Blackout Konzept Für Die Stadt Graz

Quelle: www.sicherheit.graz.at

Das Blackout-Konzept für die Stadt Graz ist aus einer Kooperation der Stadt Graz und ihrer Tochterunternehmen,
allen voran der Holding Graz, mit der Diözese Graz-Seckau entstanden. Es umfasst die drei wesentlichen Sphären „Haus Graz“, „Strategische Partnerschaften“ und „Bevölkerung“. Ein Fokus liegt darauf, die Bevölkerung zu informieren, welche Vorbereitungen in Graz zentral getroffen werden und was jeder und jede Einzelne tun kann, um sich und das eigene private Umfeld mit einfachen Maßnahmen möglichst gut vor den Auswirkungen eines Blackouts zu schützen. Das Konzept zielt darauf ab, die Sicherstellung systemrelevanter und -kritischer Prozesse und Aufgaben abzubilden.

Im Blackout-Konzept werden unter anderem der behördliche Führungsstab der Stadt Graz sowie die Krisenarchitektur der Diözese Graz-Seckau näher vorgestellt. Außerdem wird die städtische Krisen-Infrastruktur mit Leuchttürmen und Infopunkten näher beleuchtet. Hinzu kommt noch ein Fokus auf die kritische Infrastruktur im Haus Graz, wie zum Beispiel die Wasserversorgung oder die Abwasser-Entsorgung. Ebenso sind ein Kommunikationsplan sowie die Rechtsgrundlagen des Verwaltungshandels im Blackout-Fall beinhaltet. 

Ein weiterer Abschnitt befasst sich mit der intensiven Vernetzung und detaillierten Abstimmung zu Einsatzorganisationen, die im Krisenfall systemkritische Aufgaben ausführen. Beispielhaft sind dies das Land Steiermark, das Militärkommando Steiermark sowie Polizei, Rettung und Feuerwehr. Abschließend wird auf Themen wie das Konzept des Lebensmitteleinzelhandels, Tierwohl im Blackout-Fall und der Selbstvorsorge bzw. -bevorratung eingegangen.

Die Krisen-Leuchttürme

An insgesamt elf Standorten – davon sechs kirchliche und fünf städtische – werden nach Eintritt eines Blackouts sogenannte Leuchttürme hochgefahren. Dabei handelt es sich um Informations- und Kommunikationsdrehscheiben mit der Bevölkerung. Jeder Leuchtturm ist mit zwei Mitarbeiter:innen des Grazer Parkraum- und Sicherheitsservice (GPS; Uniform, Funk) sowie ca. acht weiteren Personen personell besetzt. An den Leuchttürmen erhält die Bevölkerung Informationen über die Lage und daraus abgeleitete Handlungsempfehlungen; niederschwellig kann ggfs. Erste Hilfe geleistet werden. Ein schwarzes Brett, Anleitungen zur Nachbarschaftshilfe sowie eine niederschwellige psychosoziale Betreuung (an den kirchlichen Leuchttürmen) runden das Angebot ab. Ganz wesentlich: Bürgerinnen und Bürger können bei Bedarf über den Leuchtturm Notrufe (Funkverbindung der GPS-Mitarbeiter:innen zur GPS-Leitstelle und weiter zur Meldesammelstelle des Führungsstabes) absetzen.

Anmerkung: Siehe auch das Selbsthilfe-Basen-Konzept.

Ausstattung

Die sechs kirchlichen und die zwei an städtischen Schulen situierten Leuchttürme sind notstromversorgt (15 kVA, 200 bis 300 kVA am CAMPUS AUGUSTINUM) geplant. Auch die Rückzugsräumlichkeiten für die Leuchtturm-Mitarbeiter:innen im Bauamtsgebäude sind notstromversorgt geplant. Für die beiden Leuchttürme Rathaus und Amtshaus ist grundsätzlich keine Notstromversorgung vorgesehen; an beiden Standorten ist eine stationäre Notstromversorgung technisch kaum zu realisieren.

An jedem Leuchtturm gibt es einen definierten Bereich, in dem mit der Bevölkerung interagiert wird. Dieser befindet sich in sämtlichen Fällen im Freien. Ein Verweilen der Bevölkerung am Leuchtturm – insbesondere in den Leuchtturm-Räumlichkeiten – ist explizit nicht vorgesehen. An manchen Leuchttürmen besteht ein gewisser Regen- bzw. Witterungsschutz. Darüber hinaus verfügt jeder Leuchtturm im Inneren über Arbeits- und Rückzugsräume sowie Toilette-Anlagen für das dort tätige Personal und über Lagerräume.

Folgende Materialien wurden allen Leuchttürmen bereits zur Verfügung gestellt:

  • Bestückte Aufsteller mit Hinweis auf den Leuchtturm
  • Eine Beachflag
  • Zwei Fahnen
  • Einsatzmappe mit Formularen (Geschäftsbuch, Meldungsformular)
  • Mappen für die Ablage der Meldungsformulare und des Geschäftsbuchs
  • Übersichtslisten und Karten
  • Megaphon
  • Klemmbrett
  • Kurbelradios (inkl. Notfall-Leuchte)
  • Zehn gelbe Warnwesten (für die Mitarbeiter:innen)
  • Eine orange Warnweste (für die Standort-Leitung)
  • Fluoriszierende Markier-Sprays

Die Stadt Graz bereitet derzeit über das Rote Kreuz die Anschaffung von Erste Hilfe-Koffern für alle Leuchttürme vor. An einigen Leuchttürmen befinden sich Defibrillatoren.

An den kirchlichen Leuchttürmen in St. Peter, Mariatrost und St. Veit sind darüber hinaus Faltzelte für die „Talstationen“ am Fuß des Kirchbergs vorhanden.

Auftrag und Aufgaben

Es ist sowohl für die Verantwortlichen in der Stadt Graz bzw. in der Diözese Graz-Seckau als auch insbesondere für die Bevölkerung wichtig, eine realistische Erwartungshaltung an die Art und den Umfang jener Leistungen zu haben, die im Blackout-Fall an den Krisen-Leuchttürmen abgerufen werden können. Die Leuchttürme sind im engeren Sinn keine Versorgungspunkte für die Bevölkerung, an denen diese Lebensmittel oder Güter des täglichen Bedarfs beziehen kann, und auch keine Wärmestuben. Ebenso wenig handelt es sich bei den Leuchttürmen um medizinische Versorgungszentren, öffentliche Toilette-Anlagen oder Mülldeponien für die Bevölkerung. Die Krisen-Leuchttürme entfalten im Blackout-Fall ihre Wirkung als Informations- und Kommunikationsdrehscheiben.

An den Leuchttürmen

  • können aus der Bevölkerung Notfälle gemeldet und über die Funkverbindung am Leuchtturm Einsatzkräfte mobilisiert werden.
  • können aus der Bevölkerung sonstige dringende Hilfegesuche deponiert und über die am Leuchtturm tätigen Mitarbeiter:innen in Bearbeitung genommen werden.
  • kann die Bevölkerung (selbstorganisiert über ein schwarzes Brett) Angebote für Unterstützungsleistungen machen bzw. solche abrufen.
  • erhält die Bevölkerung Hinweise zur Selbsthilfe und Anleitungen zur Nachbarschaftshilfe.
  • wirken die dort tätigen Mitarbeiter:innen beruhigend auf die Bevölkerung ein und
  • erhält die Bevölkerung niederschwellige Informationen über die Lage und daraus resultierende Handlungsempfehlungen.
  • können die entsprechend geschulten Personen aus dem jeweiligen Pfarrbereich an den kirchlichen Leuchttürmen der Bevölkerung auch seelsorgerisch und notfall-seelsorgerisch zur Seite stehen.

Medizinische Versorgung

An den Krisen-Leuchttürmen wird im Blackout-Fall grundsätzlich keine medizinische Hilfe geleistet. Jedoch

  • sind alle Mitarbeiter:innen der GPS in Erster Hilfe geschult und in der Lage, solche im unmittelbaren Bedarfsfall zu leisten.
  • haben sowohl einige Ehrenamtliche aus dem kirchlichen Bereich als auch etliche Mitarbeiter:innen der Stadt Graz, die an den Leuchttürmen im Einsatz sind, Erste Hilfe-Schulungen durchlaufen und sind
    grundsätzlich darauf vorbereitet, diese im Bedarfsfall zu leisten.
  • werden alle Leuchttürme im Blackout-Fall darum bemüht sein, Informationen darüber anbieten zu können, welche Apotheken bzw. medizinischen Einrichtungen in der näheren Umgebung allenfalls
    geöffnet haben.
  • können (siehe oben) über jeden Leuchtturm medizinische Notfälle über die Funkverbindung der GPS-Mitarbeiter:innen an den behördlichen Führungsstab der Stadt Graz und über diesen an das Rote
    Kreuz/Bezirksrettungskommando weitergegeben werden.

Sonderfall CAMPUS AUGUSTINUM

Am CAMPUS AUGUSTINUM ist im Falle eines Blackouts nicht nur ein Leuchtturm eingerichtet; der CAMPUS AUGUSTINUM beherbergt auch den Führungsstab der Diözese, die ebenfalls notstromversorgte Küche (Prandia) sowie die Radstaffel „Blackout Cycler“. Diese Radstaffel umfasst ca. 30 Personen, die im Blackout-Fall Nachrichten bzw. Unterlagen/Material zwischen dem Krisenstab der Diözese und den kirchlichen Leuchttürmen hin- und hertransportieren bzw. vom Krisenstab der Diözese für sonstige Fahrten eingeteilt werden können.

Sonderfall Bahnhofsareal

Nach Eintritt eines Blackouts werden die ÖBB österreichweit darum bemüht sein, den Schienenverkehr kontrolliert herunterzufahren und möglichst jeden Zug an einen Bahnhof oder zumindest zu einer Haltestelle zu führen. (Der Bahnstrom für die Gleisanlagen ist vom allgemeinen Stromnetz getrennt. Sämtliche Signalanlagen und Schrankenanlagen sowie alle Bahnhofsgebäude und Bahnsteige werden allerdings über das öffentliche Stromnetz versorgt.) An den größeren Bahnhöfen wie dem Grazer Hauptbahnhof wird es in der Phase unmittelbar nach Eintritt eines Blackouts mit Sicherheit zu größeren Menschenansammlungen mit einer Vielzahl an Hilfebedürfnissen kommen. Daher wurde von Seiten der Stadt Graz die Entscheidung getroffen, einen Krisen-Leuchtturm im unmittelbaren Nahebereich des Hauptbahnhofes einzurichten. Da die ÖBB die bundesweite Vorgabe haben, die Bahnhofsgebäude nach Servicierung ihrer gestrandeten Kund:innen zum frühestmöglichen Zeitpunkt zu räumen und zu schließen – dies auch deshalb, weil Bahnhofsgebäude wie der Grazer Hauptbahnhof nicht notstromversorgt sind – , bestand in den Planungen nicht die Möglichkeit, den städtischen Leuchtturm im Inneren des Bahnhofsgebäudes vorzusehen.

Der Leuchtturm wird sich daher im Außenbereich auf dem Bahnhofsvorplatz (unter dem sogenannten „Golden Eye“) befinden. Über die HOLDING GRAZ wird für diesen Leuchtturm im Freien ein Bus zur Verfügung gestellt, der als unmittelbarer Witterungsschutz bzw. als erste Rückzugsmöglichkeit für die am Leuchtturm tätigen Mitarbeiter:innen gedacht ist. Die tatsächlichen, auch notstromversorgten Rückzugsräumlichkeiten (Lager, Toilette, Raum für die Einnahme der Verpflegung, Möglichkeit zum Aufladen von Funkgeräten) sollen im Erdgeschoß des Bauamtsgebäudes eingerichtet sein. Die Nutzung des im Bauamtsgebäudes vorhandenen Notstromaggregats zu diesem Zweck erscheint nach eingehender Prüfung im Sommer 2023 kaum praktikabel, weshalb mittelfristig vorgesehen ist, den Notstrombedarf im Erdgeschoß des Bauamtsgebäudes durch ein mobiles Notstromaggregat zu decken. Bis dahin ist vorgesehen, dass das Leuchtturm-Team des Bahnhofsvorplatzes seine Verpflegung am Leuchtturm der evangelischen Kreuzkirche einnimmt und dort auch die Toiletten benützt.

Die Krisen-Infopunkte

Die 26 sogenannten Info-Punkte, die allesamt an Standorten der Katholischen Kirche eingerichtet sind, sind personell nicht besetzt, werden im Falle eines Blackouts aber mit Dreieckständern ausgestattet, die eine niederschwellige Information über das eingetretene Ereignis, daraus abgeleitete Handlungsanleitungen für die Bevölkerung sowie eine Information über die Situierung des nächstgelegenen Leuchtturms beinhalten.

Die mobilen Notrufsäulen

Als letzte Rückfallsebene, über die dringende Notrufe aus der Bevölkerung über die Stadt Graz an die Einsatzorganisationen weitergegeben werden können, fungieren bei einem Blackout die Busse der HOLDING GRAZ LINIEN. Diese bleiben bei Eintritt eines Blackouts im Verkehr, sind mit Funk ausgestattet und können von der Bevölkerung zum Absetzen eines dringenden Notrufs angehalten werden. Außerhalb der Betriebszeiten der HOLDING GRAZ LINIEN nehmen Fahrzeuge aus den Bereichen Winterdienst bzw. Stadtraum der HOLDING diese Funktion wahr. Auch diese Fahrzeuge sind mit Funk ausgestattet.

Trinkwasser und Abwasser

Die Trinkwasserversorgung in den Grazer Haushalten ist auch im Falle eines Blackouts gewährleistet – mit Ausnahme von ca. 300 Haushalten in extremen Randlagen, die über zentrale Wasserentnahmestellen versorgt werden. Die Abwasserentsorgung funktioniert überall dort, wo keine strombetriebenen Hebeanlagen im Einsatz sind. Die Stadt Graz verfügt über keinen Überblick über die in Betrieb befindlichen Hebeanlagen im Stadtgebiet.

Das Grazer Kanalsystem leitet das Abwasser überwiegend im Freispiegel, das heißt im freien Gefälle, zur Kläranlage ab. Es sind nur vereinzelt Pumpwerke vorhanden, welche im Falle eines Blackouts durch Notstrom versorgt werden oder über Kanalspülwägen ausgepumpt werden. Das bedeutet, dass im Kanalnetz keine Einschränkungen zu erwarten sind.

Nottankkonzept

Den der Stadt Graz mit Stand Ende September 2023 vorliegenden Informationen zufolge gibt es im Grazer Stadtgebiet keine notstromversorgte öffentlich zugängliche Tankstelle. Die HOLDING GRAZ verfügt über notstromversorgte Tankinfrastruktur mit definierten Mindest-Füllständen an Diesel. Gemeinsam mit der HOLDING GRAZ hat der behördliche Führungsstab der Stadt Graz ein Nottankkonzept erarbeitet, um sicherzustellen, dass systemkritische Fahrzeuge im Fahrbetrieb und die während eines Blackouts eingesetzten Notstromaggregate im Betrieb gehalten werden können.

Die Berufsfeuerwehr der Stadt Graz verfügt über eigene Nottankmöglichkeiten.

Abfallentsorgung

Die Abfallentsorgung funktioniert während eines Blackouts nicht. Die HOLDING Graz verfügt über keine notstromversorgte Anlage zur Abfallbehandlung. Es ist daher davon auszugehen, dass der überwiegendste Teil jenes Mülls, der während eines Blackouts an einer Liegenschaft anfällt, vor Ort liegen bleibt, bis die generelle Stromversorgung wieder funktioniert. Punktuell wird die HOLDING GRAZ im Blackout-Fall Container im Bereich der systemkritischen Infrastruktur der Stadt Graz aufstellen (GPS-Stützpunkt, CAMPUS AUGUSTINUM, Leuchttürme) bzw. auf Anordnung der Gesundheitsbehörde tätig werden.

Angebot an Kinderbetreuung

Für die städtischen Kinderkrippen und Kindergärten gilt bei einem Blackout generell folgende Vorgehensweise: Bei einem Blackout während der Öffnungszeiten bleiben sämtliche Einrichtungen so lange geöffnet, bis alle Kinder abgeholt wurden. Kinder, die nach der ersten Nacht noch immer nicht abgeholt wurden, werden an einen von fünf ABI-(Abteilung für Bildung und Integration)Standorten gebracht, die im Blackout-Fall als Teil der Kriseninfrastruktur weiterhin betrieben werden. An der Tür jener Einrichtung, an der das Kind eigentlich betreut wird, wird ein Zettel angebracht, auf dem ersichtlich ist, welche Kinder an welche dieser weiterhin geöffneten Standorte gebracht wurden. Auch der behördliche Krisenstab der Stadt erhält diese Information.

Alle Einrichtungen außer den erwähnten fünf Standorten bleiben ab Tag zwei eines Blackouts geschlossen. Fünf Einrichtungen bleiben geöffnet – für die Betreuung von Kindern, die nicht abgeholt wurden sowie insbesondere für die Betreuung von Kindern von systemrelevanten HAUS GRAZ-Mitarbeiter:innen.

Der Öffentliche Verkehr

Die Straßenbahnen der HOLDING GRAZ LINIEN funktionieren ohne Strom nicht; einige neuere Modelle können bei einem Stromausfall zumindest noch 200 Meter weit fahren, um beispielsweise Kreuzungsbereiche nicht zu blockieren.

Die Busse der HOLDING GRAZ LINIEN haben die Anweisung, bei einem Blackout im Verkehr zu bleiben. Je nach Gesamtsituation wird dann im Einvernehmen zwischen der Stadt Graz, der HOLDING GRAZ und dem Stadtpolizeikommando die Entscheidung zu treffen sein, ob und in welchem Umfang die Aufrechterhaltung eines ÖV bei einem andauernden Blackout Sinn macht. Das Krisenmanagement der HOLDING GRAZ hat dafür mehrere Szenarien ausgearbeitet. Der Diesel-Verbrauch durch die Busse der HOLDING GRAZ LINIEN stellt die größte planerische Variable im städtischen Blackout-Nottankkonzept dar.

Wärmeinseln

Als niederschwellige Möglichkeit, um für besonders vulnerable Personengruppen oder bei akut auftretenden Erfordernissen warme Räumlichkeiten anzubieten, ist die Stadt Graz derzeit dabei, als Zivilschutzmaßnahme an zehn städtischen Schulen sogenannte Wärmeinseln einzurichten, an denen bei Bedarf mit (vorhandenen) Holzöfen und (vorhandenen) Holzvorräten Turnsäle beheizt werden können. 

Vernetzung

Ganz wesentlich für dieses Konzept, aber insgesamt für die Erhöhung der Resilienz der Stadt Graz gegenüber unterschiedlichen Krisen und Bedrohungen, ist die umfangreiche und laufende Vernetzung jener Organisationen, die das vorliegende Konzept erarbeitet haben, mit anderen Stellen, die im Falle eines Blackouts eine wichtige Rolle (für die Bevölkerung) spielen. Dazu zählen neben den Einsatzorganisationen (Feuerwehr, Polizei und Rettung) und dem Land Steiermark insbesondere auch Stakeholder aus den Bereichen Gesundheitswesen, überregionaler Verkehr (ÖBB, ASFINAG, AUSTRO CONTROL) und IT bzw. Mobilfunk. Durch persönliche Kontakte und eine laufende Vernetzung ist bestmöglich sichergestellt, dass die Zusammenarbeit mit diesen Partner:innen auch im Extremfall eines Blackouts rasch und gut funktioniert.

Selbstvorsorge

Die eigene Vorbereitung wird ausschlaggebend dafür sein, wie jeder einzelne Bewohner bzw. jede einzelne Bewohnerin von Graz ein Blackout übersteht. Die Frage, ob sich insgesamt genügend Menschen in Graz eigenverantwortlich vorbereitet haben und einen längeren Strom- und Infrastrukturausfall weitgehend ohne fremde Hilfe überstehen, wird darüber entscheiden, ob die öffentliche Hand bei einem Blackout handlungsfähig bleibt und in der Lage ist, bei Notfällen Hilfe zu leisten. An der Selbstvorsorge führt daher kein Weg vorbei.

Allgemeine Bemerkungen zum Verlauf eines Blackouts

Es ist wichtig, sich darüber im Klaren zu sein, dass die negativen Auswirkungen eines Blackouts mit der Wiederherstellung der Stromversorgung nicht sofort beseitigt sein werden. Generell ist davon auszugehen, dass es – ungeachtet von weiteren Verzögerungen, die durch Überlastung und Schäden entstehen – nach der Wiederherstellung der Stromversorgung jedenfalls noch mehrere Tage dauert, bis die Handy-, Festnetz- und Internetversorgung wieder hergestellt ist. Auch im Bereich der Heizkraftwerke bzw. der einzelnen Heizungsanlagen im Bereich der Endverbraucher:innen kann es zu Schäden und Problemen kommen, deren vollständige Behebung Zeit in Anspruch nimmt. Liefer- und Logistikketten – Lebensmittel, Treibstoff, Medikamente etc. – werden wohl erst nach Wochen bzw. Monaten wieder reibungslos funktionieren. Die Phase unmittelbar nach dem Ende eines Blackouts ist also immer mitzubedenken und in entsprechenden Planungen mitzuberücksichtigen. Für unsere Planungen bedeutet das beispielsweise auch, dass der Einsatz für die Führungs- und Krisenstäbe der Stadt Graz, der Diözese Graz-Seckau und der HOLDING GRAZ, an den Krisen-Leuchttürmen und in zahlreichen weiteren systemkritischen Bereichen nicht automatisch mit dem Wiederherstellen der Stromversorgung endet, sondern erst dann, wenn dies explizit angeordnet wurde.

Da es sich bei einem Blackout um ein jedenfalls überregionales Ereignis mit einem weitgehenden Zusammenbruch der Kommunikation und der Mobilität handelt, ist davon auszugehen, dass weder übergeordnete Stellen noch Ressourcen aus Nachbargemeinden für eine Unterstützung in der Stadt Graz herangezogen werden können oder von sich aus aktiv zur Hilfe kommen. Somit kommt im Blackout-Fall der lokalen Selbstorganisation eine besondere Bedeutung zu. Dies gilt sowohl im öffentliche Bereich als auch im privaten Umfeld.

Es kann nicht oft genug betont und darauf hingewiesen werden, dass der beste Schutz vor den schlimmsten Auswirkungen eines Blackouts für jeden und jede Einzelne:n die Selbstvorsorge ist. Dies umfasst sowohl die mentale bzw. organisatorische Auseinandersetzung mit dem Thema und Vorbereitung auf den Ernstfall als auch die Vorratshaltung zu Hause. In einem Blackout ist jede:r Einzelne auf sich alleine gestellt und kann keine Services oder Unterstützungsleistungen von privaten Anbietern abrufen. Dies gilt über weite Strecken auch für die Leistungen der öffentlichen Hand.

Bestattung

Auch die Feuerhalle ist derzeit nicht notstromversorgt. Die Bestattung Graz hat allerdings im zweiten Quartal 2023 den Bestellvorgang für ein stationäres Notstromaggregat (250 kVA) begonnen, um im Falle eines Blackouts insbesondere die Kühlräume für Leichen auf Temperatur halten zu können.

Bis zur Lieferung und Inbetriebnahme dieses Notstromaggregats bzw. für den Fall, dass das Fassungsvermögen der Leichen-Kühlräume im Bereich der Feuerhalle nicht ausreichen sollte, ist mit der Gesundheitsbehörde der Stadt Graz und der Diözese Graz-Seckau vorbesprochen, dass Leichen auf dem Areal des Zentralfriedhofs unter der Erde zwischengelagert werden.

Die Bestattung Graz verfügt aktuell über Kühlräume für 150 Leichen sowie zu jedem Zeitpunkt im Jahr über eine ausreichende Bevorratung an Leichensäcken.

Während eines Blackouts würde der Bestattung Graz wohl die alleinige Aufgabe im Stadtgebiet zukommen, Leichen nach ordnungsgemäß festgestellten Todesfällen abzuholen und in Verwahrung zu nehmen. Einäscherungen bzw. Beerdigungen würden während eines Blackouts nicht stattfinden.

Informationsfluss

Der Informationsfluss würde nach aktuellem Stand folgendermaßen ablaufen: Die Austrian Power Grid AG (APG – Betreiberin des Übertragungsnetzes in Österreich) informiert die Energienetze Steiermark und in Folge auch die Stromnetz Graz über den überregionalen Stromausfall. Nach ca. 30 bis 60 Minuten: Die Energienetze Steiermark informiert die Landeswarnzentrale und diese informiert in weiterer Folge die Einsatzorganisationen.

Pflegeheime

Die vier Pflegeheime der Stadt Graz sind notstromversorgt. Sämtliche Pflegeheime privater Träger in Graz verfügen den der Stadt Graz vorliegenden Informationen zufolge über keine Notstromversorgung.

Der Bereich der niedergelassenen Ärzt:innen

Die meisten Arztpraxen in der Steiermark sind nicht notstromversorgt. In machen Praxen – in erster Linie in jenen von Allgemeinmediziner:innen – können grundsätzlich auch ohne externe Stromversorgung gewisse relevante Untersuchungen vorgenommen bzw. Behandlungen durchgeführt werden. Bei zahlreichen Facharztpraxen (Radiolog:innen etc.) ist das hingegen gänzlich unmöglich. Auch die persönliche Bereitschaft von und die organisatorischen Möglichkeiten für Ärzte und Ärztinnen, während eines Blackouts Dienst in der eigenen Ordination zu versehen, werden sicherlich situationsbezogen sehr unterschiedlich ausfallen. Grundsätzlich geht man seitens der Ärztekammer Steiermark jedoch davon aus, dass auch während eines Blackouts Ordinationen von Allgemeinmediziner:innen in Graz geöffnet haben werden. Über eine zentrale Information darüber wird die Ärztekammer allerdings nicht verfügen.

Für Herbst 2023 ist eine vertiefte Vernetzung mit der Ärztekammer Steiermark sowie den Allgemeinmedi ziner:innen mit eigener Praxis in Graz vorgesehen. Dabei sollen die in Graz tätigen Allgemeinmediziner:innen insbesondere auch gezielt über das Leuchtturm-Konzept in der Stadt Graz informiert und dazu animiert werden sich im Falle eines Blackouts proaktiv beim nächstgelegenen Leuchtturm zu melden, wenn sie ihre Ordination offen halten.

Apotheken

Eine Umfrage im Herbst 2022 hat ergeben, dass von den mehr als 60 Apotheken in Graz ca. 10 notstromversorgt sind und dass daher davon auszugehen ist, dass auch während eines Blackouts mehrere Apotheken faktisch in der Lage sein werden, ihren Betrieb aufrechtzuerhalten.

Anmerkung: Es reicht leider nicht, die Apotheken offenzuhalten, da diese in der Regel von den dahinterliegenden Lieferketten (Stichwort: mehrfache Belieferung pro Tag) abhängig sind.

Dialyseinstitute

Den der Stadt Graz vorliegenden Informationen zufolge wird es dem LKH Klinikum im Falle eines Blackouts möglich sein, die eigenen Dialysepatient:innen weiter zu betreuen, es werden aber keine Ressourcen für die Betreuung zusätzlicher Patient:innen zur Verfügung stehen.

In Graz gibt es zwei große, privat geführte Dialyseinstitute. Das Dialyseinstitut Gießauf in der Elisabethstraße 54 ist bereits notstromversorgt. Für das Dialysezentrum West in der Südbahnstraße 72 laufen derzeit gerade die Vorbereitungen für die Installation eines Notstromaggregats.

Weitere Bereiche

Für zahlreiche weitere Bereiche, wie beispielsweise die mobile Hauskrankenpflege, ist es schwierig, allgemeine Aussagen zu treffen, da unterschiedlichste Trägerorganisationen betroffen und keine Zuständigkeit der Stadt Graz gegeben ist. Generell ist aber zu befürchten, dass im Falle eines Blackouts viele, auch notwendige, Leistungen aus dem Gesundheitsbereich nicht, nicht rechtzeitig oder nicht im erforderlichen Ausmaß erbracht werden können

Herausforderung Liftanlagen

In Graz gibt es weit mehr als 4.000 strombetriebene Lift- und Aufzugsanlagen, die in keinem zentralen Kataster erfasst sind. Nur relativ wenige, nach neuestem Stand der Technik ausgestattete Liftanlagen haben eine Batteriepufferung und eine Programmierung, die dafür sorgen, dass die Liftkabine das jeweils nächstgelegene Stockwerk ansteuert und sich die Türen öffnen (und geöffnet bleiben).

Da ein Blackout ja per definitionem unangekündigt eintritt, ist davon auszugehen, dass in Graz unmittelbar nach dem Eintritt eines Blackouts eine hohe Anzahl an Personen in Liften und Aufzügen feststecken werden.

In ihren eigenen Gebäuden wird die Stadt Graz nach Eintritt eines Blackouts relativ rasch (über die GBG bzw. WOHNEN GRAZ) feststellen, ob Personen in Aufzügen feststecken und diese Information über die vorbereiteten Kanäle weiter geben. Ob und wie rasch dann professionelle Hilfe organisiert werden kann und tatsächlich vor Ort eintrifft, ist damit aber noch nicht geklärt. Die stadteigenen Gebäude bzw. ihre Lifte und Aufzüge machen allerdings nur einen Bruchteil aller Gebäude, Lifte und Aufzüge in Graz aus.

Gemeinsam mit der Katastrophenschutzabteilung des Landes Steiermark wird sich die Stadt Graz dafür einsetzen, dass der Landesgesetzgeber blackout-spezifische und umsetzungstaugliche Regelungen in das Steiermärkische Hebeanlagengesetz aufnimmt.