Die Bachelor-Thesis „Persönliche Notfallvorsorge für Ausfälle der Stromversorgung Analyse und Ausarbeitung von Maßnahmen zur Stärkung der persönlichen Vorsorge und Resilienz in Lichtenberg“ beschäftigt sich mit dem Thema Blackout-Vorsorge. Hier wieder einige Auszüge:

6.1 Zusammenfassung

Der Eintritt des Szenarios eines langanhaltenden, flächendeckenden Stromausfalls ist nicht mehr undenkbar. Wie das Einleitungskapitel gezeigt hat, wird die Eintrittswahrscheinlichkeit von verschiedenen Akteuren unterschiedlich bewertet. Dabei gehen manche von einer Realisierung der Gefahr in den nächsten Jahren aus, andere hingegen halten dies für unwahrscheinlich. Bei der entstehenden Schadenshöhe lässt sich jedoch ein stärkerer Konsens vorfinden; fast alle Quellen gehen von einem hohen Schaden für Wirtschaft und Gesellschaft aus. Die Auswirkungen werden in Bezirken wie Lichtenberg durch besondere Herausforderungen verstärkt. Wie Cachée (2023) durch seine Untersuchung herausfinden konnte, ist der Stand der Notfallvorsorge in Lichtenberg im Großen und Ganzen als mangelhaft zu bewerten. Besonders hervorzuheben ist hier die geringe Kenntnis über das Konzept der Katastrophenschutz-Leuchttürme. Die fehlende Behandlung dieses Konzepts ist zusammen mit der geringen Betrachtung besonderer gesundheitlicher oder wohntechnischer Bedingungen auch die Haupterkenntnis der Analyse des BBK-Ratgebers. Zu demselben Ergebnis kommt auch die Einschätzung der befragten Experten. Die Interviews zeigen die Vielfältigkeit der Denkansätze in diesem Themengebiet. Ein starker Konsens zwischen den Befragten fand sich jedoch bei der Sinnhaftigkeit der Individualisierung von Vorsorgemaßnahmen, der Priorisierung von Öffentlichkeitsarbeit als staatliche Verbesserungsmaßnahme und bei der Wichtigkeit der Kooperation mit privatwirtschaftlichen Akteuren. Uneinigkeit ließ sich besonders bei der Frage nach der Bedeutung von privatwirtschaftlichen Unternehmen für das Katastrophenmanagement feststellen. Die erhobenen Daten aus der durchgeführten Studie untermauern die zuvor gewonnenen Ergebnisse der mangelhaften Vorbereitung und geringen Kenntnis der Katastrophenschutz-Leuchttürme. Zur Bewältigung der angesprochenen Herausforderungen wird vorrangig die Veränderung und Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit, eine Individualisierung der Vorsorgeempfehlungen und eine Integration des Themas in die Bildungsinstitute empfohlen.

6.2 Bewertung von Ergebnissen und Methodik

Im folgenden Abschnitt werden die aufgestellten Forschungsfragen überprüft und beantwortet, sowie die Hypothesen auf ihre Gültigkeit überprüft. Die Forschungsfrage lautete: „Durch welche Maßnahmen lässt sich die persönliche Notfallvorsorge für die Ausfälle der Stromversorgung im Bezirk Lichtenberg besonders steigern?“ Auf diese Frage lässt sich jetzt eine klare Antwort geben; durch Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit unter Miteinbeziehung der Öffentlichkeit und ihrer individueller gesundheitlichen, platztechnischen, finanziellen oder familiären Bedürfnisse. Das identifizierte Hauptproblem liegt den analysierten Informationsquellen nach nämlich nicht in der Unwissenheit über die geforderten Anschaffungen, sondern in der mangelnden Sensibilisierung der Bürger und der Bagatellisierung des Themas. Auf die fünf untergeordneten Fragen lassen sich jeweils kurz beantworten:

Wie ist ein Blackout abzugrenzen? Ein Blackout bezeichnet den Ausfall von mindestens einem Großteil des gesamteuropäischen Stromnetzes (Bundesnetzagentur 2023). Die geographische Ausbreitung und die Dauer des Ausfalls sind folglich die beiden definitorischen Voraussetzungen.

Wie gestaltet sich der aktuelle Stand der persönlichen Notfallvorsorge in Lichtenberg? Mangelhaft, da die Mehrheit der Bewohner weder für den empfohlenen Zeitraum Vorräte und weitere Ausrüstungsgegenstände besitzt noch den Standort der Katastrophenschutz-Leuchttürme kennt.

Welche Lebensbereiche werden durch einen Blackout beeinträchtigt und welche Maßnahmen werden von offizieller Seite zur Vorsorge empfohlen? Nahezu alle Lebensbereiche werden durch den Zusammenbruch von Versorgung und Kommunikation beeinträchtigt. Vorrangig wird die Anschaffung von Lebensmittel- und Wasservorräten, alternativen Licht- und Wärmequellen, Hygiene- und Medizinprodukten, sowie Kommunikationsmitteln empfohlen.

Werden spezielle Herausforderungen von urbanen Gebieten in der Katastrophenvorsorge im Ratgeber des BBK berücksichtigt? Nicht alle; platztechnische Herausforderungen für die Lagerung, Müll- und Ausscheidungsentsorgung, sowie Katastrophenschutz-Leuchttürme als Anlaufpunkt werden nicht behandelt.

Welche Maßnahmen und Lösungen können basierend auf den identifizierten Schwachstellen in der Katastrophenvorsorge der Bürger in Lichtenberg zur Stärkung der Resilienz, entwickelt werden? Folgende Maßnahmen können unter anderem entwickelt werden: Verstärkung der Öffentlichkeitsarbeit, Integration des Themas in die Curricula der Bildungsinstitutionen, Stärkung der Stadtteilzentren und Individualisierung der Vorgaben. Allerdings stellte sich vor allem durch die Experteninterviews heraus, das die möglichen Maßnahmen vor allem in Bezug auf die Kooperation mit der Privatwirtschaft sehr vielzählig sind.

Ferner wurden im Einleitungskapitel drei Hypothesen aufgestellt. Die erste Hypothese, welche besagt, dass der BBK-Ratgeber die besonderen Herausforderungen nicht vollständig abdeckt, lässt sich bestätigen. Dies geht aus der durchgeführten Studie und den Experteninterviews hervor. Abschwächend muss hier angeführt werden, dass es nicht unbedingt die Aufgabe des bundesweit gültigen Ratgebers ist, spezielle Herausforderungen zu berücksichtigen. Stattdessen kann diese Verantwortung lokalen Behörden übergeben werden. Die Hypothese ist jedoch aufgrund der fehlenden Abdeckung als bestätigt anzusehen.

Die zweite Hypothese stellt die Behauptung auf, dass die Mehrheit der Menschen gemäß den Vorgaben des BBK-Ratgebers mangelhaft vorbereitet sind. Diese Behauptung lässt sich durch die vorangegangene Internetrecherche, die Studie zum Stand der Notfallvorsorge in Lichtenberg, die durchgeführten Experteninterviews und die eigens erhobenen Daten bestätigen. Die Hypothese ist folglich als vollständig bestätigt anzusehen.

Hypothese drei, welche die Individualisierung als hilfreiche Maßnahme zur Steigerung von Umsetzung und Qualität der Vorbereitung beschreibt, konnte hingegen nicht vollumfänglich bestätigt werden. Für die Validierung der Hypothese spricht grundsätzlich ein allgemein großer Zuspruch von Seiten der Befragten. Außerdem befanden acht der elf befragten Experten ein solches Konzept als sehr sinnvoll bzw. sinnvoll. Es muss allerdings eingewandt werden, dass nur ein Viertel derjenigen, welche das Konzept innerhalb der Studie befürworteten, sicher sind, eine solche Anwendung zu verwenden. Zusammenfassend lässt sich damit sagen, dass die Hypothese theoretisch zu bestätigen ist, die tatsächliche Nutzung durch den Bürger und das Maß der Steigerung von Qualität und Häufigkeit der Notfallvorsorgemaßnahmen noch fragwürdig ist. Trotz dieser, die Validierung einschränkenden Aspekte, ist Hypothese 3, durch den großen Zuspruch durch Experten und Studienteilnehmer, zumindest als teilweise bestätigt anzusehen.

Bewertung der angewandten Methodik

Grundsätzlich ist die Bandbreite der Informationsquellen als positiv zu bewerten, da sowohl Literaturrecherche als auch empirische Methoden verwendet wurden. So konnte ein umfassendes, holistisches Bild gewonnen werden. Allerdings sind mehrere Schwachstellen in der Methodik zu vermerken. Die durchgeführte Studie ist aufgrund der eher einseitigen Demographie als nicht repräsentativ anzusehen. Ferner gestaltete sich die technische Auswertung aufgrund der mangelnden Zeit als schwierig. Ein weiterer Aspekt, welcher negative Auswirkungen auf den dargestellten Detailgrad der Ergebnisse der empirischen Erhebung hatte, war die erhobene Menge an Daten im Zusammenhang mit dem vorgegebenen Maximalumfang der vorliegenden Arbeit. Die Expertenbefragung alleine wäre für die Beantwortung der Fragestellungen ausreichend gewesen. Durch die Kürzung der Arbeit blieb eine detaillierte Betrachtung der Studienergebnisse hinter den Möglichkeiten zurück. Eine Reduzierung der empirisch erhobenen Daten wäre für die tiefgreifende Ausarbeitung hilfreich gewesen und hätte eine genauere Ausarbeitung der wertvollen Expertenbeiträge ermöglicht.

6.3 Ausblick und weitere Forschung

Wie die recherchierten und erhobenen Informationen gezeigt haben, ist das Thema der Notfallvorsorge nicht ausreichend im Fokus der Öffentlichkeit. Die vorliegende Arbeit konnte einige Maßnahmen zur Steigerung der Umsetzung im Bezirk Lichtenberg erarbeiten, allerdings muss deren tatsächliche Wirksamkeit in der Praxis weiter überprüft werden. Weitere Forschungsprojekte könnten zudem die Effektivität der Individualisierung von Vorsorgeempfehlungen prüfen. Im Zuge der zunehmenden Internationalisierung von Lichtenberg und Deutschland im allgemeinen, wächst die Anzahl an Sprachen, Religionen und Kulturen. Wie diese unterschiedlichen Gruppen adäquat adressiert werden können, um sie für das Thema Notfallvorsorge zu sensibilisieren, bleibt ebenfalls das Objekt zukünftiger Forschung. In Anbetracht der Vielzahl und des Umfangs an existierenden und möglichen Katastrophen bedarf es weiterer intensiver Forschung, um Lichtenberg und Deutschland resilienter zu machen.