Quelle: www.insuedthueringen.de

Der Digitalfunk der Sicherheitsbehörden würde bei einem größeren Stromausfall derzeit wohl schnell zusammenbrechen. Pläne, eine Notversorgung für 72 Stunden sicherzustellen, reichen dem obersten deutschen Feuerwehrmann nicht.

Im Thüringer Innenministerium war die Freude unlängst groß: Der Weg sei nun frei, dass auch bei den Feuerwehren und Rettungsdiensten im Freistaat nun zeitnah digitale Funktechnik eingesetzt werden wird. Das dazu notwendige Vergabeverfahren sei nun abgeschlossen worden, teilte das Ministerium mit. Dass nun ein Ende dieser Situation abzusehen ist, ändert allerdings nichts daran, dass der Digitalfunk der deutschen Sicherheitsbehörden nach wie vor ein Problem mit möglichen längeren Stromausfällen hat. Und das wohl auch weiterhin haben wird. Durch die Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage aus der Linke-Bundestagsfraktion war vor wenigen Wochen öffentlich geworden, dass die etwa 4500 sogenannten Basisstationen des Digitalfunknetzes – im Prinzip: die einzelnen Antennenmasten – einen solchen Blackout nur für zwei Stunden überbrücken können. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe fordert dagegen, dass eine solche Notversorgung für mindestens 72 Stunden gesichert sein müsse.

Wie lange es alleine dauern wird, in der Notversorgung der Basisstationen von derzeit zwei auf 72 Stunden – also drei Tage – zu kommen, dazu macht ein Sprecher der für den Digitalfunk verantwortlichen Bundesanstalt keine genauen Angaben.

Der oberste deutsche Feuerwehrmann allerdings bezweifelt ohnehin, dass eine Orientierung an der Drei-Tage-Marke sinnvoll ist. „Auch die 72 Stunden bringen uns nicht weiter“, sagt der Präsidenten des Deutschen Feuerwehrverbandes, Hartmut Ziebs. Denn wenn es wirklich zu einem großen Stromausfall komme, dann sei die Wahrscheinlichkeit hoch, dass der Wochen dauern werde. In einem solchen Fall sei sogar die Versorgung mit Notstrom über kraftstoffbetriebe Aggregate ein Problem. Auch Tankstellen, sagt Ziebs, arbeiteten mit Strom, um Benzin oder Diesel aus einem unterirdischen Lager zur Zapfsäule zu bringen. „Wenn also der Strom ausfällt, kriegen sie auch keinen Sprit mehr aus der Tankstelle.“

Alles was also im Moment bleibt, ist die Hoffnung, dass der ganze große Stromausfall erst mal nicht kommt – und die kritische Selbstreflektion darüber, wie sehr wir inzwischen in allen Lebensbereichen auf Strom und Digitales angewiesen sind.

Kommentar

Zwei Stunden ist so gut wie gar nichts. Was das bedeutet, muss wohl nicht näher ausgeführt werden. Die Annahme, dass ein Blackout Wochen dauern könnte, ist wohl etwas übertrieben, wenngleich nicht unmöglich. Wenn die Stromversorgung aber nicht binnen weniger Tage wieder hergestellt werden kann, dann haben wir ganz andere Probleme, als den Digitalfunk, denn der wird dann auch nicht mehr wirklich zur Problemlösung beitragen. Ja, wir sind sehr abhängig und leben in einer sehr hohen Scheinsicherheit … hoffen wir, dass diese noch möglichst lange anhalten möge.