Quelle: www.nachrichten.at
Was passiert bei einem großflächigen Stromausfall, der sich über mehrere Länder oder ganz Europa erstreckt? Wie können die Kraftwerke bei einem solchen Blackout möglichst schnell wieder hochgefahren werden?
Das erproben und trainieren zwölf seiner Techniker regelmäßig im europäischen Simulationszentrum „Dutrain“ in Duisburg, sagt der Geschäftsführer der Linz Netz GmbH, Johannes Zimmerberger. Auch jetzt, in Corona-Zeiten, werde trainiert. „Diesmal halt via Videoschaltung nach Duisburg“, sagt Zimmerberger.
Die Gefahr eines sogenannten Blackouts sei real, und er wolle die Linzer Bevölkerung „behutsam für das Thema sensibilisieren“, sagt Sicherheitsstadtrat Michael Raml (FP), der gemeinsam mit Zimmerberger und dem Geschäftsführer des Zivilschutzverbandes, Josef Lindner, gestern zu einer Pressekonferenz zum Thema lud. „Gerade bei einem Stromausfall, der mehrere Staaten betrifft und länger andauert, kommt es ganz entscheidend auf die Selbstversorgung der Bürger an. Jeder Haushalt sollte zumindest für zehn Tage autark sein“, sagt Zivilschutz-Chef Lindner.
Dauert es tatsächlich eine Woche oder länger, bis die Stromversorgung nach einem Blackout wieder funktioniert? „Im Idealfall ist das in einem Tag möglich“, sagt Zimmerberger. Dies könne aber nur bewerkstelligt werden, „wenn die Kraftwerke exakt so viel Strom produzieren, wie auch verbraucht wird.“ Und das sei die große Schwierigkeit. Das erste Kraftwerk, das in Linz hochgefahren werde, sei das Fernheizkraftwerk Linz-Süd auf dem Voest-Gelände. Dieses sei mit einem teuren Regelsystem ausgestattet, das es „schwarzstartfähig“ mache. „Das heißt, das Kraftwerk kann starten, ohne dass es rundherum eine Stromversorgung gibt.“ Im Fall des Falles werde zuerst der Linzer Süden wieder mit Strom versorgt, „dann arbeiten wir uns Richtung Zentrum vor.“ Dann würden Kraftwerke der Energie AG dazugeschaltet,“ und man versucht langsam, größere Flächen wieder mit Strom zu versorgen“, erklärt Zimmerberger.
Wichtig sei jedenfalls, „dass die Menschen vorbereitet sind und alles zuhause haben, damit sie einen mehrtägigen Stromausfall gut bewältigen können“, sagt Raml. Denn besonders in der kalten Jahreszeit seien die Folgen gravierend.
Blackout als präsente Gefahr
Quelle: www.linz.at
Österreich leidet derzeit nicht nur unter den Folgen der Corona-Pandemie, sondern ist latent einer ebenso großen „versteckten“ Gefahr ausgesetzt. Ein landesweiter Stromausfall – ein sogenannter Blackout – ist nicht auszuschließen. Besonders in der kalten Jahreszeit wären die Folgen gravierend. „Das bestätigen neben Energiekonzernen auch Herbert Saurugg, Energieexperte und Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Krisenvorsorge, sowie das Österreichische Bundesheer“, weist der Linzer Sicherheitsstadtrat Michael Raml auf die bestehenden Risiken hin. „Wichtig ist, dass wir aufgrund dieser Informationen proaktiv die richtigen Maßnahmen setzen. Als Sicherheitsstadtrat ist es mir ein besonderes Anliegen, die Menschen für dieses Thema behutsam zu sensibilisieren, um Haushalte vor einem bösen, stromfreien Erwachen zu schützen. Ein derartiges Ereignis könnte jederzeit eintreten. Gemeinsam mit dem Oö. Zivilschutzverband und der Linzer Berufsfeuerwehr war für diesen Herbst eine Informationsveranstaltung zum Thema Blackout geplant, die auf Grund der Corona-Bestimmungen derzeit nicht durchgeführt werden kann. Ich wende mich nun mittels eines Pressegesprächs an die Öffentlichkeit, um die Linzerinnen und Linzer auf Präventionsmaßnahmen aufmerksam zu machen, so dass sie für den Ernstfall gerüstet sind. Zivilschutz beginnt bei jedem von uns zuhause: mit der richtigen Vorbereitung und der richtigen Verhaltensweise“, betont Stadtrat Michael Raml.
Eintrittswahrscheinlichkeit für einen Blackout in Österreich
Aus Sicht der Experten ergeben sich grundsätzlich zwei gegensätzliche Meinungen:
Ein Teil der Experten rechnet mit einem fixen Eintreten (in absehbarer Zukunft). Diese Annahme ist aber rein spekulativ, da das letzte große, länderübergreifende Blackout in Europa 1976 stattfand. Andere wiederum sind der Meinung, dass Katastrophen nicht vorhergesagt werden können. Die Experten stimmen aber in jedem Fall überein, dass die Bedrohung der Versorgungs- bzw. Netzsicherheit kontinuierlich zunimmt. Es gibt immer wieder Berichte über ein „Vorbeischrammen“ am Blackout. Es ist also ein ernstzunehmendes Risiko und es werden sowohl vom öffentlichen Sicherheitsapparat als auch von den Netzbetreibern Anstrengungen unternommen und Maßnahmen ergriffen, um ein Blackout zu verhindern. Steigende Komplexität, eine zunehmende Vernetzung und neue „Player“ gefährden die Stabilität des Energiesystems und erhöhen die Wahrscheinlichkeit eines Vorfalls. Die Experten attestieren dem System generell eine hohe Robustheit, werfen aber ein, dass jedes System Belastungsgrenzen hat.