Ein großflächiger Stromausfall hat am Mittwoch Lübeck und viele Gemeinden im Südosten Schleswig-Holsteins getroffen. In der Hansestadt stand das öffentliche Leben teilweise still. Ampeln fielen aus. Geschäfte mussten schließen. Fahrstühle blieben stecken. Auch bei der Deutschen Bahn kam es zu Einschränkungen. Das Handynetz war stark überlastet. Ursache war ein technischer Defekt im Umspannwerk in Stockelsdorf (Kreis Ostholstein). Nach etwa vier Stunden gelang es Technikern, den Schaden zu beheben. Vor allem in Lübeck waren die Nachwirkungen jedoch auch am Mittwochabend noch zu spüren. Telefonanlagen funktionierten nur zum Teil. Buchungssysteme im Handel liefen nicht rund. Viele Satellitenanlagen lieferten noch kein TV-Bild.
In Restaurants und Supermärkten wurden die Kühlketten unterbrochen. Eisläden mussten ihre Ware so schnell wie möglich loswerden. Geschäftsleute klagten, nichts verkaufen zu können. Kunden klagten, nichts kaufen zu können. Quelle: www.ndr.de
- Update 29.06.18: Stromausfall: Menschliches Versagen löste „Blackout“ aus
- Update 30.07.18: Schleswig-Holstein schafft Notstromaggregate an
- Update 14.08.18: Innenministerium plant Vorkehrungen gegen langanhaltenden Stromausfall in Schleswig-Holstein
Lübecker Stromausfall legte digitale Alarmierung lahm
Das ging gerade noch einmal gut: Der Stromausfall am Mittwoch in Lübeck hat auch eine so genannte DXT-Anlage lahmgelegt – eine Digitalfunkverteilstation, die den Digitalfunk und die digitale Alarmierung von Einsatzkräften der Feuerwehren, des Rettungsdienstes und des Katastrophenschutzes steuert.
Damit konnten die Retter über Stunden nicht zuverlässig alarmiert werden, was gegen 16.30 Uhr dazu führte, dass vorsorglich Tausende Feuerwehrleute von 350 Feuerwehren in den Kreisen Herzogtum Lauenburg, Stormarn und Ostholstein in ihre Gerätehäuser gerufen wurden, um gegebenenfalls nach telefonischen Einsatzinformationen schnell ausrücken zu können.
Das war eine Sonderlage, wie es sie zuvor noch nie gab. „Zum Glück gab es parallel keine große Schadenslage, so dass man das Problem und die Lösung fast als Übung verbuchen könnte“, sagte am Donnerstag Tobias Frohnert, der Sprecher des Kreises Herzogtum Lauenburg.
Doch tatsächlich steckt hinter der technischen Panne ein massives Problem. Funk und Alarmierung gelten als kritische Infrastruktur, die jederzeit funktionieren muss. Frohnert: „Der Ausfall war nicht der gedachte Soll-Ablauf für so eine Situation.“ Welche Probleme genau auftraten, müsse jetzt aufgeklärt werden. „Man muss alle technischen Maßnahmen ausschöpfen, damit so etwas nicht passiert.
Die Leitstelle in Bad Oldesloe verfügt über Notstromaggregate, war aber vom eigentlichen Stromausfall in Lübeck gar nicht betroffen. Wohl aber die Stromversorgung der DXT-Anlage, von der es bundesweit 64 Stück gibt und die das Land betreibt. Die Landkreise sind nur Nutzer. „Eigentlich soll die Anlage auch bei Stromausfall funktionieren.
„Es ist ein beunruhigendes Gefühl, wenn man sich nicht 100-prozentig auf die angeblich so sichere moderne Technik verlassen kann.“ So hat der Stromausfall – glücklicherweise ohne nennenswerte Folgen – eine massive Schwachstelle im System offenbart. Frohnert: „Das muss natürlich geklärt und für die Zukunft abgestellt werden. Da ist unser Katastrophenschutz auch schon dran.“
Der Digitalfunk der Polizei ist bereits über je zwei automatisch startende Notstromaggregate abgesichert. Theoretisch jedenfalls. In Lübeck sprang am Mittwoch keines von alleine an. Zunächst lief die Anlage auf Batteriebetrieb. Dann hatten Streifenwagen und Zentrale 23 Minuten lang überhaupt keinen Funkkontakt mehr. Schließlich konnte ein Techniker das Notstromaggregat anwerfen. Quelle: www.ln-online.de
Stromausfall im Norden: Was tun?
Panik ist kein guter Begleiter: Bewahren Sie deshalb zunächst einmal Ruhe. Wenn es Nacht ist, schalen Sie Ihre Notbeleuchtung an (siehe Vorsorge).
Der rosarote Elefant. Ich kann nicht verstehen, warum immer wieder dieses unsägliche Wort „Panik“ in den Mund genommen wurde, wo es es nur sehr sehr wenige Beispiele für ein derartiges Verhalten gibt. Aber gerade von Medien und zum Teil auch von Behörden und Organisationen (BOS) wird dieser Mythos Panik immer wieder bemüht. Einfach nur schlechte und falsche Kommunikation. Quelle: www.dnn.de
Stunden ohne Strom
Auch die Feuerwehr Groß Parin kam nach einem ersten kleinen Hilfseinsatz dazu. „Wir haben den Reiterhof mit Wasser für die Pferde versorgt. Die Pumpe für den Brunnen war dort ausgefallen“, berichtete Brandmeister Thorsten Reichert.
Aushelfen konnte das mit Notstrom versorgte Bad Schwartauer Rathaus einer benachbarten Apotheke, die teure Medikamente zum Kühlen vorbeibrachte.
An der Zapfsäule habe es daher verzweifelte Kunden gegeben, erzählt Tausendschön. „Die kamen mit fast leerem Tank und haben gefragt: ,Was soll ich jetzt machen? Schieben?‘“ Der Pächter bedauert, dass er nicht helfen kann. „Ändern kann ich es nicht.“ Quelle: www.ln-online.de
Unternehmen: Die Kosten des Stillstands
Ähnlich erging es der Firma Brüggen. Von einer Sekunde auf die andere stand in der Produktion sowie in der Logistik alles still. „Das ist natürlich eine Katastrophe für einige Bereiche, wie beispielsweise in der Backstraße, in der das Müsli in den heißen Öfen festhing und drohte Feuer zu fangen “, sagt Hanno Brüggen, geschäftsführender Gesellschafter. Daher mussten die Maschinen schnell von den Produkten befreit und vom Stromnetz genommen werden.
Erst zur Nachtschicht um 22 Uhr wurden die Systeme wieder hochgefahren und die Produktion weitergeführt. „Die einzigen Kosten, die nicht liefen, waren die Elektrizitätskosten. Der Aussetzer in der Produktion sorgte somit für Umsatzeinbußen zwischen einer viertel und einer halben Million Euro“, sagt Brüggen. Quelle: www.ln-online.de
„Wer sich auf eine so eine Situation nicht einstellt, ist wirklich schlecht beraten. Spätestens seit dem Buch Blackout von @Marc_Elsberg weiß man, was dann passieren wird …“ Innenminister Schleswig-Holstein nach dem großen Stromausfall.
https://www.youtube.com/watch?v=FA3aYL11F_M
Update 29.06.18: Stromausfall: Menschliches Versagen löste „Blackout“ aus
Die Ursache des Stromausfalls ist eindeutig: Menschliches Versagen ist Schuld am „Blackout“. Dadurch wurde ein Kurzsschluss ausgelöst, der Lübeck am 16. Mai vier Stunden lahm legte.
Rückblick: Am 16. Mai sollen die Leitungen von einer Sammelschiene im Umspannwerk automatisch auf eine andere Sammelschiene umgeschaltet werden. Ferngesteuert aus der Leitstelle der SH Netz. Doch was sonst automatisch passiert, geschieht nicht. Anruf bei der Netz Lübeck. Die schickt einen Techniker. Der trifft dort auch ein, ein Mitarbeiter des SH Netz begleitet ihn.
Das Problem: Beide Sammelschienen befinden sich im selben so genannten Gasraum, der wie eine große Röhre aussieht. Außen ist ein Schalter angebracht. Die Frage: Steht das Ganze unter Strom oder nicht? Was einfach klingt, ist in einem Umspannwerk eine sehr komplexe Angelegenheit – insbesondere bei diesem Schalter.
Er ist nur einmal im gesamten Bereich der Lübeck Netz verbaut – und es gibt simplere Schalter. Vor Ort wird telefoniert mit der SH Netz und mit der Netz Lübeck. „Die Kommunikation ist nicht ideal gelaufen“, sagt Jens Meier, Chef der Netz Lübeck. Eigentlich muss es eine schriftliche Anweisung dafür geben, bevor solch ein Schalter betätigt wird. Gab es aber nicht.
Der Techniker interpretiert das Ganze als stromfrei, betätigt den Schalter – und die Energie entlädt sich in einem mächtigen Kurzschluss, der ein riesiges Loch in den Gasraum der Sammelschienen reißt. Der Techniker und sein Kollege der SH Netz können sich gerade noch in Sicherheit bringen. Quelle: www.ln-online.de
Update 30.07.18: Schleswig-Holstein schafft Notstromaggregate an
Die Landesregierung will Schleswig-Holstein mit neuen Notstromaggregaten gegen einen langanhaltenden Blackout wappnen. „Im Fall eines Stromausfalls ist es von zentraler Bedeutung, dass entscheidende Kräfte und Gebäude weiter arbeiten können, beziehungsweise weiter mit Strom versorgt werden“, sagte Innenminister Hans-Joachim Grote (CDU) am Donnerstag. Im Haushaltsentwurf für 2019 hat die Regierung deshalb mehr als eine Million Euro für den Kauf von Notstromaggregaten bereitgestellt.
Mit den Geräten sollen je Kreis mindestens zwei Tankstellen ausgestattet werden, um bei einem Stromausfall wichtige Bereiche weiter mit Kraftstoff versorgen zu können. „Das betrifft das Notfall- und Rettungswesen, das betrifft Informationstechnik und auch die Wasserversorgung der Menschen“, sagte Grote. Quelle: www.t-online.de
Update 14.08.18: Innenministerium plant Vorkehrungen gegen langanhaltenden Stromausfall in Schleswig-Holstein
Mit einem Millionenprogramm will das Innenministerium die Vorkehrungen verbessern, um einen langanhaltenden Stromausfall in Schleswig-Holstein noch besser bewältigen zu können. Dafür soll der Schutz der sogenannten kritischen Infrastruktur (KRITIS) ausgebaut werden. Die Landesregierung hat dafür im Haushaltsentwurf 2019 zunächst mehr als eine Million Euro für Notstromaggregate vorgesehen. Damit sollen regionale Schwerpunkttankstellen ausgestattet werden, um bei einem Stromausfall wichtige Bereiche weiter mit Kraftstoff versorgen zu können.
Unter anderem hat das Innenministerium bereits 2014 in Zusammenarbeit mit dem Umweltministerium, der Schleswig-Holstein Netz AG und dem Verband der Schleswig-Holsteinischen Energie- und Wasserwirtschaft eine Planungshilfe Stromausfall erarbeitet, die den Kreisen und kreisfreien Städten als unteren Katastrophenschutzbehörden, allen Ressorts der Landesregierung und den Energieversorgungsunternehmen für ihre eigenen Planungen zur Verfügung gestellt worden ist.
Die zur Sicherstellung der Kommunikation im Falle eines Stromausfalls erforderliche, im Jahr 2015 begonnene, flächendeckende Ausstattung der unteren Katastrophenschutzbehörden mit Satellitentelefonen ist abgeschlossen und im vergangenen Jahr durch die Ausstattung der technischen Einsatzleitungen der unteren Katastrophenschutzbehörden mit Satellitentelefonen ergänzt worden. Quelle: www.loz-news.de
Kommentar
Es muss immer erst etwas passieren, bevor etwas passiert. Aber Resilienz bedeutet antizipieren, also ein Lernen, bevor ein Schaden eintritt. Welche Konsequenzen haben die anderen (Bundes-)Länder aus dem Vorfall gezogen? Keine, denn da ist es ja nicht passiert. Notstromaggregate sind zwar wichtig, aber nur ein sehr kleiner Baustein in der Blackout-Vorsorge. Daher bleibt noch viel zu tun.
Trackbacks/Pingbacks