Das Buch „Was Sie schon immer übers Klima wissen wollten, aber bisher nicht zu fragen wagten: Der Klimawandel zwischen Lobbygruppen und Wissenschaft“ von Axel Bojanowski (Westend Verlag) bietet wieder einiges zum Nachdenken und einige unrühmliche Einblicke in das Weltgeschehen und insbesondere in so manche fragwürdige Aktion rund um das Thema Klimawandel.

Um es gleich vorwegzusagen: Ich bezweifle ebenso wenig wie der Autor, dass der Klimawandel durch die vom Menschen verursachten CO₂-Emissionen massiv beeinflusst wird („anthropogener Klimawandel“). Ich bezweifle aber ebenso, dass mit den heute propagierten unterkomplexen Lösungsansätzen und der zunehmend betriebenen Panikmache die notwendige rechtzeitige Anpassung an die zu erwartenden Folgen erfolgen wird. Alle derzeit kolportierten CO₂-Reduktionsziele sind wünschenswert, um die langfristigen Schäden zu reduzieren. Sie sind aber äußerst unrealistisch, auch nur annähernd erreicht zu werden, wenn es hier nicht zu einem globalen Schulterschluss kommt (siehe auch „So rettet ihr das Klima nicht!„), der derzeit in keiner Weise erkennbar ist. Eine solche könnte nur durch supranationale Kooperation verbessert werden, wozu es derzeit kaum erkennbar wirksame Aktivitäten gibt. Das Gegenteil ist der Fall. Überall sind wirkungslose Alleingänge zu beobachten, die zwar viele Ressourcen verbrauchen, aber so gut wie keine Wirkung erzielen. Solange dies nicht breiter erkannt wird, wird sich die Situation weiter verschärfen. Hinzu kommt eine unsägliche Allianz zwischen Politik, Wissenschaft und Medien, die im Buch aufgezeigt wird und die offensichtlich über Jahrzehnte erfolgreich aufgebaut wurde. Und anscheinend geht es viel weniger um den Klimaschutz als um eine Machtverschiebung und einen Machtmissbrauch. Auch dies wird wohl kaum zu einer Lösung der Klimakrise führen, sondern eher zu einem weiteren Vertrauensverlust in die Institutionen und zu den von Ray Dalio („Weltordnung im Wandel: Vom Aufstieg und Fall der Nationen„) sehr treffend beschriebenen Verwerfungen. 

Daher werden die hier angeführten Zitate und das Buch insgesamt bei vielen Lesern vermutlich kognitive Dissonanzen auslösen. Aber vielleicht kann man dann auch die eine oder andere aktuelle Entwicklung besser einordnen und verstehen, auch wenn die Erkenntnis nicht immer beruhigend sein wird.

 

Zusammenfassung von perplexity.ai aus den zitierten Passagen

Haupterkenntnisse

  • Die Klimadebatte ist stark politisiert und von verschiedenen Interessen geprägt. Wissenschaftliche Erkenntnisse werden oft für politische Agenden instrumentalisiert.
  • Es gibt eine Diskrepanz zwischen der öffentlichen Wahrnehmung und den tatsächlichen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu Klimafolgen wie Extremwetterereignissen.
  • Medien und Interessengruppen neigen dazu, Klimarisiken zu übertreiben, was die sachliche Debatte erschwert.
  • Ökonomische Kosten-Nutzen-Analysen des Klimawandels werden oft vernachlässigt zugunsten alarmistischer Szenarien.
  • Die Polarisierung der Klimadebatte, besonders in den USA, behindert einen konstruktiven Dialog.

Kernbotschaft

Der eilige Leser sollte mitnehmen, dass die Klimadebatte komplexer ist als oft dargestellt. Während der menschengemachte Klimawandel real ist, werden die Folgen und notwendigen Maßnahmen oft übertrieben oder verzerrt dargestellt. Eine nüchterne, faktenbasierte Betrachtung unter Einbeziehung ökonomischer Aspekte ist notwendig, um angemessene Klimapolitik zu gestalten. Dabei sind sowohl ein übertriebener Alarmismus als auch die Leugnung zur Lösung der erwartbaren Folgen unbrauchbar.

Die Zitate legen nahe, dass mehr Ausgewogenheit in der Klimakommunikation nötig ist. Statt Panikmache sollten die tatsächlichen wissenschaftlichen Erkenntnisse und Unsicherheiten transparent kommuniziert werden. Gleichzeitig muss die Klimapolitik die wirtschaftlichen Kosten und den Nutzen von Maßnahmen sorgfältig abwägen, anstatt unrealistische Ziele zu setzen.

 

Hier noch ausgewählte Zitate aus dem Buch:

»Es ist egal, was wahr ist ; es zählt nur, was die Leute glauben, was wahr ist.« – Paul Watson, Mitbegründer von Greenpeace

»Menschen fürchten sich mehr vor Isolation als vor Fehlern.« – Alexis de Tocqueville

Sozialforscher haben herausgefunden, dass Wissen über den Klimawandel umgekehrt proportional zur Angst vor dem Klimawandel ist.

Es gibt massenhaft Lektüre über den Klimawandel, doch zwei Arten bestimmen das Genre: die einen, die auf dramatische Weise vor der Apokalypse warnen, und die anderen, die den Alarmismus als trojanisches Pferd politischer Kräfte entlarven wollen. Beide blenden Wesentliches aus: Einerseits hat die Wissenschaft überzeugend dargelegt, dass es ein Klimaproblem gibt, andererseits wird es tatsächlich politisch ausgebeutet. Anstatt also eine der beiden Kategorien zu bedienen, versuche ich zu erzählen, wie aus einem Nischengebiet der Meteorologie das bestimmende Thema unserer Zeit werden konnte. Das liegt nämlich keineswegs nur daran, dass die globale Erwärmung manifeste Risiken mit sich bringt, sondern auch daran, dass Wissenschaft missbräuchlich als Vehikel für Macht, Einfluss und Geld herhalten muss. Während der Klimawandel voranschreitet, eskaliert zugleich ein Lobbykrieg, der Einzelinteressen dient, aber die Lösung des zugrunde liegenden Problems erschwert. 

Gerade, weil das Wissen lückenhaft und die Vorhersagen nicht verlässlich sind und weil die Erwärmung Überraschungen zur Folge haben könnte, erscheint es mir sinnvoll, schnellstmöglich auf eine klimaschonende Energieversorgung umzustellen. Aber das ist leicht gesagt. Industrielobbys haben versucht, das Klimaproblem kleinzureden (Kapitel 20, 21), doch der Einfluss der Skeptiker erklärt nicht allein, warum die CO₂-Wende stockt. Die Versorgung mit fossilen Energien lässt sich nicht auf Kommando stoppen.

Momentan verbrauchen drei Milliarden Bewohner der Erde pro Jahr weniger Strom als ein handelsüblicher Kühlschrank, und diese Menschen wollen ihren Lebensstandard zu Recht steigern. Dafür brauchen sie mehr Energie, ebenso wie die wachsende Weltbevölkerung und die voranschreitende Elektrifizierung der bereits entwickelten Staaten. Das Menschheitsproblem Klimawandel ist also in Wahrheit ein Menschheitsdilemma: Globalen Wohlstand zu gewährleisten und gleichzeitig die Industriegesellschaft zu dekarbonisieren – ein komplexeres Problem kann man sich kaum ausdenken, denn es betrifft alle Lebensbereiche.

Die Klimadebatte wirft grundsätzliche Fragen darüber auf, wie wir leben wollen, und zieht deshalb die gleichen Frontstellungen nach sich wie andere Debatten: Technologie-Skeptiker gegen-Optimisten, Kollektivisten gegen Liberale, Egalitäre gegen Hierarchische, extrinsisch gegen intrinsisch Motivierte – allgemein jeden denkbaren Wertekonflikt. Je nach persönlichem Temperament und Interesse lesen Teilnehmer die Wissenschaft anders und bevorzugen unterschiedliche Maßnahmen (Kapitel 34, 35). Der Kampf gegen die globale Erwärmung bietet Trittbrettfahrern jeder Couleur Gelegenheit, ihre Ziele durchzusetzen: Umweltschutz und Klima sind bewährte Mittel in politischen Interessenkämpfen. Die »Bewahrung der Schöpfung« respektive »Bewahrung der Natur« ist dabei das stärkste Argument, mit dem schon grausame Vertreibungen und »Bevölkerungskontrolle« durchgesetzt wurden (Kapitel 48). »Klima« funktioniert auch gut als Ausrede für politisches Versagen, beispielsweise im Katastrophenschutz oder bei Missernten (Kapitel 47). Seit einigen Jahren knüpfen sogenannte »Philanthropen«-Stiftungen intransparente politische Netzwerke, die sich mit dem Klima-Trumpf kritischer Befragung entziehen (Kapitel 44). Angefeuert von opportunistischen Medien (Kapitel 46) und gierigen Umweltorganisationen (Kapitel 16) droht fehlgeleitete Politik knappe Ressourcen falsch zu verteilen, sodass die Erderwärmung nicht gebremst und obendrein die Lösung anderer Probleme erschwert wird. Dabei schält sich ein fundamentales Problem heraus: Feinde westlicher Lebensart, die im Herzen der liberalen Demokratien einen Kampf schüren, kapern eigennützig das Klimathema. Auch hier wirken keine Verschwörungen, sondern Individuen, die kurzfristige Möglichkeiten für persönliche Vorteile ausbeuten (Kapitel 3).

Einerseits betonen wir Journalisten die Bedeutung des Klimawandels als »wichtigstes Menschheitsthema«, andererseits herrscht unter vielen von uns ein erstaunliches Desinteresse an Fakten. Selbst eindeutige Fehler werden trotz nachdrücklicher Hinweise nicht korrigiert, sofern sie die Haltung der eigenen Bezugsgruppe unterstützen und sich kein Widerstand in karriererelevanten Milieus regt. Auch »Faktenchecker«-Medien sind vor diesem Hintergrund allzu oft politisch motivierte Instrumente, die ihrerseits Falschinformationen verbreiten

Die Klimadebatte offenbart, wie Wissenschaft für partikulare Interessen missbraucht werden und wie dieser Prozess eskalieren kann, weil der Kreis der Profiteure kontinuierlich wächst und sich deshalb immer schwerer eindämmen lässt – auf Kosten der seriösen Klimaforschung, auf Kosten des Gemeinwesens und auf Kosten effektiver Reaktionen auf die fortschreitende globale Erwärmung.

Der französische Physiker Jean-Baptiste Fourier berechnete 1824, dass die Erde mit ihrer Entfernung zur Sonne nicht so warm sein dürfte, wie sie in Wirklichkeit war. Er vermutete, dass die von unserem Zentralgestirn kommende Energie die Atmosphäre durchdringen, aber nicht so leicht abgestrahlt werden kann und sie dadurch aufheizt. Bald fiel der Verdacht auf das Kohlendioxid. Drei Jahre später zeigte der irische Naturforscher John Tyndall ebenfalls mit Experimenten, dass Wasserdampf und CO₂ Wärme zurückhalten.

Heute preisen Klimaforscher Guy Callendar, der seine Studie mit dem Titel »The Artificial Production of Carbon Dioxide and its Influence on Temperature« trotz der Skepsis anderer Wissenschaftler im April 1938 im Magazin der Royal Meteorological Society veröffentlichen durfte. Als Erster hatte er anhand weltweiter Temperaturmessungen entdeckt, dass sich die Erde erwärmt, und als Erster hatte er diese Erwärmung den Aktivitäten des Menschen zugeschrieben. Zudem gilt seine Prognose von zwei Grad Erwärmung bei einer Verdopplung der CO₂-Menge in der Luft noch heute als realistisch.

Wie Svante Arrhenius hielt er eine globale Erwärmung für positiv, sie verhindere »die Rückkehr der tödlichen Gletscher«, begünstige Landwirtschaft im Norden und kurble das Pflanzenwachstum an. Künftige Generationen würden »uns danken« dafür, eine neue Eiszeit verhindert zu haben, meinte Callendar.

In den 1980er-Jahren war allerdings nicht mehr zu leugnen, dass die reichen Staaten des Westens die sauberste Umwelt hatten. Drastisch zeigte sich der Unterschied im Vergleich der DDR mit der Bundesrepublik: Das kommunistische Deutschland mit seiner ineffektiven Wirtschaft musste alles aus dem Land herauspressen: Die Böden wurden überdüngt, man heizte mit minderwertiger Kohle und leitete ungefilterte Kloake in die Gewässer. Fast die Hälfte aller größeren Flüsse der DDR war biologisch tot und zu Abwasserkanälen degradiert. Umweltschutz kostet Geld, das erst durch eine wettbewerbsfähige Produktion erwirtschaftet werden muss.

Die Innovationsschwäche der Planwirtschaft, in der das Streben nach Gewinn gänzlich fehlte, mündete in einen Mangel an Investitionsmitteln, der sich im Umweltschutz verheerend auswirkte. Der Bau von Rauchgasentschwefelungsanlagen und Staubfiltern blieb aus, ebenso Kläranlagen und funktionsfähige Kanalsysteme.

Der Kapitalismus belohnt den effizienten Verbrauch natürlicher Ressourcen – aber auch seine Kritiker.

Den wunden Punkt hatte der Ökonom Joseph Schumpeter von der Harvard University in seinem Werk Kapitalismus, Sozialismus und Demokratie aus dem Jahr 1942 beschrieben: Der Kapitalismus sei ein »ewiger Sturm der schöpferischen Zerstörung«, weshalb er schließlich auch sich selbst zerstören könnte. Im Gegensatz zu allen anderen Gesellschaftsformen schaffe er kraft seiner inhärenten Logik ein antikapitalistisches Intellektuellen-Milieu, das davon lebe, das System infrage zu stellen: »Kapitalismus bezahlt die Leute, die danach streben, ihn zu Fall zu bringen«, schreibt Schumpeter.

Mit dem WWF vergrößerten Reiche ihren Einfluss. Der »1001-Club«, gegründet Anfang der 1960er-Jahre von Prinz Philip und rund 1 000 überwiegend anonymen Wohlhabenden, unterstützte den Umweltverband.

Der WWF zahlt seinen Angestellten mittlerweile Gehälter wie ein Spitzenunternehmen; die Chefs verdienen rund eine Million US-Dollar pro Jahr, hohe Angestellte viele Hunderttausend. Seine Filialen befinden sich in bester Lage beliebter Großstädte und sind mit dem Wort »pompös« zurückhaltend beschrieben. Trotz seines zur Schau gestellten Wohlstands freut sich der WWF jährlich über hohe Spendeneinnahmen und millionenschwere Zuwendungen aus Steuergeldern. Umweltverbände dienten der alten Elite im Kampf um ihren Status.

Konkurrenz sorgte für Argwohn beim Establishment: Adlige, Erben, Intellektuelle, Beamte, Journalisten, Lehrer und Künstler fürchteten die Rivalen im Kampf um gesellschaftliche Anerkennung. Deshalb spannten sie die Umweltbewegung für den neuen Klassenkampf ein. Die Befürwortung antikapitalistischer Werte ermöglichte es ihnen, zumindest dem Anschein nach gar nicht mit den wirtschaftlich Erfolgreichen konkurrieren zu wollen, weil sie deren grundlegende Überzeugungen ablehnten. Um sich parallel auch nach »unten« abzugrenzen, knüpfte man die eigenen Werte an gewisse Kosten: Essen, Energie, Transport, das Leben allgemein musste teurer werden für ein Ziel: Umweltschutz – eine Haltung mit Tradition,

»Die alten Reichen hassen den Kapitalismus, weil er die Kluft zwischen ihnen und den neuen Reichen verringert«, schreibt der Umweltaktivist Michael Shellenberger,

Das Verteidigungsministerium der Vereinigten Staaten prophezeite 2004 aufgrund der globalen Erwärmung für 2020 Dürren, Hunger und Ausschreitungen – die nicht eintrafen.

Apokalyptische Fehlprognosen haben für ihre Vertreter keine Kehrseite.

»Wir haben zehn Jahre, um die Katastrophe zu vermeiden«, rief Strong zum Auftakt. Der frühere Generalsekretär der Vereinten Nationen, U Thant, hatte es 1969 vorgemacht: Man habe noch zehn Jahre, um die Umweltprobleme und die Bevölkerungsexplosion zu lösen, ansonsten würden sie außer Kontrolle geraten, waren damals seine Worte. Kein Thema beschert den Vereinten Nationen mehr Einfluss als Umwelt und Klima. Aber alle Fristen, die man in der Vergangenheit auf derartigen Konferenzen verkündet hatte, erwiesen sich als falsch. 1982 erklärte der damalige UN-Umweltchef Mostafa Tolba, es blieben noch 18 Jahre, bevor eine Katastrophe einsetze, die einem »nuklearen Holocaust« gleichkomme. 1989 warnte ein hochrangiger UN-Beamter, dass die Welt den Klimawandel bis 1999 in den Griff bekommen müsse, sonst werde er sich der menschlichen Kontrolle entziehen. Im Jahr 1990 forderte erneut Mostafa Tolba, die Staatengemeinschaft solle die globale Erwärmung vor 1995 beheben – andernfalls werde sie »den Klimakampf verlieren«. 2007 mahnte der Leiter des UN-Klimagremiums IPCC: 2012 sei es bereits »zu spät«. »Was wir in den nächsten zwei bis drei Jahren tun, wird unsere Zukunft bestimmen«, sagte er. 2019 verlautbarten die Vereinten Nationen, dass nur noch elf Jahre blieben, um das Klima zu reparieren. Den »Sechsten Sachstandsbericht des IPCC« im August 2021 bezeichnete ihr Generalsekretär, António Guterres, als »Alarmstufe Rot für die Menschheit«.

Warnungen verknüpfen die UN-Oberen stets mit einer Lösung: weiteren Konferenzen. Institutionen versuchen, den Missstand zu bewahren, den angeblich nur sie beseitigen können – so will es das »Shirky-Prinzip«. Die Vereinten Nationen machten Umweltschutz zu einem supranationalen Problem, das »Global Governance«, also internationaler Institutionen bedürfe, wie sie auch Maurice Strong gefordert hatte. Am 5. Juni 1972 rief er in der königlichen Oper in Stockholm einen Wendepunkt aus: Die Tagung könne »eine Konferenz für die Zukunft der Menschheit werden« und einen »neuen Globalismus« einleiten. Tatsächlich geschah das Gegenteil: Die Welt teilte sich, und die Mehrheit der Staaten stand gegen den Westen.

Umweltthemen wurden zum wichtigsten Hebel der Gegner des Westens.

Das Bündnis von Linken und Ökos in den 1970er-Jahren hatte Konservative gegen die Umweltbewegung aufgebracht. Während die Demokratische Partei diese Gruppen als politische Ressource nutzte, verbündeten sich die Republikaner mit der Energieindustrie. Anstatt aber wie erhofft die junge Klimabewegung lahmzulegen, wurde sie angestachelt. Umweltschützer, Wissenschaftler und linke Parteien rückten zusammen, sie nahmen das Klima auf die gemeinsame Agenda.

In den USA begannen Gutachten-Schlachten ums Klima: Jede Partei holte sich die fachliche Meinung, die sie brauchte, um die Politik machen zu können, die sie wollte – so lief es auch in Deutschland: Mehr als die Hälfte der Bundestagsabgeordneten äußerten in einer Umfrage in den 1990er-Jahren, dass sie bewusst Forschungsergebnisse suchen, die ihren Standpunkt unterstützen.

Eine Umfrage des Pew Research Center aus dem Jahr 2009 offenbarte, dass sich nur noch vier Prozent der Geowissenschaftler in den USA als Wähler der Republikaner bezeichneten. Eine Umfrage, veröffentlicht 2023 im Fachblatt Nature Sustainability, zeigte große Unterstützung für das Konzept »Degrowth«, auf Deutsch auch als »Postwachstum« bezeichnet, unter Klimaforschern – wobei sich vor allem solche aus wohlhabenden Ländern für die Reduzierung wirtschaftlicher Aktivität aussprachen.

Der KGB habe den Mythos des Nuklearen Winters inszeniert, um Friedensdemonstrationen in der Bundesrepublik Deutschland zu provozieren. Dazu sollen Wissenschaftler der UdSSR Anfang der 1980er-Jahre ihre Simulationsergebnisse über die Folgen eines Atomkriegs an Friedensaktivisten im Westen geschickt haben, wohlwissend, dass diese »lächerlich« waren. Die Schwedische Akademie der Wissenschaften sei jedoch auf die Anregung angesprungen, woraufhin Crutzen und Birks 1982 im Magazin der Akademie ihren wegweisenden Aufsatz publizierten, der das Thema wissenschaftlich auf die Agenda setzte. Die Verbindung zwischen Klima und Atomkrieg barg Vorteile für die Forscher in den USA: Es eröffnete ihnen einen Ausweg aus den Budgetkürzungen im Energieministerium, welche die Reagan-Regierung zuvor erzwungen hatte. Sie mussten nur ein bisschen tricksen: Für Modellierungen im Kontext eines nuklearen Schlagabtauschs konnten die Wissenschaftler Geld beim Verteidigungsministerium anfragen und auf diese Weise die Sparmaßnahmen umgehen. Mittel für Klimaforschung hatte die neue Regierung zwar radikal gekürzt, das Verteidigungsbudget jedoch parallel aufgestockt.

Doch anstatt der Veröffentlichung erhielt Graßl einen Monat später eine Einladung nach Bonn, wo man ihm eröffnete, dass seine Broschüre einstweilen nicht erscheinen können werde. Später erfuhr er, dass die Sorge bestand, vor der Bundestagswahl 1987 eine Klimadebatte anzufachen. Also erschien der neunseitige Text danach.

Ministerpräsident Franz Josef Strauß von der CSU sagte in einer Fernsehsendung drei Tage vor der Bundestagswahl 1987: »Wer mehr Kohle verbrennen will, ist ein Verbrecher an unseren bioklimatischen Verhältnissen und an der nächsten Generation.« Seine Widersacher waren die Grünen, die 1987 ihr »Umbaukonzept für die heimische Steinkohle« vorgestellt hatten, das die klimaschädliche Kohleförderung sichern sollte, um aus klimafreundlicher Kernkraft auszusteigen. »Für ökologische Kohletechnologie statt Atomkraft« lautete ihre Parole.

1986: »Vermutlich schon in ein bis zwei Jahrzehnten« werde der Klimawandel gefährliche Folgen für die Erdbevölkerung zeitigen, zitierte man die DPG.

Im Jahr 1987 setzte die Bundesregierung die parlamentarische Enquête-Kommission »Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre« ein. Sie empfahl, den CO₂-Ausstoß in Deutschland bis 2005 um 25 bis 30 Prozent zu senken.

Die britische Premierministerin Margret Thatcher mahnte ab 1988 vor globaler Erwärmung aufgrund menschengemachter Abgase. Dies erleichterte ihr den Kampf gegen den heimischen Kohlebergbau, mit dem sie die Gewerkschaften in Großbritannien schwächen wollte, die Thatcher zuvor als »Feind im Inneren« identifiziert hatte.

Fluorkohlenwasserstoffe hatten sich verbieten lassen, weil sie leicht zu ersetzen waren, ähnlich wie bei anderen Verschmutzungsproblemen, etwa Saurem Regen oder Smog. Fossile Energien hingegen, die Treiber der globalen Erwärmung, bilden die Grundlage für Weltwirtschaft und Wohlstand.

Der IPCC hatte nicht in der Kategorie Physik, sondern Frieden gewonnen. Die große »Zusammenfassung für Entscheidungsträger« in jedem Sachstandsbericht – nur sie wird für gewöhnlich von der Öffentlichkeit wahrgenommen – untersteht politischer Einmischung: Delegierte der Regierungen feilschen dabei um jedes Wort. Wissenschaftler sollen in geheimen Verhandlungen dafür sorgen, dass in den Zusammenfassungen kein Wort geschrieben steht, das nicht durch die Berichte gedeckt ist. Auch die Selektion der Ergebnisse (Kapitel 25) und die Auswahl der Experten bieten Spielraum für politische Einflussnahme: Die Klimaforscher, die als Leitautoren den Bericht erstellen, werden von den Regierungen ihrer Staaten nominiert, zumeist von den Umweltministerien, und schließlich vom IPCC ausgewählt, der wiederum von UNEP und WMO getragen wird. Über die Selektion der Wissenschaftler können politische Akteure bestimmte Interpretationen des Sachstands betonen oder abschwächen.

Erwies sich der erste Abschnitt über die physikalische Basis des Klimawandels noch als robust, lud der Rest, der von Auswirkungen und möglichen Gegenmaßnahmen handelt, zu Zweifeln an dessen Wissenschaftlichkeit ein. Während der erste Teil überwiegend auf unabhängig begutachteten Forschungsergebnissen fußt, verweisen die Teile zwei und drei häufig auf sogenannte Graue Literatur, also auf Berichte, die den üblichen Standards nicht genügen.

Als Hansen am 23. Juni 1988 seine Rede hielt, herrschten in Washington, D.C. fast 40 Grad im Schatten. Hansen verkündete Dramatisches: Das Jahr 1988 sei das heißeste seit Beginn der Messungen. Wir sähen uns mit einer schnell voranschreitenden globalen Erwärmung konfrontiert, die noch mehr Extremwetter zur Folge haben werde. Daran seien »mit 99-prozentiger Sicherheit« Abgase des Menschen Schuld, die den natürlichen Treibhauseffekt verstärken. Hansen hatte bei seiner Präsentation ein bisschen gemogelt: Er präsentierte eine steigende Temperaturkurve, an deren Ende der extrem warme Jahresanfang 1988 herausragte – eine Schummelei: Denn das dramatische Ende der Linie bestand aus Monatswerten und nicht aus statistisch geglätteten Jahresdaten wie der Rest. Schwerer aber wog, dass Hansen sich mit seinen Ausführungen gegen den Stand der Forschung stellte ; eine seither bewährte Strategie: Wissenschaftlich zweifelhafte Extremszenarien bringen Aufmerksamkeit. Hansen genügte seine improvisierte Temperaturkurve, um den Einfluss des Menschen zu behaupten.

Die globale Temperatur war erst seit 1977 wieder gestiegen, nach Dekaden der Abkühlung.

Die seröse Klimaforschung hatte am 23. Juni 1988 die Deutungshoheit über ihre eigenen Daten verloren und war zum Spielball von Politikern und Lobbys geworden. »Wir müssen das Thema globale Erwärmung weitertreiben«, fasste Tim Wirth die Maxime der Demokratischen Partei in den USA zusammen: »Selbst wenn die Theorie falsch ist, tun wir das Richtige hinsichtlich der Wirtschafts- und Umweltpolitik.« Damit meinte er den Ausstieg aus fossiler Energie.

NGO-Aktivisten hatten die Konferenz gekapert. Einige ihrer Vertreter fragten den Klimaforscher Michael Oppenheimer vom Environmental Defense Fund, wie sie Druck aufbauen könnten. »Bringt ein Ziel ins Spiel«, lautete seine Antwort. Die Aktivisten dachten sich eines aus: Um 20 Prozent sollen alle Staaten ihren Kohlendioxidausstoß bis 2005 reduzieren, um einer gefährlichen Erwärmung entgegenzusteuern. So lautete entsprechend die Forderung der Umweltverbände in Toronto. »Ich war beunruhigt, dass niemand wirklich durchgerechnet hatte, was die Reduzierung um 20 Prozent bedeutet«, monierte Stephen Schneider, obwohl eigentlich ein Freund eindringlicher Mahnungen vor Klimaveränderungen.

NGOs änderten ihr Geschäftsfeld. Der Kalte Krieg ging zu Ende, sodass die Union of Concerned Scientists (»Vereinigung besorgter Wissenschaftler«), die bislang für militärische Abrüstung gekämpft hatte, 1989 im Klimawandel ihr neues Steckenpferd entdeckte. Die globale Erwärmung stelle eine noch größere Gefahr dar als ein Atomkrieg, hieß es aus den Reihen der Organisation. Bei Greenpeace und Friends of the Earth, die sich bislang vor allem gegen Kernkraft eingesetzt hatten, beschwor der Kampf für klimafreundliche »Öko-Energien« ein neues Gut-Böse-Schema herauf.

Die zwölfjährige Severn Cullis-Suzuki war mehr als 8 000 Kilometer aus ihrem Heimatort in Kanada angereist, um im Juni 1992 am »Erdgipfel« in Rio de Janeiro als Vertreterin der Environmental Children’s Organization eine Rede zu halten, die sie als »Mädchen, das die Welt zum Schweigen brachte« berühmt machen sollte. »Ich kämpfe für meine Zukunft, ich spreche hier für die folgenden Generationen«, rief die Tochter des Biologieprofessors, Showmasters und Aktivisten David Suzuki den Delegierten zu. Sie gab vor, im Namen der Umwelt zu sprechen: »Wenn Ihr nicht wisst, wie man sie repariert, bitte hört auf, sie kaputtzumachen!« 27 Jahre später nutzte die schwedische Schülerin Greta Thunberg ebenfalls die Bühne der Vereinten Nationen: »Ihr habt meine Träume und Kindheit gestohlen, mit euren leeren Worten«, schrie die 16-Jährige die UN-Delegierten an. »Wie könnt ihr es wagen?« Als »Pedophrasty« bezeichnet der Wissenschaftsautor Nassim Taleb die Strategie, Kinder Argumente vortragen zu lassen, um seine Gegner »wie Arschlöcher aussehen zu lassen«. Gegenüber ihnen sei man schließlich wehrlos, und kindliches Leid hebe jede Skepsis auf: »Niemand bringt es übers Herz, ihre Authentizität oder sie selbst als Quelle der Berichterstattung in Frage zu stellen.« Die beiden Kinder ließen den mächtigsten Menschen der Welt aussehen wie einen rücksichtlosen Haudrauf.

In Wirklichkeit hatte das vom Westen getriebene Wirtschaftswachstum samt dem damit einhergehenden technologischen Fortschritt mehr Menschen als je zuvor aus der Armut befreit – Tendenz rasant steigend. In dieser neuen Ära des Wohlstands waren Hungersnöte bald nur noch politisch verursacht anstatt Ausdruck von tatsächlicher Knappheit, die Ernten eilten von Rekord zu Rekord, die Lebenserwartung weltweit verdoppelte sich, auch medizinische Versorgung, Bildung und Wasserzugänge erreichten selbst in armen Ländern nie vorher dagewesene Niveaus – trotz wachsender Weltbevölkerung. Doch »den Staaten des Südens fällt es schwer, ihr Misstrauen gegenüber dem Norden zu überwinden«, befand der tschechoslowakische Präsident Václav Havel.

»Interessanterweise geht es im politischen Diskurs zu keinem Zeitpunkt um die Möglichkeit, dass anthropogener Klimawandel zumindest regional auch positive Auswirkungen haben könnte«, kommentierte der Soziologe Peter Weingart Ende der 1990er-Jahre. In Deutschland sei der Diskurs besonders einseitig verlaufen.

Dennoch blieben GCC, GMI und andere Industrielobbyisten bei ihrer Methode, durch Betonung etwaiger Unklarheiten in Klimastudien Zweifel an den Erkenntnissen der Wissenschaft zu säen, in der Hoffnung, dadurch politische Maßnahmen gegen den Ausstoß von Treibhausgasen verhindern zu können.

Vor allem Journalisten konservativer Medien in den USA sahen sich verpflichtet, skeptische Stimmen im Sinne einer ausgewogenen Berichterstattung zu publizieren. Manche tappten in die »False-Balance«-Falle trügerischer Ausgewogenheit: Zeitungsaufmacher, Bücher und Filme mit Außenseiter-Theorien fanden ihr Publikum, das entweder nicht an den menschengemachten Klimawandel glauben wollte oder einfach neugierig war auf die vermeintliche Entlarvung der breiten Lehrmeinung.

Wissenschaftler, die für ein ethisch legitimiertes Ziel ihre Neutralität aufgeben, setzen ihre Glaubwürdigkeit aufs Spiel.

»Noble Cause Corruption« (»Korruption aus edlem Grund«), bezeichnet das Verhalten, für hehre Ziele unethische Mittel einzusetzen.

»Climate Change – der Begriff, den man fächer- und sprachübergreifend geprägt hat – öffnet den Wissenschaftlern mittlerweile weltweit die Türen zur Politik und zu den Fördermitteln«, nahm der wissenschaftliche Beirat Globale Umweltveränderungen (WBGU) seine Arbeit auf.

Für die UN-Klimaverhandlungen im März 1995, die Kohl nach Berlin geholt hatte, beauftragte der Kanzler den WBGU damit, ein Gutachten zur globalen Erwärmung zu verfassen. In Hektik schrieben die elf Räte, dann übergaben sie ihr Resümee an Bundesumweltministerin Angela Merkel. Würde weiterhin so viel Treibhausgas wie bisher in die Luft gelangen, »wäre ein Gegensteuern in rund 25 Jahren nicht mehr möglich«, zitierte die Tagesschau am 17. März 1995 aus dem Dokument. 2020 lief die Fälligkeit der Warnung ab, doch pro Jahr ist weitaus mehr Treibhausgas in die Luft gelangt als vom WBGU vorgegeben.

Als Gastgeber der ersten UN-Klimakonferenz, die im März 1995 in Berlin stattfand, kündigte Bundeskanzler Helmut Kohl in seiner Rede an, Deutschland werde den CO₂-Ausstoß bis 2005 um ein Viertel gegenüber 1990 senken – ein Vorhaben, an dem das Land knapp scheitern sollte, obwohl die abgasintensive Pleiteindustrie der DDR in den 1990er-Jahren abgewickelt worden war, was den Großteil der Einsparungen erklärte.

Die Versicherungsmanager schmiedeten einen Plan. Im März 1995, zwei Tage vor Beginn der UN-Klimaverhandlungen in Berlin, trafen sie sich mit den Vertretern von Banken, Umweltverbänden und Firmen der Solarenergiebranche, um die globale Erwärmung als Geschäftsfeld auszuloten.

Die Versicherer hatten aus ihrer Absicht keinen Hehl gemacht, wie die Moderatorin der Schweizer Tagesschau am 6. November 1990 berichtete: »Die Politiker mögen sich vielleicht uneins sein, ob eine Klimakatastrophe droht oder nicht. Die Schweizerische Rückversicherungsgesellschaft jedenfalls stellt sich schon heute darauf ein«, sagte die Sprecherin und ergänzte: »Die Risiken der Rückversicherer sind rapide gestiegen. Die Schweizerische Rückversicherungsgesellschaft hat daher angekündigt, sie werde bei der Erneuerung ihrer Verträge eine massive Erhöhung der Prämien anstreben.« Ein gutes Geschäft.

»Es gibt klare wissenschaftliche Beweise, dass die Rekordsummen an Versicherungsschäden durch Umweltkatastrophen kein Zufall waren«, erklärte 1994 der Chef der Schweizer Rückversicherungsgesellschaft – und das, obwohl das Thema auch im zweiten UN-Klimabericht 1996 unerwähnt blieb und sich bis heute, in den frühen 2020er-Jahren, kein derartiges Signal hat belegen lassen (Kapitel 31). Doch elegant vermarktete ein Verantwortlicher des Versicherungsriesen Lloyd’s of London im März 1995 den Sachverhalt: Forscher hätten ihm gesagt, »wir können die globale Erwärmung nicht beweisen, aber wenn wir es können, wird es sehr schwierig für Sie.«

Studenten der Geowissenschaften hingegen vermittelte man in den 1990er-Jahren als Klimagrundwissen zwei Tatsachen, die der These von den zunehmenden Stürmen in gemäßigten Breiten widersprechen: Erstens heizen sich die Pole im Zuge der globalen Erwärmung am schnellsten auf, wodurch das Temperaturgefälle zu niedrigen Breiten schrumpft, was wiederum dem Wind Energie entzieht ; zweitens waren kalte Zeiten in der Erdgeschichte stürmischer als warme.

Berichte, wie Tausende andere, gehen auf Zahlen des Centre for Research on the Epidemiology of Disasters (CRED) in Belgien zurück, das in seiner Emergency Events Database (EM-DAT) Daten über Naturkatastrophen sammelt. Die zugehörigen Grafiken zeigen einen deutlichen Anstieg – allerdings dokumentieren sie nicht die tatsächliche Häufigkeit derartiger Ereignisse, sondern lediglich ihre gemeldete Zahl. Früher trafen nur spärlich Berichte ein. Für die gesamte Sowjetunion beispielsweise weist die Datenbank in den 60 Jahren von 1920 bis 1980 lediglich fünf Wetterkatastrophen aus, danach häufen sich die Meldungen.

Ein ähnliches Bild zeigt sich auch bei Erdbeben und Vulkanausbrüchen, die nicht mit dem Klimawandel zusammenhängen: Zunächst gab es kaum Meldungen, erst seit den 1980er-Jahren nehmen sie zu. Die Anzahl der Ereignisse steigt deshalb unweigerlich in Abhängigkeit vom Betrachtungszeitraum.

Erst seit der Jahrtausendwende seien die EM-Daten verlässlich, denn mittlerweile kommen selbst aus abgelegenen Regionen Belege in Form von Handyfotos. Seither zeigen die Grafiken einen Rückgang der Häufigkeit von Wetterkatastrophen – was die Wissenschaftler in Belgien der Öffentlichkeit nur schwer vermitteln können.

2020. »Wir haben auf unseren Pressekonferenzen gesagt, dass es keinen Anstieg gegeben hat«,

»Niemand will gute Nachrichten.« Dabei ist das Risiko für Verwüstungen aufgrund von Wetterextremen gestiegen. Zum einen gibt es wegen des Klimawandels mehr Hitze und mancherorts mehr Starkregen. Vor allem aber hat die Angriffsfläche zugenommen: Die globale Wirtschaftsleistung ist seit 1990 um mehr als 400 Prozent gewachsen, entsprechend mehr Besitz steht herum. Außerdem hat sich die Weltbevölkerung seit den 1980er-Jahren um drei Milliarden Menschen erhöht, ein Wetterereignis trifft also weitaus mehr oder größere Siedlungen als früher und kann folglich mehr Schäden anrichten. Die höheren Kosten der Versicherungen gehen auf die Inflation und das Wachstum der Ortschaften zurück. Den Wertzuwachs einberechnet, sind Unwetter nicht zerstörerischer als früher. Das zeigt die um Kaufkraftverlust und Wirtschaftswachstum bereinigte Statistik der Versicherungsschäden von Wetterextremen; und so stand es 2014 auch im zweiten Teil des fünften UN-Klimaberichts auf Seite 680, an dem ein Forscher der Munich Re in leitender Funktion beteiligt war. Es gebe keine Hinweise darauf, dass Schäden durch Wetterkatastrophen bezogen auf die Wirtschaftsleistung zugenommen hätten.,

Tatsächlich ist die Wahrscheinlichkeit, wegen einer Wetterkatastrophe zu sterben, selbst im Vergleich zu früher um mehr als 95 Prozent gesunken – und das trotz der seit Beginn des 20. Jahrhunderts vierfach größeren Weltbevölkerung. Mit besseren Vorhersagen, Bauweisen und Infrastruktur haben auch Entwicklungsländer ihre Anfälligkeit massiv reduzieren können. 2019 veröffentlichten Forscher im Medizin-Fachblatt The Lancet eine Studie, der zufolge mit Ausnahme von Hitzewellen sämtliche Arten von Wetterkatastrophen mittlerweile glimpflicher verlaufen als früher. Ob Stürme, Fluten, Kälte oder Dürre – die Zahl der Toten durch Extremwetter ist im Verhältnis zur Bevölkerung zurückgegangen, ebenso die normalisierten Schäden. In armen Ländern sei die Entwicklung besonders positiv verlaufen, berichten die Forscher – trotz globaler Erwärmung. Doch die Fakten drangen nicht durch: »Naturkatastrophen: 2017 war das bislang teuerste Jahr für Versicherungen«, titelte der Spiegel 2018. Man werde sich an derartige Größenordnungen gewöhnen müssen, zitierte man dort erneut den Rückversicherer Munich Re, der von höheren Risiken profitiert

Wenn ihn ein Journalist fragt, ob ein Extremwetter auf den Klimawandel zurückzuführen sei, und er verneint, rufe dieser einfach andere Forscher an, bis einer das antwortet, was er hören will.

Im März 2014 bilanzierte Warren Buffett, Eigentümer des fünftgrößten Rückversicherers, Berkshire Hathaway, die globale Erwärmung habe bislang »keine Wirkung« auf die Branche, und das werde sich einstweilen auch nicht ändern. Wenig später erklärte der damalige Außenminister der USA, John Kerry, der Klimawandel gehe mit »unglaublichen« finanziellen Folgen für die Versicherungen einher.

Man bestritt Verfahrensfehler, räumte aber ein, auf Geheiß von Politikern eingegriffen zu haben.

Die globale Erwärmung sei nichts, »was man beweisen kann«, sagte er 1997, die Klimaforschung erarbeite einen Indizienprozess: »Man versucht, Belege zu sammeln, und dadurch entsteht ein Bild.«

Genies machen komplexe Ideen einfach.

Das Kyoto-Versprechen konnte eingelöst werden, aber nur, weil die Industrie des Ostblocks nach der Wende kollabiert war – eine Art Placebo-Effekt: Nicht Klimaschutzmaßnahmen führten zum Erfolg, sondern wirtschaftlicher Niedergang.

Kanada hatte für das Kyoto-Protokoll gestimmt, seine Ziele aber letztlich verfehlt und trat deshalb 2011 wieder aus, um Strafzahlungen zu vermeiden.

Damals lieferten fossile Brennstoffe rund 80 Prozent der weltweiten Primärenergie, in den 2020er-Jahren – nach 28 weiteren Klimaverhandlungen dieser Art – hat sich daran nahezu nichts verändert. In den 30 Jahren ist der globale Verbrauch um fast zwei Drittel gestiegen.

Eigentlich sollten die UN-Klimaverhandlungen ein spieltheoretisches Problem lösen: Klimaschutz ist für Staaten wegen der hohen Kosten nur akzeptabel, wenn die Mehrheit der anderen mitmacht – ansonsten wird nicht nur das eigentliche Ziel verfehlt, sondern dem Einzelgänger entstehen obendrein noch wirtschaftliche Schäden. Doch stattdessen verlor sich die Politik in Regulierungen und Subventionen.

1999, US-Präsident Clinton und sein Vize Al Gore zeigten sie in Vorträgen, und die Forscher des IPCC stellten sie im dritten UN-Klimareport 2001 ganz nach vorne, auf Seite 3 der »Zusammenfassung für Entscheidungsträger«. »Es ist wahrscheinlich, dass die 1990er-Jahre die wärmsten der vergangenen tausend Jahre waren und das Jahr 1998 das wärmste«, schrieben sie daneben. Die erheblichen Unsicherheiten in den Daten, die Mann und seine Kollegen im schriftlichen Teil ihrer Arbeit dargelegt hatten, blendete man aus. »Die Analyse des wissenschaftlichen Klimadiskurses ergab, dass der Forschungsgegenstand bereits von Wissenschaftlern zu einem politischen Handlungsfeld vorgeformt wird«, befindet der Soziologe Peter Weingart.

»Climategate« hat das Verständnis über den Klimawandel nicht umgeschrieben, wie es die Skeptiker gerne gehabt hätten. Aber der Vorfall zeigte, dass das Wissenschaftssystem Kartellen Vorschub leistet – die Reputation verdienter Forscher kann sich in illegitime Macht wandeln: Gruppenloyalitäten seien wichtiger geworden als wissenschaftliche Kriterien, analysiert Mike Hulme später: »›Freunde‹ konnten auf die Daten zugreifen, ›Feinde‹ jedoch nicht.«

»Wenn wir praktische Schritte unternehmen würden, um unsere Anfälligkeit für das Wetter von heute zu verringern, würden wir einen großen Beitrag zur Lösung des Problems des Klimas von morgen leisten.«

Ein solcher Einfluss sei in den Zahlen nicht zu erkennen, stellte das Gremium in seinem Abschlussdokument fest. Gewachsene Siedlungen und Inflation erklärten den Schadenszuwachs durch Extremwetter, resümierte die Hohenkammer-Gruppe, deren Ergebnisse später im renommierten Wissenschaftsmagazin Science veröffentlicht wurden. Das Resultat hat auch 2024 Bestand; noch immer gibt es kein Klimawandelsignal in den globalen Daten von Wetterschäden. Zwar macht die Erwärmung manche Phänomene, etwa Hitze, extremer, aber insgesamt haben verbesserte Vorwarnung und Infrastruktur die negativen Auswirkungen bislang abgemildert.

Roger Pielke glaubte, Klarheit geschaffen zu haben, doch als er den vierten UN-Klimabericht 2007 durchblätterte, stutzte er erneut: Das Konsenspapier seiner Expertengruppe fand keine Erwähnung, obwohl es in mehr als 250 anderen Studien zitiert wurde. Die geklauten »Climategate«-E-Mails enthüllten Ende 2009, was geschehen war: Prominente Wissenschaftler hatten Pielkes Studien zu Hurrikans gezielt aus dem IPCC-Report herausgehalten, wie die schriftlichen Absprachen verrieten, sodass auch dieser fälschlich einen »Trend zu höheren Wetterschäden« konstatierte. Als Quelle angegeben war – Pielke stutzte abermals – ein Beitrag des Klimaforschers Robert Muir-Wood aus dem Abschlussbericht der Tagung im Schloss Hohenkammer. Obwohl er dieses Papier herausgegeben hatte, kannte Pielke die Studie nicht.

»Es gibt kein Klimawandelsignal in den steigenden Summen von Wetterschäden.« Die Zunahme lasse sich auf gesellschaftliche Faktoren zurückführen. Der Mensch verändere das Klima mit Treibhausgasen, und es sei sinnvoll, deren Ausstoß einzuschränken, um die Erwärmung zu bremsen.

Als Landsea sich die Pressekonferenz mit Trenberth und die Medienberichte ansah, erschrak er. Der Leitautor verkündete, dass die globale Erwärmung die Hurrikanaktivität verstärkt habe – eine Verdrehung des Sachstands. Landsea brauchte einige Tage, um die Sache zu verdauen. Dann reagierte er mit einer Tat, zu der sich wenige in der Klimadebatte trauen: Er wies seinen Kollegen offen auf den Fehler hin. In einer E-Mail an die Führung des Weltklimarats, am IPCC-Report beteiligte Forscher und an Trenberth, die später publik wurde, fragte er, auf welchen Studien die Behauptungen fußten. Ihm seien keine Arbeiten bekannt, die einen Zusammenhang von Klimaerwärmung und der Aktivität von Wirbelstürmen belegen, schrieb Landsea. Die Möglichkeit, dass Trenberth vor dem Beginn des Schreibprozesses bereits eine Schlussfolgerung gezogen hatte, bereitete ihm Kopfzerbrechen: »Ich bin besorgt, ob der Klimaratsprozess in Hinblick auf die Hurrikane objektiv fortgesetzt werden kann.« Es gebe »viele legitime Gründe«, um wegen der globalen Erwärmung besorgt zu sein, »aber die Beweise für Hurrikane sind einfach noch nicht da«. »Ich würde sagen«, schloss er in seiner E-Mail, »die Pressekonferenz geriet zu dem Zeitpunkt außer Kontrolle, an dem die Kollegen den wissenschaftlichen Begutachtungsprozess überschritten und die Forschung für eine politische Agenda missbraucht haben.«

Nach meinem Wissen hatte keiner der Teilnehmer an der Pressekonferenz zur Hurrikanvariabilität geforscht.« Keine seriöse Studie habe bislang einen Langzeittrend bei Tropenstürmen belegen können, und dies sei auch in den UN-Klimaberichten nachzulesen.

Die Klimaforscherin Judith Curry betonte, dass New Orleans besser gegen Sturmfluten geschützt werden müsse. »Aber niemand interessierte sich für meine Botschaft, alle wollten nur über die globale Erwärmung reden«, sagte sie. Bald musste die Forscherin erkennen, dass der vermeintliche Zusammenhang zwischen Klimawandel und Hurrikans nicht belegt war: Daten früherer Jahrzehnte wiesen Lücken auf, und im Atlantik hatte eine natürliche Schwankung die Stürme begünstigt. Die Konklusion ihrer Studie war voreilig gewesen.

Das machte sie zum Feind des Klima-Establishments und erschwerte ihre Forschung. Große Projekte erhalten nur dann Fördermittel, wenn sie das Ziel des UN-Klimasekretariats akzeptieren, eine »gefährliche anthropogene Störung des Klimasystems« zu verhindern, gab Curry zu verstehen: »Das wird nicht offen ausgesprochen, es ist subtil.« Denjenigen, die natürliche Klimavariationen erforschen wollen oder als Zweifler am politischen Unterbau der Wissenschaft auffallen, sei seit den 2000er-Jahren keine große Karriere mehr möglich gewesen. Eine regelrechte »Industrie« habe sich gebildet, die jeden Aspekt des Lebens auf einen Bezug zur globalen Erwärmung abklopfe: Ob Fettleibigkeit, Flugturbulenzen, Kriege oder soziale Unruhen, die wahren Ursachen der Probleme blieben ignoriert.

Das Earth Policy Institute erklärte 2006 jene 250.000 Menschen, die wegen »Katrina« ihre Häuser hatten verlassen müssen, zur »ersten dokumentierten Massenbewegung von Klimaflüchtlingen«. Dabei stellte der UN-Klimarat auch in seinem jüngsten Sachstandsbericht 2021 fest, dass es »ungewiss« sei, ob die Aktivität tropischer Stürme außerhalb des Bereichs der natürlichen Variabilität liege. Der Hurrikan-Energieindex ACE zeigte weder 2006 noch später einen Anstieg. Die Zahl der Wirbelstürme, die das Festland der USA treffen, hat nach Angaben des US-Wetterdienstes seit 1900 abgenommen.

Beide stimmten überein: Schnelles Handeln sei erforderlich. Dennoch musste Rosling Gores Anfrage ablehnen. »Ich mag keine Panikmache«, erläuterte der Arzt. »Angst sorgt für dumme Entscheidungen mit unvorhersehbaren Nebenwirkungen.« Der Klimawandel sei zu wichtig, er bedürfte systematischer Analyse und sorgfältiger Bewertung. Übertreibungen würden dagegen die eigene Glaubwürdigkeit untergraben. »Wir müssen den Leuten Angst machen!«, widersprach Gore. »Aufrütteln« wolle er die Menschen und ihnen mitteilen, wie gefährlich die globale Erwärmung sei.

»Die wahrscheinlichste Erklärung für die Klimaleugnung unter den Republikanern«, schreiben Merkley und Stecula, »sind also klare Signale der demokratischen Eliten«.

Während die Gesellschaft der USA Ende der 1990er-Jahre kaum gespalten war in Fragen des Klimawandels, wuchs der Unterschied zwischen Wählern der Republikaner und Demokraten bezüglich der Frage, ob man sich große Sorgen wegen der globalen Erwärmung mache, von 2000 bis 2017 laut Gallup-Institut von 14 auf 49 Prozentpunkte. Das Misstrauen der konservativen Wähler gegenüber dem Thema hat sich dermaßen verstärkt, dass sie mittlerweile Politikern, die sich in ihren Augen des Klima-Alarmismus schuldig machen, sofort ihr Vertrauen entziehen,

»Wenn ein Politiker Waldbrände mit dem Klimawandel in Verbindung bringt, halten die Republikaner ihn für weniger fähig, wetterbedingte Katastrophen anzugehen.«

Wirkt der Klimawandel auf Demokraten mit höheren wissenschaftlichen Kompetenzen zunehmend bedrohlicher, halten Republikaner die Erwärmung dagegen für weniger gefährlich, je besser sie darüber informiert sind.

Die Ergebnisse seien nur dann überraschend, wenn man glaubt, der Mensch strebe nach Wahrheit, konstatiert Kahan. In Wirklichkeit verteidigen wir unsere Meinungen, um Gruppenzugehörigkeiten zu festigen. Dieses Verhalten ist anthropologisch betrachtet vernünftig: Für ein Individuum war es evolutionär riskanter, mit einer korrekten Behauptung allein zu stehen und ausgeschlossen zu werden, als einer Gemeinschaft anzugehören, die sicheren Halt bietet, obwohl sie faktisch falsche Ansichten vertritt.

»Sobald wissenschaftliche Thesen moralisch aufgeladen sind, verwundet dies den wissenschaftlichen Prozess, oft tödlich.«

Wissenschaftskommunikation müsse »entpolitisiert werden, damit sie von den verschiedenen Teilen der amerikanischen Gesellschaft nicht mehr als eine Bedrohung angesehen wird«

Stern ging von einem dramatischen Anstieg der Wetterkatastrophen aus und nahm an, dass tropische Stürme und Hochwasser stetig zunehmen würden, ohne dafür auf robuste Daten oder Theorien zurückgreifen zu können. Er prognostizierte einen kontinuierlichen Aufwärtstrend der Katastrophenschäden in Prozent der Weltwirtschaftsleistung: von 2 Prozent 2005 auf 3 Prozent 2015, auf 4 Prozent 2025, auf 5 Prozent 2035 und 6 Prozent 2045 – bis hin zu schließlich 20 Prozent. Schon bald stellte sich jedoch heraus: Seine Prognose war falsch. Die Umweltforscher Giuseppe Formetta und Luc Feyen diagnostizieren 2019 im Fachmagazin Global Environmental Change: »Es ist offensichtlich, dass sowohl die menschliche als auch die wirtschaftliche Verwundbarkeit abnimmt.« Inflationsbereinigte Katastrophenverluste in Prozent der Wirtschaftsleistung waren von 2005 bis 2023 sogar langsamer gestiegen als das Bruttoinlandsprodukt (Kapitel 31). Stern verheimlichte seine Motivation nicht: Die Herausforderung bestehe darin, Skeptiker zu besiegen;

Das Hauptaugenmerk auf die Minderung des Kohlendioxidausstoßes zu legen, befeuert staatlichen Dirigismus und spielt damit auch überstaatlichen Institutionen wie dem UN-Klimasekretariat UNFCCC, der Mutterorganisation des Klimarats, in die Hände. »Warum sind Mainstream-Ökonomen beim IPCC unbeliebt?«, fragte 2023 der Volkswirt Christian Gollier von der Toulouse School of Economics angesichts der Unterrepräsentation seiner Zunft im UN-Klimabericht, und antwortete gleich darauf: »Weil sie darauf bestehen, Anreizinstrumente statt autoritärerer Maßnahmen zu nutzen, wie sie von den Vertretern anderer Disziplinen propagiert werden.« Aber Naturwissenschaftler bestimmen den Diskurs: »Der Planet erwärmt sich weiter, bis die Treibhausgasemissionen auf Netto-Null gesenkt werden«, schrieb der Klimatologe Ed Hawkins im März 2022. »Um zu verhindern, dass sich die Klimafolgen verschlimmern, bleibt nur Netto-Null«, fügte er hinzu. »Je schneller dieses Ziel erreicht wird, desto weniger schlimm die Folgen. Die Kosten der Untätigkeit sind höher als die Kosten des Handelns.« Der Klimaökonom Richard Tol widersprach: Wenn ein Ökonom Blödsinn über die Wissenschaft des Klimawandels redet, wird er angespuckt. Wenn ein Physiker Blödsinn über die Ökonomie der Klimapolitik redet, kümmert es niemanden. Wenn die Emissionen bis 2030 auf null gesenkt werden, sind die Kosten des Handelns weitaus höher als die Kosten des Nichthandelns.

Tol verwies auf den Kern der Klimaökonomik, der von Naturwissenschaftlern gerne ausgeblendet wird: auf die notwendige Abwägung von Klimaschutz- und Klimawandelkosten.

William Nordhaus von der Yale University – einer der Autoren jener NAS-Studie aus dem Jahr 1983 – erhielt 2018 den Wirtschaftsnobelpreis für seine Kosten-Nutzen-Analysen zum Klima, die er seit Mitte der 1970er-Jahre betreibt. Der Ökonom hatte schon 1975 ein Konzept zum Kampf gegen die globale Erwärmung entworfen, die Einführung eines Kohlendioxidpreises vorgeschlagen und sich an einem 2-Grad-Ziel orientiert, das 20 Jahre später aufleben sollte.

Bush oder Töpfer – »denn niemand hat nachgewiesen, ob wir damit leben können, dass sich das Klima ändert, oder ob es besser ist, das Wirtschaftssystem jetzt zu ändern«.

Die Weltgemeinschaft einigte sich im Pariser Abkommen sogar darauf, die Erwärmung auf 1,5 bis 2 Grad zu begrenzen – sehr zum Erstaunen der Ökonomen. Es sei »unmöglich«, das 2-Grad-Ziel des Pariser Abkommens zu erreichen, selbst bei schnellstmöglicher Wende hin zu Netto-Null-Emissionen, wandte Nordhaus ein. Die Absicht entspreche »nicht den ökonomischen Realitäten«. Das Pariser Abkommen sei gesetzt worden, ohne dass man vorher gefragt hätte, wie viel die Umsetzung kosten würde. »Wir können unsere Wirtschaft nicht einfach herunterfahren«, warnte der Nobelpreisträger im Interview mit der NZZ.

Die Arbeiten weichen in ihren Ergebnissen zwar stark voneinander ab, doch der Großteil schätzt die ökonomischen Verluste bei einer Erwärmung von 2,5 Grad unter 2 Prozent ein, was in etwa dem Wirtschaftswachstum eines Jahres entspricht, das in Summe bis 2100 verloren geht.

Die Erwärmung verlangsame den Fortschritt – kehre ihn aber nicht um.

1,5-Grad: Niemand weiß, wie das UN-Ziel in den Klimavertrag gelangt ist

UBA-Regierungsbroschüren aus dem Jahr 2013 mit dem Titel »Und sie erwärmt sich doch« listete das Amt »Klimaskeptiker« auf, die »Zweifel verbreiten« und dem »wissenschaftlichen Konsens widersprechen«. Dieses Vorgehen einer staatlichen Behörde erinnerte nicht nur die Zeit an das »Ministerium für Wahrheit« aus George Orwells Roman 1984. Die Distanz zwischen Medien und Regierung schwand weiter.

Wie die Bundesregierung haben sich auch die Medien in Deutschland dem Kampf gegen die Klimakatastrophe sowie der Energiewende mit Wind und Sonne verschrieben. Erfahrung brachten sie bereits mit: Jahrzehntelang hatten Journalisten in Deutschland – anders als in anderen Ländern – gegen Kernkraft mobil gemacht, wie internationale Medienanalysen des Kommunikationsforschers Hans Mathias Kepplinger von der Universität Mainz ergaben.

Besser bezahlt wird Klimaaktivismus für Journalisten mittlerweile im PR-Bereich, wo neue Organisationen mit saftigen Verdiensten locken.

Klimafakten mahnte 2022, dass »wir Journalist:innen das ideologisch motivierte Streuen wissenschaftlicher Zweifel keinesfalls dulden sollten« – eine bezeichnende Aussage, schrieb Carbon Brief doch nach der Veröffentlichung des IPCC-Reports im selben Jahr: »Der Bericht betont, dass extreme Wetterereignisse wie Hitzewellen, Waldbrände, Überschwemmungen und Dürren bereits häufiger und intensiver werden – was zu steigenden Sterblichkeitsraten führt.« Roger Pielke kommentierte lakonisch: »Ich zähle acht falsche Behauptungen in diesem Satz.« Für die meisten Wetterphänomene konnte der IPCC-Report keine Zunahme konstatieren, die Opferzahlen sind sogar gesunken.

Nach Katastrophen stellen Studien eine Verbindung zur globalen Erwärmung her und lenken damit ab von Wesentlichem. Die Ursachen für Wetterkatastrophen sind vielfältig, doch ein Thema dominiert die Schlagzeilen: die globale Erwärmung.

Zwar ist gut belegt, dass der Klimawandel das Wetter verändert hat und mit riskanten Folgen voranschreitet. Doch während Attributionsstudien häufig Verbindungen zwischen Wetterextremen und Erwärmung nahelegen, sprechen die Messdaten oft eine andere Sprache: Der IPCC-Report erkennt beispielsweise kein Klimawandelsignal in der Entwicklung von Überschwemmungen; die Zahl der Hochwasser-Opfer ist sogar deutlich zurückgegangen, selbst in armen Ländern. Durch die globale Erwärmung dürfte Starkregen zunehmen – doch das führe nicht zwangsläufig zu einer Zunahme von Hochwassern, räumt auch die WWA ein: Ob aus Regenfluten Überschwemmungen werden, hänge vor allem von lokalen Bodenbedingungen ab.

Die Detektion wird dadurch erschwert, dass Daten von Natur aus begrenzt sind: Wetterextreme kommen selten vor – sonst wären sie keine Extreme; entsprechend spät können sich Trends mitunter offenbaren. Große Schlagzeilen machte Hurrikan »Florence« im September 2018: Ein Forscherteam hatte verkündet, der Sturm sei aufgrund der globalen Erwärmung 80 Kilometer größer und bringe 50 Prozent mehr Niederschlag mit sich. Einer der beteiligten Wissenschaftler war bestrebt, »die Auswirkungen des Klimawandels abzuschätzen, bevor der Sturm auf Land trifft«. Es sei wichtig, mit den Angaben herauszukommen, solange man den Hurrikan noch in den Nachrichten sehen könne »und nicht Monate später, wenn die meisten Menschen über andere Themen nachdenken«. Ein Jahr später teilten die Forscher im Fachmagazin Science Advances mit, dass ihre anfänglichen Zahlen grob falsch gewesen waren. Im Gegensatz zur ursprünglichen Meldung erregte die Korrektur keine mediale Aufmerksamkeit. Ähnlich lief es nach den Überschwemmungen in Pakistan 2022. Zunächst sorgte eine Attributionsstudie für ein breites Medienecho, wonach die gigantischen Regenmengen aller Wahrscheinlichkeit nach vom Klimawandel intensiviert worden waren. Als uninteressant hingegen erwies sich, dass genauere Untersuchungen anschließend keinen Einfluss der Erwärmung auf den Monsun zeigten. Vielmehr hatte das Wetterphänomen El Niño den Regen verstärkt. Laut dem IPCC-Report 2021 ist die Höhe des maximalen Wasserstandes in den meisten Tälern Pakistans seit 1981 gesunken. Niederschläge könnten dort künftig weniger werden. Die Regenmengen an jenen Juli-Tagen 2021 in Westdeutschland waren zwar extrem, aber hierzulande zuvor schon öfters übertroffen worden. In anderen, auch armen Ländern haben die Menschen gelernt, sich besser gegen Überschwemmungen zu wappnen: Trotz globaler Erwärmung verlaufen heute sowohl Sturzfluten als auch Flusshochwasser auf der ganzen Welt weniger verheerend als früher, dokumentierten Forscher 2019 im Fachmagazin Global Environmental Change. Der IPCC stellt fest: »Stärkerer Regen bedeutet nicht immer stärkere Fluten«, andere Faktoren hätten einen größeren Einfluss. Die Katastrophe in Westdeutschland kam nicht aus heiterem Himmel, denn die betroffene Region war in den Jahrhunderten zuvor immer wieder von ähnlich verheerenden Überschwemmungen heimgesucht worden – dennoch standen Tausende Häuser in natürlichen Hochwassergebieten.

Attributionsstudien drängen die effektivsten Ansätze zur Verringerung der mit Wettergefahren verbundenen Risiken in den Hintergrund: Anpassungsmaßnahmen vor Ort.

Demokratie und Wahrheit seien unüberbrückbare Gegensätze, weil niemand das Recht habe, im Namen der Wahrheit über andere Menschen Herrschaft auszuüben. In einem derartigen Gemeinwesen wären alle Errungenschaften des modernen Staates obsolet: Menschenrechte, Demokratie, Gewaltenteilung und Rechtsstaatlichkeit.

Handeln unter Bedingungen des »Klimanotstands« nach dem Motto »alles zu tun, was nötig ist«, berge die Gefahr einer Marginalisierung anderer Gerechtigkeits- und Wohlfahrtsanliegen, kommentierte Mike Hulme in einem Aufsatz 2019. »Wir können den Klimawandel nicht im Krisenmodus bekämpfen«, ergänzt der Wissenschaftler Jochem Marotzke, Direktor am Max-Planck-Institut für Meteorologie. Bei der globalen Erwärmung handle es sich nicht um eine Krise, die bald wieder vorüber sei – »es geht um Risikovorsorge«.

Das präsentierte Extremszenario RCP8.5 hatten Wissenschaftler längst als unrealistisch entlarvt. Dennoch nutzten es Regierungsstellen in Großbritannien ausgiebig: »Anpassen oder sterben« erklärte die Umweltbehörde des Landes unter Berufung auf RCP8.5. Es ist eines der reißerischsten Narrative in der zeitgenössischen Wissenschaft: Politiker, Banken, Forscher, Aktivisten und Medien beuten ein realitätsfernes Katastrophenszenario für ihre eigenen Interessen aus. RCP8.5 – ausgeschrieben übersetzt »repräsentativer Konzentrationspfad 8.5« – beschreibt eine Entwicklung, bei der die CO2-Konzentration in der Luft so stark ansteigt, dass das Treibhausgas die globale Erwärmung um 8,5 Watt pro Quadratmeter verstärkt. Dafür müssten jedoch statt wie heute 420 ppm – Teilchen Kohlendioxid pro eine Million Luftteilchen – 1 400, also mehr als das Dreifache, in der Atmosphäre sein. Derzeit fügt die Menschheit etwa 3 ppm CO2 pro Jahr hinzu. Wenn die Emissionen bis Ende des Jahrhunderts auf einem konstanten Niveau bleiben – was Experten angesichts der eingeleiteten Energiewende als pessimistisch erscheint –, gelangen weitere 3 200 Milliarden Tonnen Kohlendioxid in die Luft; nicht einmal die Hälfte des RCP 8.5-Szenarios wäre erreicht. Energieforscher rechnen im Laufe des Jahrhunderts sogar mit einem Rückgang der globalen CO2-Emissionen. Das Klimasekretariat der Vereinten Nationen stellte 2021 fest, dass der derzeitige Erwärmungstrend dem Szenario RCP4.5 folgt, was den Klimamodellen zufolge eine globale Erwärmung von weiteren 0,9 bis 2,4 Grad Celsius bedeuten würde.

Um das RCP8.5-Szenario zu erreichen, müsste die Menschheit pro Tag mehr als ein Kohlekraftwerk bauen, die Verbrennung von Kohle verfünffachen und ihren jährlichen CO₂-Ausstoß verdoppeln. Auf solch eine Steigerung deutete nichts hin, die globalen Kohlendioxidemissionen waren seit einem Jahrzehnt bei knapp 40 Milliarden Tonnen CO₂ pro Jahr stagniert. 2017 publizierte Justin Ritchie eine Studie in Energy Economics, die belegte, dass RCP8.5 für einen realistischen Blick in die Zukunft unbrauchbar ist und man das Szenario deshalb nicht verwenden sollte. Die Arbeit wurde jedoch übergangen und kaum je zitiert.

Noch problematischer erscheint ihm jedoch, dass RCP8.5 meist nicht als Extremfall gekennzeichnet wird, sondern als »Weiter wie bisher«-Klimawandel.

Al Gore versuchte 2018 bei einer Rede vor Unternehmern in Berlin die Sache schmackhaft zu machen: »Die Nachhaltigkeitsrevolution ist die größte Geschäfts- und Investitionsmöglichkeit in der gesamten Weltgeschichte.« Auf der UN-Klimakonferenz 2022 rief er den Delegierten zu: »Wir benötigen jedes Jahr vier Billionen Dollar, um diesen Wandel durchzuführen, und das kann nur geschehen, indem privates Kapital zugänglich gemacht wird.«

Bereits seit 2014 sind die staatlichen Investitionen der Vereinigten Staaten in Öl und Gas eingebrochen. »Der ESG-Druck hat auch börsennotierte Unternehmen im Bereich fossiler Brennstoffe dazu veranlasst, ihre Ausgaben für die Exploration zu senken und Vermögenswerte für fossile Brennstoffe zu veräußern«, bilanzierte 2023 Aswath Damodaran, Professor für Finanzwirtschaft an der New York University. Raffinerien mussten schließen, die Energiepreise stiegen in die Höhe, Stromausfälle häuften sich. Kalifornien wollte erst den Verkauf von Benzinautos verbieten, sah sich jedoch bald zur Einsicht gezwungen, dass es nicht genug Strom gibt, um all die neuen Elektromobile jederzeit aufzuladen.

Bei den »planetaren Grenzen« handle es sich um eine wirksame Strategie, um öffentliche Debatten zu beenden und einem »globalen Schiedsrichter« den Weg zu ebnen, der im Namen von Mensch und Natur entscheiden dürfe. Das scheine zumindest das Ziel zu sein. In Davos griff UN-Generalsekretär António Guterres die Vorlage Rockströms auf – kein Wunder, ist der PIK-Chef doch fester Redner bei UNEP. Internationalen Organisationen kommt die Theorie gelegen, sie spannen die »planetaren Grenzen« und deren Autoren deshalb gerne für sich ein.

Während der Direktor des PIK in seiner Davos-Rede von »wissenschaftlichen Beweisen« sprach, fällte der IPCC in seinem Sachstandsreport 2021 ein ganz anderes Urteil über Kipppunkte. Die Phänomene könnten zwar »nicht ausgeschlossen werden«, doch es gebe »ungenügende Evidenz« und einen »Mangel an Daten«; insgesamt sei das Thema »herausfordernd«. Auch führende Kollegen aus der Forschung äußerten sich vollkommen anders als Rockström. »Die meisten der Kippphänomene sehen wir in unseren Klimamodellen nicht«, kommentierte Jochem Marotzke, Kodirektor des Max-Planck-Instituts für Meteorologie, 2021.

»Die Erfahrung hat mich gelehrt, dass die Nichtlinearitäten umso weniger sichtbar werden, je komplexer wir unsere Modelle konstruieren«, fügte er hinzu. Mit anderen Worten, je realistischer das System, das man auf dem Computer simuliert, desto stabiler scheint es zu werden.

Ähnlich äußerte sich der Klimaforscher Zeke Hausfather 2022: Unsere Modelle berücksichtigen heute so ziemlich alle wichtigen Rückkopplungen oder Kippelemente, von denen wir wissen. Und sie zeigen im Allgemeinen, dass die Reaktion des Klimas ziemlich linear ist – es also nicht »kippt«. Große Klimaüberraschungen sehen wir in einer Welt mit zwei Grad Erwärmung sicher nicht.

Tony Blair half dem Thema auf die Sprünge. Der britische Premierminister hatte die Kipppunkte dramaturgisch für den G8-Gipfel im britischen Gleneagles im Juli 2005 eingeplant. Durch den unbeliebten Irakkrieg unter Druck gesetzt, wollte Blair mit dem Klimawandel punkten (Kapitel 36).

Schellnhuber sprach vom »Bauchgefühl der Wissenschaft«: »Wir arbeiten mit Expertenbefragungen, wo man kein verlässliches Simulationsmodell zur Verfügung hat.« Der Aufsatz sollte zur meistzitierten Veröffentlichung über Kipppunkte werden: Unzählige Medien in aller Welt berichteten über die in Aussicht gestellten Megakatastrophen, und noch heute verweisen dutzende Wikipedia-Artikel auf ihn.

Die Schellnhuber-Gruppe hatte die Kipppunkte im öffentlichen Diskurs etabliert. Aber es gab einen Haken: Ihr Aufsatz genügte nicht den üblichen Anforderungen an eine wissenschaftliche Studie.

Im Folgejahr publizierte Schellnhuber mit Kollegen zusammen erneut eine Umfrage über Kipppunkte in PNAS, diesmal unter 43 Klimaforschern. Die Gutachter akzeptierten sie als richtige Studie, allerdings blieb von dem alarmierenden Duktus des vorherigen Aufsatzes nichts mehr übrig – »Ungenaue Wahrscheinlichkeitsabschätzung von Kipppunkten im Klimasystem« lautete ihr Titel.

»Ich habe einmal erlebt, wie in einer Debatte über Kippelemente sogar der gewaltsame Widerstand propagiert wurde«, erzählte Stocker. »Die Rechtfertigung war, dass nur damit die dringende Transformation der Gesellschaft angestoßen würde, um das Überschreiten von Kipppunkten abzuwenden.« Während der Debatte habe niemand widersprochen. »Das fand ich sehr beängstigend«,

Den aus der Bevölkerungszahl folgenden deutschen Anteil von 6,7 Milliarden Tonnen CO₂ emittiert China mittlerweile in rund einem halben Jahr – Deutschland muss damit bis 2045 auskommen und dann bei null sein.

Dass selbst zwei der angesehensten Forscher auf dem Gebiet mit ihrer Mahnung nicht durchdringen, überrascht nicht mehr. Die Klimadebatte ist von Extremisten gekapert worden. Wissenschaftler, die auf Unsicherheiten hinweisen, werden totgeschwiegen oder gar angegriffen, sodass sich kaum noch jemand differenziert zur globalen Erwärmung äußern mag. Gleichzeitig ist die Gruppe der Skeptiker gewachsen, die in Abrede stellen, dass der Klimawandel überhaupt ein Problem darstellt. Populisten der politischen Rechten haben zu lange gegen wissenschaftliche Erkenntnisse mobil gemacht, anstatt eigene Lösungen zu entwickeln, was erstaunlich ist: Die erfolgreichsten Gesellschaften fußen stets auf Freiheit, Kreativität und Innovationen. Die Linken hingegen verbreiten eigennützig die Geschichte vom Weltuntergang und glauben, dass Debatten über Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel ihre Macht bedrohen. Mittels medienaffinem Moralismus und Konformismus, Freund-Feind-Rhetorik, Angstmache und Übertreibungen der Robustheit von Forschungsergebnissen sollen der Diskurs eingeengt und politische Ziele durchgesetzt werden. Die Verknüpfung von Umweltschutz mit Verzichtsbefehlen und Kollektivismus bedient die eigene Klientel sowie die Vereinten Nationen, Regierungen und Energielobbys, die von Top-down-Ansätzen, Dirigismus, Subventionen und Regulierungen profitieren. Doch der Einsatz staatlicher Zwangsmaßnahmen macht es jenen, die Wert auf Marktwirtschaft und individuelle Freiheit legen, schwer, sich für Klimapolitik einzusetzen.

Diese nach meinem Verständnis traurige Situation erschwert konkrete Lösungen: Wann immer die Möglichkeit bestand, die Emissionen effektiv zu senken, gingen Umweltaktivisten dazwischen, vielleicht, weil die Erhaltung des Klimaproblems für gewisse Interessengruppen existenziell ist: So hätte man die Kernkraft ausbauen können, um eine CO₂-neutrale Stromversorgung zu ermöglichen; man hätte Fracking benutzen können, um auch hierzulande die Kohle durch weniger klimaschädliches Erdgas zu ersetzen; man hätte CCS-Vorrichtungen installieren können, um den Schaden fossiler Energieträger während der Übergangszeit zu mindern; und man hätte Gentechnik anwenden können, um die Landwirtschaft schon seit Jahren an Klimawandelfolgen anzupassen. Doch alle diese Technologien sind in Deutschland verboten. Die Menschheit ist in der Lage, sich gegen Wettergefahren zu wappnen, wirtschaftliches Wachstum und Wohlstand vorausgesetzt. Klimaaktivisten hingegen gilt das Gegenteil als Instrument der Wahl: »Degrowth«. Volkswirte empfehlen seit Jahrzehnten, den Handel mit CO₂-Zertifikaten auszuweiten, damit Unternehmen profitabel klimaneutrale Technologien voranbringen, ohne von Auflagen erdrückt zu werden. Doch der pragmatische Ansatz, Klimaschutz als globales Problem zu begreifen und mittels Emissionshandel Schutzmaßnahmen immer zuerst dort zu realisieren, wo sich eine Einheit CO₂ am effizientesten einsparen lässt, wurde als »kapitalistisch« diskreditiert und Ökonomen aus dem Diskurs gedrängt (Kapitel 37).

Eingriffe des Staates – außer der steten Verknappung der CO₂-Emissionszertifikate – und auch die alte Klima-Lobby würde der Emissionshandel überflüssig machen: Denn die Emissionen würden gemäß der verknappten Zertifikate zurückgehen, weshalb die meisten anderen Maßnahmen eingestellt werden könnten, etwa Gesetze und Vorschriften, Abgaben und Steuern, Forderungen nach Verzicht und Einschränkungen, und auch für die Klimakatastrophen-Einpeitscher gäbe es keinen Bedarf mehr – gigantisch hohe Summen würden frei für andere Vorhaben. Doch die ausgeuferte Klima-Lobby mit ihrem Fokus auf die eigenen Branchen hat dafür gesorgt, dass alternative Lösungen des Problems kaum diskutiert wurden und werden. Es ist Zeit, das Thema endlich ernst zu nehmen, machthungrige Trittbrettfahrer des Klimaproblems in die Schranken zu weisen und anstatt eigennütziger Strategien ein gemeinsames Ziel zu verfolgen: billige, kohlenstoffarme Energie für die Bedürfnisse eines Industrielands bereitzustellen. Warum sollten wir uns darauf nicht einigen können? Um sinnvoll zu handeln, muss man nicht zwangsläufig andere von der eigenen Weltanschauung überzeugen. Wem es wirklich darum geht, die Erderwärmung durch Treibhausgase zu mindern, sollte faktenbasiert denken, anstatt ideologiegetrieben die Interessen der eigenen Gruppe zu bedienen.