Die Masterarbeit „Blackoutvorsorge durch Kommunikation: Einfluss der Risikokommunikation auf das Risikobewusstsein der steirischen Bevölkerung bei Blackouts“ von Lukas Brunner beschäftigt sich mit dem Thema Risikokommunikation in der Blackout-Vorsorge. Hier einige Auszüge:

5.1 Zusammenfassung der zentralen Ergebnisse

Forschungsfrage: „Welchen Einfluss hat die Risikokommunikation auf das Risikobewusstsein der steirischen Bevölkerung hinsichtlich Blackouts?“

Die steirische Bevölkerung schätzt zu 49,5 % ihr persönliches Risikobewusstsein weder höher noch niedriger ein als jenes ihres persönlichen Umfeldes (vgl. Q2). Dies zeigt, dass der Querschnitt ein durchschnittliches Risikobewusstsein aufweist. Auf dieser Grundlage aufbauend illustriert Frage Q9c, dass bei 65,8 % der befragten Personen das Risikobewusstsein steigen würde, wenn diese durch Organisationen mehr informiert werden würden. Eine Minorität stimmte dem nicht zu. Somit stellt sich ein klares Ergebnis in Bezug des Einflusses der Risikokommunikation auf das Risikobewusstsein für ein Blackoutszenario dar. Durch mehr Information seitens staatlicher Institutionen und intermediären Gewalten würde sich das Risikobewusstsein erhöhen. Die steirische Bevölkerung fühlt sich lediglich zu 31,3 % angemessen über einen Blackout informiert (vgl. Q9a). Dies verdeutlicht eine differenzierte Wahrnehmung der Informationsqualität. Im Gegensatz dazu sind für 57,8 % der befragten Personen die Informationen vertrauenswürdig. Dies legt einen hohen Vertrauenswert in die Risikokommunikation in der Steiermark dar, was ebenfalls einen positiven Einfluss auf das Risikobewusstsein nehmen kann (vgl. Q9b). Die getroffenen Maßnahmen zur Risikokommunikation durch die verschiedenen Institutionen deuten darauf hin, dass diese nur bei einer Minderheit das Informationsbedürfnis erfüllen, da organisationsübergreifend keine dieser Institutionen über 25 % Unterstützungswerte generieren konnte (vgl. Q11). Den wichtigsten Einfluss in der Risikokommunikation auf das Risikobewusstsein nehmen die Faktoren Klarheit und Verständlichkeit, Vertrauen in den Kommunikator, sowie Relevanz und Praxisnähe der Inhalte ein (vgl. Q12). Dies offenbart eine wichtige Erkenntnis, um die getroffenen Kommunikationsmaßnahmen effektiver und effizienter zur Erhöhung des Bewusstseins zu machen und dadurch eine Verhaltensänderung in der jeweiligen Zielgruppe zu erreichen.

5.2 Diskussion der Ergebnisse

Die Frage Q1 offenbart, dass das wichtigste Informationsinstrument der steirischen Bevölkerung das Internet ist. 51,6 % der Befragten gaben an, sich via Internet über einen Blackout zu informieren. Dies deckt sich auch mit den von Peterbauer et al. (2020, S. 20-21) beschriebenen Entwicklungen. Das Medium Internet wird als Informationsquelle immer bedeutender.

Die Daten deuten darauf hin, dass ein beträchtlicher Anteil der Befragten, nämlich 67,7 %, der Aussage zustimmten, dass persönliche Vorsorgemaßnahmen für einen Blackout wichtig bis sehr wichtig sind. Dies lässt darauf schließen, dass für einen Großteil der Bevölkerung in der Steiermark die Notwendigkeit der Vorbereitung auf einen Stromausfall als relevant erachtet wird. Dies korreliert mit der Frage Q7, bei welcher 67,5 % der Meinung sind, dass das Risikobewusstsein gestiegen sei. Zudem waren lediglich 25,8 % der Befragten der Meinung, dass Personen in ihrem Verwandtschafts- und Bekanntschaftsverhältnis ausreichend für einen Blackout vorgesorgt haben. Dies legt nahe, dass in der Steiermark eine erhöhte Sensibilisierung für das Thema Blackout zu verzeichnen ist. Die vorliegenden Daten enthüllen vielfältige Standpunkte hinsichtlich der Notwendigkeit von Vorsorgemaßnahmen und persönlicher Vorbereitung auf einen Stromausfall in der Steiermark.

26,3 % der befragten Personen sind der Ansicht, ausreichend Maßnahmen für einen Blackout ergriffen zu haben. Demgegenüber steht die Kritik von Saurugg (2016) aus dem Kapitel 2.1.3, welche unter anderem die richtige Art der Vorsorge kritisiert. Diesen Einwand kann zugestimmt werden, da aufgrund der Forschungsergebnisse verdeutlicht wurde, dass es an Informationen über ein solches Szenario und somit auch an der Quantität und Qualität des Bedarfs an persönlichen Vorsorgemittel mangelt. Bei der Umfrage von Prinz et al. (2021, S. 4-6) gaben 48 % Personen in der Steiermark an, gut auf einen Blackout vorbereitet zu sein. Dies konnte nicht nachgewiesen werden und wird in der gegenständlichen Studie widersprochen. 54,1 % der teilnehmenden Personen gaben an, nicht ausreichend auf einen Blackout vorbereitet zu sein (vgl. Q10).

Wie in Kapitel 2.1.3 von Renn (2010, S. 163) angeführt, illustrierte auch die gegenständliche Umfrage, dass die befragten Personen, welche bereits Erfahrungen mit einem länger andauernden Stromausfall hatten, ihr Risikobewusstsein (44,4 % höher einschätzen, als jene ohne Erfahrung (27,3 %)). Die Umfrage offenbarte, dass die teilnehmenden Personen aus der Stadt Graz mit 61,6 % den höchsten Wert aufwiesen, dass ihre Vorsorgemaßnahmen nicht ausreichend sind. Somit zeigt sich auch trotz besserer Infrastruktur, dass das Risikobewusstsein in der Landeshauptstadt Graz ein hohes ist. Interessanterweise zeigen die Daten, dass eine signifikante Anzahl von Befragten das Bewusstsein für die Blackout-Thematik als gestiegen empfindet. Dies könnte auf verstärkte Sensibilisierungskampagnen zurückzuführen sein, die das Risikobewusstsein der Bevölkerung geschärft haben.

Trotz der Minderheit an Erfahrung mit mehrstündigen Stromausfällen sind zumindest 75,4 % bereit, Vorsorgemaßnahmen zu treffen. Dabei zeigt sich, dass die meisten Vorsorgemaßnahmen im Bereich der Lebensmittelversorgung und Notfallausrüstung gemacht wurden. Auch aufgrund der Tatsache, dass 54,1 % der befragten Personen ihre persönlichen Maßnahmen nicht für ausreichend halten, zeigt eine reflektierte Selbsteinschätzung und Auseinandersetzung mit der Thematik. Dies stellt in Kombination mit der Frage Q6 eine hohe Bereitschaft zur Vorsorge dar.

Es zeichnet sich eine Tendenz ab, dass sich die steirische Bevölkerung möglicherweise nicht ausreichend von den staatlichen Stellen und Energieversorgern unterstützt fühlt. Diese Tendenz wird kohärent dazu durch die Ergebnisse der vorliegenden Umfrage gestützt, die darauf hindeuten, dass die unterschiedlichen Informationsinitiativen der angeführten Institutionen nicht in dem erwarteten Ausmaß von der Bevölkerung wahrgenommen werden. Insbesondere aufgrund der Tatsache, dass keine der Organisationen einen Zustimmungswert von über 25 % erreichen konnte, lässt im Ergebnis keine allgemein höhere Zustimmung der Information der Bevölkerung zu.

Klarheit und Verständlichkeit von Informationen über ein Blackoutszenario sind jene Faktoren mit dem meisten Einfluss auf die persönliche Wahrnehmung und Bewertung darstellen. Auch das Vertrauen in den Kommunikator ist eine wichtige Einflussgröße für die steirische Bevölkerung. Es zeigt sich jedoch, dass die staatlichen Kommunikatoren ein hohes Vertrauen genießen, da die Glaubwürdigkeit als Komponente am wenigsten Verbesserungsbedarf aufweist. Am wenigsten Einfluss nehmen kulturelle Unterschiede und politische Einstellungen. Die Umfrage bestätigt, dass Vertrauen eine wichtige Einflussgröße in der Risikokommunikation nimmt, wie bereits von Mefert et al. (2019, 757) in Kapitel 2.2.2.1 festgestellt.

Die unterschiedlichen Wahrnehmungen hinsichtlich der Notwendigkeit von Vorsorgemaßnahmen und der Unterstützung seitens staatlicher Stellen sowie der Gemeinde verdeutlichen die vielschichtigen Einstellungen und Bedenken der Befragten. Diese Diversität legt nahe, dass maßgeschneiderte Ansätze und Informationsstrategien erforderlich sind, um die Bevölkerung wirksam für mögliche Blackouts zu sensibilisieren und zu motivieren, angemessene Vorbereitungen zu treffen.

5.3 Relevanz und Implikationen der Ergebnisse für die Praxis

Aus der Umfrage lässt sich ableiten, dass etwaige Informationskampagnen zukünftig mehr über das Internet verbreitet werden sollten. Hierbei können Informationsquellen wie Werbevideos oder Podcasts genutzt werden. Zudem sollten Themen aufgegriffen werden, welche wie beispielsweise die Lebensmittelversorgung und medizinische Versorgung ein hohes Interesse mit sich bringen. Die gestiegene Bereitschaft zur persönlichen Vorbereitung auf einen Blackout bietet eine Chance, die Bevölkerung in diesem Bereich zu sensibilisieren und die Resilienz zu erhöhen. Die Studie zeigte, dass sich die steirische Bevölkerung von den Institutionen nicht ausreichend unterstützt fühlt. Hier müssten effektivere und den jeweiligen Zielgruppen entsprechende, zielgerichtete Kommunikationsmaßnahmen ergriffen werden. Hierbei könnten auch Kooperationen zwischen den Institutionen einen Ansatz bieten, um einen ganzheitlichen Ansatz für die Risikokommunikation zu entwickeln. Zudem sollte die Performance von Kommunikationsmaßnahmen seitens der staatlichen Institution zur Risikokommunikation eruiert werden, um ein besseres Verständnis für die Funktion von Risikokommunikation zu erlangen und diese zu verbessern.

5.4 Limitationen

Die Limitation dieser Arbeit findet sich im Themengebiet selbst. Das Thema Blackout gewann insbesondere durch die zunehmenden Medienberichte an Bedeutung. Jedoch gibt es noch keine Studie in Bezug auf das Risikobewusstsein für ein solches Szenario in der Steiermark, weshalb sich die Literaturrecherche schwierig gestaltete.

Ein signifikantes Problem der vorliegenden Forschung ist die geringe Beteiligung von Personen über 70 Jahre am ausgeteilten Fragebogen. Obwohl die Zielgruppe auf eine altersübergreifende Bevölkerungsstichprobe ausgelegt war, wurden nur wenige Fragebögen von dieser Altersgruppe ausgefüllt. Dies könnte auf eine mögliche Repräsentativitätsverzerrung hindeuten, da ältere Menschen möglicherweise besondere Bedürfnisse und Risikowahrnehmungen in Bezug auf einen Stromausfall haben könnten. Somit könnten ihre Perspektiven und Meinungen in der vorliegenden Forschung unterrepräsentiert sein.

Zudem konnten nicht alle Facetten, welche die Risikokommunikation bietet, in der Forschung untersucht werden. Es musste eine Schwerpunktsetzung für den Themenschwerpunkt Blackout in der Steiermark gesetzt werden. Andere, potenziell relevante Risikoszenarien, konnten nicht berücksichtigt werden. Naturkatastrophen oder Ausnahmezustände bergen ebenfalls die Notwendigkeit von Vorsorgemaßnahmen und Risikokommunikation in sich und würden diese auch erfordern. Da ein flächendeckender Stromausfall zu einer Krise führen kann, stellt die Krisenkommunikation ebenfalls ein entscheidendes Element für die Bewältigung einer Krise dar. Die Einschränkung der Forschung auf die Risikokommunikation begrenzt daher die Möglichkeit, die Gesamtkommunikation während eines Blackouts umfassend zu bewerten.

5.5 Ausblick auf zukünftige Forschung

Aufgrund der in Kapitel 5.4 angeführten Limitation der Beteiligung von über 70-Jährigen, könnten zukünftige Studien gezielt auf diese Altersgruppe eingehen. Eine detaillierte Untersuchung des Risikobewusstseins und der Bedürfnisse älterer Menschen in Bezug auf die Risikokommunikation könnte wertvolle Erkenntnisse liefern. Eine mögliche Forschungsfrage wäre: „Inwieweit unterscheidet sich die Risikowahrnehmung von der Personengruppe über 70 Jahre zu anderen Alterskategorien in der Steiermark?“.

Die vorliegende Forschung setzte ihren Schwerpunkt auf einen möglichen Blackout. Angesichts der aktuellen weltpolitischen Situation erscheint es zukünftig geboten, auch andere Naturkatastrophen oder Notfallsituationen einer eingehenden Untersuchung zu unterziehen. Die Einbeziehung weiterer Szenarien in kommenden Studien ermöglicht es, verschiedene Aspekte der Risikokommunikation und Vorsorgemaßnahmen zu vergleichen und dadurch ein umfassenderes Verständnis des Risikobewusstseins der Bevölkerung zu gewinnen. Solch eine erweiterte Forschung könnte wertvolle Erkenntnisse liefern, um gezieltere Kommunikationsstrategien und Maßnahmen zur Förderung der Vorbereitung auf verschiedene Krisensituationen zu entwickeln. Als mögliche Forschungsfrage käme folgende in Betracht: „Wie beeinflusst die Risikokommunikation das Risikobewusstsein der steirischen Bevölkerung in Hinblick auf die verschiedenen Naturkatastrophen?“.