Quelle: www.handelsblatt.com

EEX-Chef Peter Reitz „Es gibt keinen Mangel an Strom“ – Er spricht über die Blackout-Angst.

„Wenn Sie sich den Markt auf europäischer Ebene anschauen, haben wir derzeit ein Überangebot. Die bestehenden Kraftwerke laufen weiter, dazu kommen neue Wind- und Solarkraftwerke. Dadurch haben wir mehr Kapazität, als wir brauchen“.

Kommentar

Eine vollkommen richtige Aussage, aber dennoch völliger Schwachsinn, weil hier Äpfel mit Birnen verglichen werden. Auch das Burgenland ist übers Jahr gerechnet Energieautark (Strom), aber wäre dennoch das ganze Jahr Finster, gebe es dahinter nicht ein umfangreiches europäisches Verbundsystem, dass auch zu jedem Augenblick den erforderlichen Leistungsausgleich sicherstellt (siehe Faktor Zeit in der elektrischen Stromversorgung). Aber genau diese Aussagen zeigen auch, mit wie wenig System- und Physikverständnis hier oft diskutiert wird. Und genau dieser „Energy-only Market“ nimmt keinerlei Rücksicht auf physikalische Grenzen, was auch zu den enormen Redispatching Kosten beiträgt. Daher ist es richtig, dass im Durchschnitt gerechnet in Europa genug Strom(erzeugungskapazität) (noch) vorhanden ist. Aber das bedeutet noch lange nicht, dass die erforderlichen Mengen (Leistungen!) auch zu jedem Augenblick am benötigten Ort zur Verfügung stehen.

Um die ganze Sache etwas zu verdeutlichen:

Hier die österreichischen Intraday-Stops im Jänner 2017. Fast durchgehend musste mit drei Kuppelstellen der Handel („Stop of Intraday trading due to critical load flows“) ausgesetzt werden. Strom ist genug da, aber er kann nicht, wie vom Markt gewünscht, transportiert werden!

 

Hier die Darstellung der EE-Produktion in Deutschland. Die dunkelblauen Schatten sind die Produktion aus Pumpspeicherkraftwerken. Hier zeigt sich auch einmal mehr die sehr hohe Volatilität. Gerade beim Wind wechseln sich Produktionsmengen zwischen 0,1 und 35 GW ab.

 

Hier eine andere Darstellung mit dem Strompreis ergänzt. Am 24.01.17 wurde seit 5 Jahren (!) der höchste Strompreis pro MWh erreicht.