Letzte Aktualisierung am 06. Januar 2019.
Quelle: sicherheits-berater.de
Bernd Zimmermann fragte Rainer von zur Mühlen (Sicherheitsberatung VZM, Bonn), ob die anhaltende Dürre und das extreme Niedrigwasser ein Thema in den Sicherheitsabteilungen der Unternehmen ist.
bz: Welche Auswirkungen der anhaltenden Dürre sehen Sie als Sicherheitsberater?
vzm: Die ersten Auswirkungen kann bereits jeder Laie in der Zeitung nachlesen. Die Tanklastschiffe auf dem Rhein [siehe Betriebstankstellen geht der Diesel aus] und anderen Wasserstraßen können nicht mehr voll beladen werden, weil das Wasser unter dem Kiel fehlt. Aber auch andere Rohstoffe werden in Fabriken über kurz oder lang knapp, wenn Ladekapazitäten sinken oder die Wasserstände im Strom und in den Häfen unter kritische Marken fallen. Teilweise mussten sogar Fährbetriebe, die die beiden Uferseiten miteinander verbinden, ihre Fahrten einstellen – der Rhein ist dann für die Anrainer wegen des Umweges bis zur nächsten Rheinbrücke plötzlich fünfzig Kilometer breit. Auch über die Probleme von Kohle- oder Kernkraftwerken wurde bereits einigermaßen ausführlich in den Medien berichtet [siehe Hitzewelle zwingt Kraftwerke in die Knie]. Der Rhein ist eine petrochemische Achse Europas. Rohstoffe müssen transportiert werden genauso wie Halb- und Fertigfabrikate. Das liegt ja auch alles auf der Hand. Aber es gibt sicher auch Dürreszenarios, über die noch niemand nachgedacht hat.
bz: An welche Dürrefolgen denken Sie da speziell?
vzm: Ich habe gerade gestern unsere Sicherheitsberater zu einem Brainstorming gebeten, um Risiken aufzudecken, die uns bei oberflächlicherer Betrachtung verborgen bleiben. Dabei wurde z. B. auf die Brandgefahr durch die beim ökologischen Bauen zunehmende Begrünung von Dächern hingewiesen. Die Fraktion unserer Rechenzentrumsexperten brachte ziemlich schnell das Problem der Brunnenkühlung von Rechenzentren zur Sprache – wo kein Wasser im Brunnen, da keine Kühlung. Und einer unserer Elektrofachleute nannte als ein mögliches Problem den in knochentrockenem Erdreich veränderten Erdübergangswiderstand, insbesondere bei oberflächennahen Erdungssystemen unter einem Meter. Da stellt sich die Frage, ob Blitzschutzsysteme dann noch einwandfrei funktionieren. Eine weitere Frage ist, ob die Schutzmaßnahmen, wie die Erdung des Netzes, noch wirken oder die Gefahr besteht, dass das eigentlich geerdete Netz sein Bezugspotenzial verliert. Dann wäre eine grundlegende Schutzmaßnahme unwirksam und das Netz dürfte so nicht weiterbetrieben werden. Ob dies ein Problem ist, kann im Einzelfall nur durch messtechnische Maßnahmen ermittelt werden.
bz: Also die Dürre und das Niedrigwasser können zu Risiken führen, an die im Normalfall kein Mensch denkt.