Letzte Aktualisierung am 14. November 2024.
Eigenverbrauchsoptimierte Speicher nutzen nur einen Bruchteil ihres Flexibilitätspotentials und tragen nicht zur Markt- und Systemintegration von erneuerbarem Strom bei, da sie unabhängig von Preissignalen arbeiten und dadurch Lastspitzen sowie Prognoseungenauigkeiten im Netz verschärfen.
Prof. Dr. Lion Hirth von der Hertie School hat sehr gut herausgearbeitet, warum Heimspeicher in der derzeitigen Ausgestaltung für die Versorgungssicherheit kontraproduktiv sind. Leider ein weiteres Beispiel dafür, warum die Umsetzung der Energiewende heute in vielen Bereichen in eine Sackgasse führt und wir dringend ein Umdenken hin zu dezentralen Funktionseinheiten mit einem sektorübergreifenden Energiemanagement („Energiezellensystem„) brauchen.
Hier sein Statement auf LinkedIn:
Viele Menschen kaufen sich einen Heimspeicher, um die Energiewende voranzubringen. Die KfW fördert das mit Steuergeld.
Leider ist das ziemlicher Quatsch.
So wie wir Heimspeicher heute nutzen, bringen die kaum was für System und Gesellschaft.
Warum das so ist und wie man es ändern kann 👇
Batterien werden heute im Stromsystem als Großspeicher (Container) und Heimspeicher (aka Solar-Batterien) genutzt. Beides sind Lithium-Ionen-Batterien.
Wir schließen in Deutschland in einer ziemlichen Geschwindigkeit Heimspeicher an. Aktuell sind mehr als 7 GW am Netz.
Viele feiern das als Erfolg der Energiewende. Ich nicht.
Speicher rechnen sich finanziell, weil sie einem erlauben, mehr selbst erzeugten Strom zu verbrauchen. Das ist attraktiv, weil man dann Netzentgelte, Steuern und Umlagen spart. Nur: das bringt der Gesellschaft natürlich nichts. Eigenverbrauch ist im Grunde ein Steuersparmodell.
Leider bringen Speicher dann auch nichts für Netz oder System. Sie laden einfach voll, sobald die Sonne aufgeht. Und sind irgendwann voll. Dann speist die Solaranlage ins Netz. Das dumme ist: Das ist oft um die Mittagszeit, wenn Markt und Netz ohnehin vor Strom überquellen. Das ist aus Sicht des Stromsystems eher noch schlimmer als gar keine Batterie.
Ein sinnvoll betriebener Speicher verhält sich ganz anders. Er lädt nachts (auch ohne Sonne), entlädt am Morgen (auch wenn ich noch schlafe) und lädt erst am Nachmittag (beim Solar-Peak). Abends entlädt die Batterie (und zwar auch, wenn ich selbst gar kein Strom verbrauche). Die Optimierung orientiert sich an Netz und Markt. Nicht an meinem eigenen Verhalten.
Wir haben das neulich im Rahmen einer Studie im Detail modelliert, mit stundenscharfem Python-Modell und echten Daten. Das Ergebnis: von den 340 Euro im Jahr, die mir der Speicher bringt, sind nur 8% Systemnutzen. Der Rest ist Umverteilung zulasten der Nachbarn.
Man kann das übrigens alles auch besser machen. Heimspeicher sind klasse Anlagen. bzw. wären es, wenn sie den richtigen Anreizen ausgesetzt wären. Dafür braucht es zweierlei:
- Dynamische Stromtarife
- Zeitvariable Netzentgelte
Für all das können Speicher natürlich nichts. Batterien sind eine tolle Technologie, auch im Stromnetz. Aber sie brauchen sinnvolle Anreize. Das Tragische ist, in der Wissenschaft ist das alles seit vielen Jahren allen klar. Und trotzdem passiert nichts.