiv auf den Spotmärkten gehandelt wird. Rund 57 GW sind kleine Anlagen, die nicht aktiv gehandelt werden, weil sie unter eine feste Einspeisevergütung fallen und weder einen finanziellen Anreiz noch die technischen Voraussetzungen haben, auf die Signale des Netzes oder des Marktes zu reagieren.
Ein weiteres falsches Argument für die Nutzung von Solarenergie auf Dächern ist die Entlastung des Stromnetzes während der Nachfragespitzen. Wir haben die höchste Nachfrage in den Abendstunden zwischen 19 und 20 Uhr im Dezember, und wie Sie vielleicht schon vermutet haben, scheint die Sonne zu dieser Zeit nicht. Im Gegenteil, wir haben immer mehr Situationen, in denen zu viele nicht regelbare Aufdach-Solaranlagen das Netz bedrohen.
Der Strommarkt ist so strukturiert, dass Kraftwerke nur dann produzieren, wenn sie mit dem Verkauf ihres Stroms auf den so genannten Spotmärkten, wie dem Day-Ahead- oder Intraday-Markt, Geld verdienen. Das bedeutet, dass die Preise höher sein müssen als ihre variablen Kosten, damit sich die Produktion lohnt. Wenn es also eine Überproduktion gibt, sollten die Preise so weit sinken, dass das Angebot sinkt, bis es die Nachfrage deckt. Wenn dies nicht geschieht, haben wir ein echtes Problem.
Erneuerbare Energien haben keine variablen Kosten, so dass sie tendenziell bis zu einem Preis von 0 EUR/MWh produzieren und solche mit Subventionen bis zu einem Niveau von vielleicht -100 EUR/MWh. Danach sollten sie die Produktion einstellen. Soweit die Theorie, bei FlexPower wird das in der Praxis mit größeren Anlagen so auch umgesetzt. Theoretisch stellen also alle die Produktion ein und der Markt reguliert sich selbst.
Unflexible Stromerzeugung
Wir haben etwa 8 GW konventionelle Must-Run-Kapazität auf dem Markt, die Strom als Nebenprodukt liefert oder verschiedene Netzdienstleistungen erbringt oder einfach zu unflexibel ist. Diese Must-Run-Kapazität wird auch bei extrem negativen Preisen nicht abgeschaltet wird. 8 GW war die niedrigste konventionelle Tagesproduktion, die bei extrem negativen Preisen am 12. Mai 2024 beobachtet wurde, daher die Zahl.
Darüber hinaus haben wir einen gewissen Anteil an netzgekoppelten Anlagen für erneuerbare Energien, die aus Gründen, die wir nicht wirklich verstehen können, nicht auf Preissignale reagieren und die wir auch bei extrem negativen Preisen in Betrieb sind.
Und vor allem haben wir eine Vielzahl von bereits installierten Aufdach-Solaranlagen, die weder die technischen Möglichkeiten noch den wirtschaftlichen Anreiz haben, bei Netzüberlastung die Stromerzeugung abzuschalten. Diese Anlagen können und werden nicht auf ein überlastetes Netz reagieren.
Betrachten wir ein Beispiel
An Tagen mit geringer Nachfrage, wie z. B. Ostersonntag, kann die Nachfrage während der Sonnenstunden auf bis zu 40 GW sinken, z. B. zwischen 13 und 14 Uhr nachmittags. Nehmen wir nun an, es ist ein sehr sonniger Tag und von unseren 57 GW Solaranlagen auf Dächern produzieren 60 % (was eine Menge wäre), also 34,2 GW. Zusätzlich haben wir die 8 GW konventionelle Must-Run-Kapazität.
Hinzu kommen 14 GW netzgekoppelte Solarenergie, 20 GW Windenergie und 5 GW Biomasse (insgesamt 39 GW netzgekoppelte erneuerbare Energien). Wenn die Preise niedrig genug sind, werden diese erneuerbaren Energien auf dieses Signal reagieren und ihre Produktion abregeln, aber nicht alle werden dies aus verschiedenen Gründen tun. Seien wir jedoch optimistisch und nehmen an, dass ein Rekordwert von 70% dieser Kapazität heruntergefahren wird, so dass 11,7 GW an netzgekoppelter erneuerbarer Erzeugung verbleiben.
Jetzt haben wir:
Nachfrage = 40 GW
Angebot = 8 GW konventionell muss laufen + 34,2 GW nichtregelbare Solarenergie auf Dächern + 11,7 GW netzgekoppelte erneuerbare Energien
= 53,9 GW
Seien wir optimistisch und nehmen wir an, dass wir 8 GW an unsere Nachbarn exportieren können, was sehr hoch ist, weil sie am Ostersonntag auch eine niedrige Nachfrage und viele erneuerbare Energien haben. Jetzt haben wir ein Überangebot von:
53,9 GW – 8 GW Export – 40 GW Nachfrage = 5,9 GW Überschuss.
Und was passiert jetzt? Wir haben eine Überkapazität, die der von etwa 5 Kernkraftwerken entspricht, die auf Vollast laufen und das Netz überlasten. Das letzte Mittel des Marktes sind 3 GW negative Regelleistung, die von den Übertragungsnetzbetreibern vorgehalten werden und die sie herunterregeln können. Nach dieser letzten Notmaßnahme verbleiben uns also 2,9 GW Überschussleistung.
Und jetzt? Die ehrliche Antwort ist, dass das niemand wirklich weiß. Der Intraday-Markt würde sich nicht geräumt werden, und die Preise würden bei -9,999 EUR/MWh verharren. Die Netzfrequenz könnte auf bedrohliche Werte von 50,2 Hertz ansteigen, bei denen sich die Solarwechselrichter abschalten würden. Schon zu diesem Zeitpunkt würden Maschinen beschädigt werden, und die lokalen Netzbetreiber müssten möglicherweise ganze Gebiete vom Netz nehmen (lokale Brownouts), um das System zu schützen. Ich denke, dass meine Heimatregion im solarreichen Südbayern die erste wäre, die schwarz wird.
Sie werden vielleicht denken, dass wir hier Horrorszenarien malen, aber nichts davon ist übertrieben oder weit hergeholt. Wir haben Minimalpreise von -500 EUR/MWh Day-Ahead und Minimalpreise von -9.999 EUR/MWh Intraday in den Jahren 2023 und 2024 gesehen. Sie können sich vorstellen was die BILD Zeitung am nächsten Tag auf dem Titel hat. Wenn dieses Worst-Case-Szenario nicht in diesem Jahr eintritt, dann wird es im nächsten oder übernächsten Jahr eintreten, wenn der Ausbau von Solaranlagen auf Dächern weitergeht. Es ist wirklich keine Frage des ob, sondern des wann. Zum Glück hat die BNetzA das Problem zumindest erkannt und warnt vor Konsequenzen.
Ach ja, und wer bezahlt den Stromverkauf für -9.999 EUR? Das wären die Übertragungsnetzbetreiber, die sich das Geld über den EEG-Topf, also aus dem Bundeshaushalt, zurückholen würden. Wohlgemerkt: Wir als Händler profitieren in solchen Situationen in der Regel, weil wir die Preisvolatilität mögen; zahlen muss der Kunde und der Steuerzahler.
15.11.24: „Es droht Stress im Stromnetz“
Der Chef der Netzagentur, Klaus Müller, warnt vor Notmaßnahmen wegen zu viel Solarstrom.
Das Problem des zeitweisen Überangebots an Solarstrom im Netz hat für uns eine sehr hohe Priorität. Der Solaranlagenzubau hat wesentlich rascher stattgefunden, als prognostiziert worden ist. Die Zeit drängt hier, es geht um die Stabilität des Stromnetzes. Deshalb wäre es sehr gut, wenn es darüber kurzfristig noch eine politische Einigung im Bundestag gäbe.
Dann müssten die Übertragungsnetzbetreiber im letzten Moment mit Notfallmaßnahmen agieren. Solche Maßnahmen sind per se ein Risiko.
Es droht Stress im Stromnetz, sowohl technisch als auch finanziell für uns alle. Denn die Notfallmaßnahmen treffen dann auch Nutzer, die eigentlich mit dem Problem nicht viel zu tun haben. Darüber hinaus kosten die unwirtschaftlichen Spitzen in der Solarstromerzeugung die Verbraucher viel Geld.
11.11.24: Enpal und 1Komma5° warnen vor Blackout durch ungeregelte Photovoltaik-Anlagen
Zwei Unternehmen, die normalerweise erbitterte Konkurrenten sind, haben im Hinblick auf die vor allem für das Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) geplanten Gesetzesänderungen einen gemeinsamen Standpunkt gefunden: Enpal und 1Komma5° fordern in einer gemeinsamen Erklärung, die Mitte Oktober von der Bundesregierung veröffentlichten Vorschläge zur „Umsetzung der Wachstumsinitiative im Strombereich“ , auch als „Stromspitzen-Paket“ bekannt, sofort umzusetzen. Dies sei im wahrsten Sinne des Wortes systemrelevant für die deutsche Wirtschaft und müsse trotz des Auseinanderbrechens der Ampel-Koalition und der Ungewissheit zum anstehenden Wahltermin erfolgen.
Wenn aber „nicht jetzt wichtige regulatorische Weichen im Energiemarkt gestellt werden, steht im allerschlimmsten Fall überhaupt kein Strom mehr zur Verfügung“. Grund hierfür ist Enpal und 1Komma5° zufolge die Einspeisung aus ungeregelten Photovoltaik-Anlagen – gemeint sind solche mit weniger als 100 Kilowatt außerhalb der Direktvermarktung. Es werde „immer mehr Strom durch kleine Photovoltaik-Anlagen erzeugt, die die Einspeisevergütung erhalten und nicht gesteuert werden. Im Juli dieses Jahres waren es bereits 60 Gigawatt.“
An einem Tag mit hoher Solarstromerzeugung und geringem Verbrauch – etwa an Ostern, Himmelfahrt oder Pfingsten – könnten Extremwerte für negative Strompreise entstehen, unter Umständen gäbe es trotzdem keine „Markträumung“ – der Strom bliebe also im Netz. Im allerungünstigsten Fall, schreibt etwa Leon Hirth, reicht dann die zwangsweise Abschaltung von Erzeugern nicht mehr aus, und es bliebe nur noch die Abschaltung ganzer Verteilnetze. Zwar bedeute dies „keineswegs automatisch einen flächendeckenden Ausfall des Stromsystems (Blackout), jedoch steigt die Gefahr einer schwerwiegenden Störung in einem derart gestressten System stark an. Dies muss unbedingt vermieden werden.“
24.10.24: Solar-Heimspeicher sind aktuell DRECK für das Netz!
Andreas Schmitz (Der Akku Doktor) erklärt in diesem Video recht gut, warum Speicher alleine keine Lösung sind.
Ganz generell: Finanzielle Anreize sind nicht dazu geeignet, die eskalierenden Echtzeitprobleme zu lösen!
Jegliche Preise sind als Steuerinstrument wenig geeignet, weil die Wirkung nur schwer abschätzbar ist und vor allem keine ausreichende Berücksichtigung der lokalen/regionalen Rahmenbedingungen erfolgen kann. Dass es für ein systemdienliches Verhalten eine Intensivierung geben soll, ist aber wohl trotzdem erforderlich. Nur wir brauchen eine Echtzeitsteuerung, die sich vor allem an der Spannung (lokales Signal) und an der Frequenz (globales Signal) orientieren muss, sprich der Markt muss der Physik folgen und nicht umgekehrt. Dazu sind dezentrale Funktionseinheiten mit einem sektorübergreifenden Energiemanagement („Energiezellensystem„) erforderlich. Denn auch eine zentrale Steuerung über den Preis oder der Eingriff auf viele Kleinanlagen erhöht die (Cyber-)Risiken. Zudem fehlt die Digitalisierung in den VNBs.
22.10.24: Ungeregelte Solarleistung – Wie bekommen wir sie unter Kontrolle?
Wie verlief der Ausbau der Solarenergie in Deutschland in den letzten Jahren? Warum ist ungeregelte Solarleistung heute eine Herausforderung, und wie wirkt sich das auf den Strommarkt aus? Was passiert, wenn zu viel Solarstrom ins Netz eingespeist wird? Und wie können wir Solarenergie in Zukunft systemdienlich gestalten? Lion erklärt, warum kleine Solaranlagen auf Privathäusern (aktuell etwa 60 GW) oft auch dann einspeisen, wenn kein Bedarf besteht, und warum dies problematisch ist. Zudem werfen wir einen Blick darauf, warum Netzbetreiber Großbatterien nur zögerlich anschließen und welche politischen Anpassungen notwendig wären, um diese Herausforderungen zu lösen. Zum Abschluss diskutieren wir, welche Anreizmodelle es braucht, um Solaranlagen systemdienlich zu betreiben, und was wir von anderen Ländern lernen können.
Hier sind die wichtigsten Kernaussagen zusammengefasst:
Das Problem der ungeregelten Einspeisung
- Deutschland hat aktuell etwa 90 GW installierte Solarleistung, davon 60 GW im Einspeisetarif
- An sonnigen Feiertagen mit geringem Verbrauch (ca. 40 GW) kann die ungeregelte Solareinspeisung bis zu 36 GW betragen
- Dies führt zu negativen Strompreisen und Netzinstabilität
Mögliche Lösungsansätze
- Intelligente Steuerung und Abschaltung von Solaranlagen bei Überproduktion
- Anpassung der Einspeisevergütung mit negativen Preisen bei Überangebot
- Wiedereinführung einer Spitzenkappung für Solaranlagen (z.B. bei 70 % der Nennleistung)
- Ausbau von Großspeichern und flexibler Nachfrage
- Einführung lokaler Strompreise (Gebotszonenteilung)
Herausforderungen bei der Umsetzung
- Technische und regulatorische Hürden bei der Steuerung von Kleinanlagen
- Mangelnde Anreize für Anlagenbetreiber zur Abschaltung
- Langsamer Ausbau von Großspeichern und Smart Metern
- Politische Widerstände gegen Reformen des Strommarktes
Eine zeitnahe Lösung ist dringend erforderlich, da der Solarausbau weiter voranschreitet und die Problematik in den kommenden Jahren zunehmen wird. Experten sehen bereits für Ostern 2025 kritische Situationen auf das Stromnetz zukommen.
22.09.24: Warum ungeregelte Solarerzeugung zum Problem wird
von Lion Hirth
Problematik der ungeregelten Solarstromerzeugung
- Der starke Ausbau der Solarenergie führt zunehmend zu Problemen durch ungeregelte Einspeisung.
- Etwa 20 % des Solarstroms wird inzwischen zu negativen Preisen erzeugt, was volkswirtschaftliche Kosten verursacht.
- Die meisten Solaranlagen (ca. 60 %) erhalten eine feste Einspeisevergütung und haben daher keinen Anreiz, bei Überproduktion abzuregeln.
Risiken und Folgen
- Es drohen Stromüberschuss-Situationen, bei denen das Angebot die Nachfrage übersteigt, selbst bei extrem negativen Preisen.
- Dies könnte bereits 2025 erstmals auftreten und die Systemstabilität gefährden.
- Die volkswirtschaftlichen Kosten durch fehlende Abregelung werden für 2024 auf ca. 200 Millionen Euro geschätzt.
Ausblick und Handlungsbedarf
- Bei einem jährlichen Zubau von 15 GW steigt die solare Einspeisespitze um ca. 6 GW pro Jahr.
- Kurzfristig ist keine ausreichende Entlastung durch Nachfragesteigerung, Lastverschiebung oder Speicher zu erwarten.
- Es wird als notwendig erachtet, dass künftig nahezu alle neu installierten Solaranlagen auf Preissignale reagieren und bei Überproduktion abregeln.
- Verschiedene Lösungsansätze werden diskutiert, aber als problematisch in der Umsetzung angesehen.
Der Autor fordert die Solarbranche auf, konstruktive und praktikable Vorschläge zu entwickeln, um eine Reaktion von Solaranlagen auf Strompreise zu erreichen und so den weiteren Ausbau zu ermöglichen.
Quelle: https://background.tagesspiegel.de von Lion Hirth, Professor für Energiepolitik
Der Solarzubau boomt – Deutschland hat sein 2024-Ziel für den PV-Ausbau bereits Mitte Mai erreicht. Die zusätzliche Leistung birgt aber auch Risiken: Die Gefahr von schwerwiegenden Störungen im Stromsystem wachse ebenso wie die Kosten für die Volkswirtschaft, warnt Lion Hirth. Alle neu installierten Solaranlagen müssten daher bei Stromüberschuss abregeln können, fordert der Energieökonom von der Hertie School.
Mit einem Zubau von 14 Gigawatt im Jahr 2023 entfaltet die Solarenergie eine besonders hohe Dynamik, die sich im Jahr 2024 unvermindert fortsetzt. Rund 20 Prozent davon erhalten die gleitende Marktprämie und etwa 10 Prozent gar keine Förderung. Rund 70 Prozent der neu installierten PV-Leistung entfallen auf Dachanlagen kleiner als 100 Kilowatt, die eine feste Einspeisevergütung erhalten. Stand Juli 2024 dürften so rund 60 GW PV-Leistung dem Einspeisetarif unterliegen.
Rund 10 Prozent der neuen Leistung in der Einspeisevergütung sind Volleinspeiser, während rund 90 Prozent einen Teil des erzeugten Stroms zur Deckung des Eigenverbrauchs nutzen. Insbesondere bei Einfamilienhäusern werden bei Eigenverbrauchskonzepten in der Regel Hausspeicher eingesetzt; so werden derzeit rund 80 Prozent aller neuen PV-Anlagen mit einer Batterie ausgestattet.
Die Erzeugung von Strom aus Sonnenenergie kostet im Betrieb nichts. Daher ist es sinnvoll, dass die Anlagen immer so viel Strom wie möglich produzieren – außer wenn der Börsenpreis unter null fällt. Bei negativen Preisen verursacht die Stromproduktion volkswirtschaftliche Kosten, sodass es sinnvoll ist, die PV-Anlage abzuregeln.
Im Gegensatz zu thermischen Kraftwerken können Photovoltaik-Anlagen im Prinzip einfach, schnell und ohne Kosten ab- und zugeschaltet werden. Solaranlagen außerhalb der Förderung tun genau dies, und auch Anlagen in der gleitenden Marktprämie haben einen Anreiz abzuschalten, sobald der Strompreis deutlich negativ wird.
Anlagen im Einspeisetarif zeigen ein solches Verhalten jedoch in der Regel nicht – sie produzieren auch bei negativen Börsenpreisen weiter. Dies liegt auch an den Anreizen der Vergütung: Volleinspeiser erhalten immer den gleichen Einspeisetarif je eingespeister Kilowattstunde, haben also grundsätzlich immer einen Anreiz, in jeder Situation Strom zu erzeugen – unabhängig vom Börsenpreis.
Auch Eigenverbrauchsanlagen haben in aller Regel einen Anreiz zur Stromerzeugung bei negativen Strompreisen, weil sie entweder den Einspeisetarif erhalten (wenn sie einspeisen) oder den Endkunden-Strompreis ersetzen (wenn sie eigenen Verbrauch decken). Einspeisevergütungs-Anlagen sind also blind für Marktpreise.
Mit zunehmender ungeregelter Solarleistung ist ein Stromüberschuss ohne Markträumung bereits im Frühsommer 2025 nicht auszuschließen, zum Beispiel bei sonnigem und windigem Wetter über Ostern oder Pfingsten.
Was passiert, wenn der Markt nicht räumt? In einem solchen Fall würden die Übertragungsnetzbetreiber zunächst Regelleistung aktivieren, von der in Deutschland allerdings nur circa 3 GW vorgehalten werden. Reichen diese Maßnahmen nicht aus, um Stromeinspeisung und -entnahme auszugleichen, würde die Frequenz im europäischen Verbundnetz ansteigen, was die Aktivierung von Primärregelleistung zur Folge hätte, von der europaweit 3 GW vorgehalten werden.
Wenn die Übertragungsnetzbetreiber diese regulären Maßnahmen ausgeschöpft haben und die Netzfrequenz trotzdem weiter ansteigt, werden durch die Überfrequenz automatisch Stromerzeuger vom Netz getrennt. Parallel dazu müssten die Übertragungsnetzbetreiber mit Notfallmaßnahmen reagieren, gegebenenfalls auch mit der Abschaltung solcher Verteilnetze, aus denen viel Strom rückgespeist wird. Diese Situation bedeutet zwar keineswegs automatisch einen flächendeckenden Ausfall des Stromsystems (Blackout), jedoch steigt die Gefahr einer schwerwiegenden Störung in einem derart gestressten System stark an.
Neben den Risiken für die Systemsicherheit verursacht die Stromerzeugung zu negativen Börsenpreisen volkswirtschaftliche Kosten. Ein immer größerer Anteil des Solarstroms wird in Zeiten negativer Preise erzeugt – im laufenden Jahr sind es bereits 20 Prozent.
Noch gravierendere Kosten fallen an, wenn der Markt tatsächlich nicht räumt. Die Verkaufsgebote der ÜNB, die die Erzeugung aus dem Einspeisetarif an der Börse verkaufen, werden dann nur Pro Rata zugeteilt, sodass ein Teil davon als Unterdeckung in der Ausgleichsenergie landet. Hier wären in einer derartigen Situation Preise von -100.000 €/MWh und mehr vorstellbar. Dies könnte Kosten von Hunderten von Millionen Euro verursachen – in einer einzelnen Stunde! [Anmerkung: derzeit ist die Ober-/Untergrenze bei +/- 15.000 €/MWh]
Bei einem Solarzubau von 15 GW pro Jahr, einem Einspeisetarifanteil von 70 Prozent und einem Gleichzeitigkeitsfaktor von 60 Prozent steigt die Solar-Einspeisespitze um 6 GW pro Jahr an. Eine Verlangsamung des Zubaus oder eine Verlagerung in die Direktvermarktung sind derzeit nicht absehbar.
Ob es zu einem Stromüberschuss kommt, hängt von einer ganzen Reihe von Faktoren ab, insbesondere von Angebot, Nachfrage, Speichern und Export/Import. Selbst bei günstiger Entwicklung all dieser Faktoren ist es aber bei der aktuellen Lage nur eine Frage von wenigen Jahren, bis die Gefahr von Stromüberschüssen deutlich zunimmt.
05.07.14: Überblick Versorgungssicherheit
Der Vortrag „Überblick Versorgungssicherheit“ von Christoph Maurer vom 4. Juli 2024 bietet einige interessante Einblicke in die aktuelle Situation. Besonders hervorzuheben sind seine kritischen Anmerkungen gegen Schluss, dass auch Kleinvieh Mist macht und zunehmend zur Gefahr für die Versorgungssicherheit wird (ab Minute 54). Der Vortrag startet ab Minute 10:13.
Thema Systemsicherheit ab Minute 51:05.
05.12.24: Australien kämpft mit massivem Strom-Überschuss aus Solaranlagen
Australien hat in dieser Woche einen bemerkenswerten Meilenstein erreicht: Über 4 Millionen bzw. ein Drittel aller Haushalte verfügen jetzt über eine Solaranlage. Das allerdings bringt auch ordentliche Herausforderungen für die Netzbetreiber mit sich.
Auch im sonnenverwöhnten Kalifornien ist man bereits mit ähnlichen Problemen konfrontiert. Die daraus erwachsenden Lösungen dürften als Beispiel für viele andere Regionen in der Welt dienen, in denen vergleichbare Situationen noch kommen werden.
Zusammenfassung
Ein Drittel der australischen Haushalte besitzt eine Solaranlage
Solarstromüberschuss führt zu technischen Herausforderungen
Experten schlagen vor, nicht jede produzierte Kilowattstunde zu nutzen
Batterien spielen wichtige Rolle bei der Energiespeicherung und -verteilung
Erhöhung der Stromnachfrage in Spitzenzeiten als mögliche Lösung
Australiens Erfahrungen könnten als Vorbild für andere Regionen dienen
https://winfuture.de/news,147268.html