Quelle: www.nachrichten.at, Update 28.06.18
Wer habe heute noch eine „Speis“ und ausreichend Lebensmittel für bis zu zwei Wochen zu Hause? Mit dieser Frage konfrontierte Generalstabschef General Othmar Commenda seine Zuhörer bei einem Vortrag der „Agrar-Info-Exklusiv“ in Linz. Um damit auf die Verwundbarkeit der Lebensmittelversorgung in einem Krisenfall hinzuweisen.
„Die Österreicher sind auf derartige Krisen überhaupt nicht vorbereitet“, ist Commenda überzeugt. Bei einem „Blackout“, also einem flächendeckenden Stromausfall, würde im Land innerhalb weniger Tage Chaos ausbrechen. „Wir sind unheimlich verwundbar.“ Denn, die Menschen hätten keine Vorräte, ohne Energie würden Kühlaggregate und Heizungen versagen, auch Transporte gebe es dann keine mehr.
Commenda plädierte dringend für ein Wiederaufleben der sogenannten „umfassenden Landesverteidigung“. Diese beinhalte die zivile, wirtschaftliche und – besonders wichtig – die geistige Landesverteidigung. „Wir müssen die Menschen dafür sensibilisieren, dass es diese Gefahren nicht nur im Fernsehen und weit weg gibt.“
Aber nicht nur die Haushalte müssten zukunftsfit gemacht werden. „Eine Armee, die sich in der Krise nicht mehr selbst bewegen kann, ist keine Hilfe“, kritisierte der oberste Soldat den Sparzwang, der die Rolle der Armee als strategische Handlungsreserve der Republik beinahe zerstört habe. „Mit ökonomischem Denken sind Krisen nicht bewältigbar“, sagte Commenda. Und meinte damit die Forderung des Rechnungshofes, „Bevorratungen“ beim Heer aufzugeben. Die Konsequenz: Es gebe keine Tanklager mehr, die im Notfall speziell für Blaulichtorganisationen unabdingbar wären.
General Commenda: „Österreich ist unheimlich verwundbar“
Quelle: www.meinbezirk.at 28.06.18
Keine Vorräte für Krisenfall
All diese Punkte könnten Versorgungsengpässe herbeiführen. Commenda plädiert daher für eine „umfassende Sicherheitsversorgung“. Hintergrund ist das Programm der „umfassendenen Landesverteidigung“, das 2000 abgeschafft wurde. „Ich halte das für den kardinalsten Fehler der Politik“. Heute gäbe es etwa keine staatliche Bevorratung von Lebensmitteln oder Treibstoffen mehr.
Es sei daher wichtig die Bevölkerung zu sensibilisieren, ohne Panik zu verbreiten. Über drei Millionen Bürger haben nach drei Tagen ohne Wasser und Strom keine Nahrungsmittelvorräte mehr. „Daher muss auch die Lebensmittelsouveränität im eigenen Land entsprechende Priorität haben. Und das geht nur mit ausreichend Agrarflächen. Alles andere bedeutet Abhängigkeiten“, so Commenda.
Lebensmittel für 14 Tage
Darüberhinaus sollte jeder Haushalt Vorräte für 14 Tage anlegen. Erst im Jänner dieses Jahres hat Commenda mitten in Wien einen 45-minütigen Stromausfall erlebt. „Am nächsten Tag bin ich in das nächste Campinggeschäft gegangen und habe mich eingedeckt.“, erzählt Commenda. Neben Lebensmitteln und Flüssigkeit, sollte man auch Kerzen, Gaskocher und Gaskartuschen, Gasheizstrahler, Batterien und ein UKW-Radio haben, rät Commenda auf Nachfrage von meinbezirk.at.
Kommentar
Es ist erfreulich, dass nun sechs Jahre nach Beginn der Truppendienst-Serie „Blackout“ das Thema und die Tragweite auch auf höchster militärischer Ebene angekommen ist und klar angesprochen wird. Hoffentlich werden seine Nachfolger auch das Thema aufgreifen, denn der Herr General wird mit 30. Juni in den Ruhestand versetzt.
Lebensmittelversorgung ist selbstverständlich ein wichtiger Bestandteil der Krisevorbereitung. Allerdings ist die heutige Welt sehr komplex und die grösste Gefahr für Einzelpersonen sind nicht notwendigerweise der Weltuntergang, die Alieninvasion oder der dritte Weltkrieg. Jobverlust, Langzeit-Arbeitslosigkeit oder auch Trennungen können zu individuellen Krisen führen, die vermutlich mit höherer Wahrscheinlichkeit eintreffen und andere Vorkehrungen notwendig machen. Diese Sensibilisierung fehlt ebenfalls.