In jüngster Zeit ist in den deutschen Medien eine kontroverse Diskussion über mögliche neue Strompreiszonen entbrannt. Dabei ist leider wie so oft sofort eine Polarisierung und eine klare Entweder-oder-Positionierung zu beobachten. Damit wird eine Ausgangssituation geschaffen, die nicht geeignet ist, die bestehenden und absehbaren Probleme zu lösen. Denn die zugrundeliegende Komplexität und die notwendigen Anpassungen erfordern die Berücksichtigung unterschiedlicher Sichtweisen und den Umgang mit Widersprüchen.

Statt mit vorschnellen Lösungen oder Blockaden zu reagieren, sollte zunächst versucht werden, die Problematik genauer zu beschreiben, um dann einen Weg zu finden, der sowohl den Bedenken als auch den Veränderungsnotwendigkeiten gerecht wird.

Dazu ist es auch notwendig, Transparenz darüber zu schaffen, warum bestimmte Dinge heute so sind, wie sie sind. Zum Beispiel schafft die gemeinsame Strompreiszone auch einen gewissen sozialen Ausgleich, indem die Lasten auf alle verteilt werden. Auf der anderen Seite sind in den Regionen, in denen viele neue Erzeugungsanlagen entstanden sind, auch die Infrastrukturkosten in Form der Netzentgelte deutlich gestiegen. Gleichzeitig wollen aber andere Regionen und auch Nachbarländer von den günstigen Strompreisen bei einem Überangebot profitieren, aber nicht für die Infrastrukturkosten aufkommen. Eine Entflechtung würde hier also eine gewisse Transparenz schaffen. Auf der anderen Seite würden dadurch weitere Dynamiken entstehen, deren Nebenwirkungen kaum absehbar sind, schon gar nicht mit einem Quick-and-Dirty-Ansatz, der nur die Symptome behandelt.  

Die #IZW begrüßt daher den Beginn der dringend notwendigen Diskussion, warnt aber gleichzeitig vor Schnellschüssen, bei denen die zu erwartenden Nebenwirkungen nicht berücksichtigt werden. Wir appellieren daher auch an eine konstruktive statt einer weiter polarisierenden Diskussion. Dazu gehört auch Transparenz, wie z.B. bei den Strompreisen, wo immer mehr Komponenten kreativ „versteckt“ und herausgerechnet werden.

Und wahrscheinlich braucht es auch neue Denkansätze und Vereinfachungen. Denn derzeit neigt man eher dazu, die Komplexität und Bürokratie massiv zu erhöhen, was kaum zum Erfolg führen wird, wie uns Albert Einstein schon vor 100 Jahren mit auf den Weg gegeben hat: Man kann Probleme nicht mit derselben Denkweise lösen, mit der sie entstanden sind.

Also weniger in getrennten Einheiten denken und Einzelteile fördern, sondern viel mehr in funktionalen Einheiten. Ein pragmatischer Ansatz könnte z.B. sein, dass jeder, der am Strommarkt als Erzeuger teilnehmen will, auch eine definierte Anzahl von Stunden im Jahr gesichert einspeisen können muss. Dies würde EE-Anlagen automatisch zur Kooperation zwingen, sei es mit Speichern oder mit konventionellen Kraftwerken. Dann kann man noch einen CO₂-Rahmen hinzufügen, und das Ganze regelt sich von selbst. Derzeit wird aber in alle Richtungen gefördert, was das Problem nur verschärft, weil jeder nur seine eigenen Interessen sieht und verfolgt. Und damit könnte man wahrscheinlich auch das Thema Strompreise in den Griff bekommen oder auch Energiezellen („Microgrids“) fördern, wo systemdienliches Verhalten als Ganzes auch belohnt und nicht wie jetzt behindert wird.