Letzte Aktualisierung am 23. Oktober 2015.

Quelle: www.golem.de

Smarte Städte könnten zum Ziel von Hackerangriffen werden. Durch die zunehmende Vernetzung potenzieren sich die Sicherheitslücken, wie eine Studie zeigt.

Mit ihren internetfähigen Sensoren, die von der Ampelschaltung bis zum Wassermanagement alles regulieren, könnten solche intelligenten Städte zum Ziel von Hackerangriffen werden.

Cerrudo gelang es, mit einem Transmitter von der Größe eines USB-Sticks die Zugangspunkte anzuzapfen. Das Problem ist, dass die Netze häufig nicht oder nur unzureichend verschlüsselt sind. Hacker könnten in das System eindringen und die Verkehrsdaten so manipulieren, dass es zu Staus oder Unfällen kommt.

Cerrudo wandte sich in einem Brief an das Department of Homeland Security und machte auf das Problem aufmerksam. Geändert hat sich wenig. Die Ergebnisse seiner Feldstudien hat er in seinem Bericht An Emerging US (and World) Threat: Cities Wide Open to Cyber Attacks (PDF) zusammengetragen.

Die Gefahr eines Hackerangriffs mag abstrakt erscheinen, doch die Cyberattacke auf den französischen Fernsehsender TV5 gibt eine leise Vorahnung dessen, wie ein Angriff aussehen könnte. Schwarze Bildschirme, gelb blinkende Ampeln, Stromausfall – das Chaos wäre programmiert.

„Die gegenwärtige Angriffsfläche ist groß und weit offen für Attacken“, schreibt Cerrudo in seinem Bericht. „Das ist eine reale und unmittelbare Gefahr. Je mehr Technologie eine Stadt nutzt, desto verwundbarer wird sie für Cyberattacken.

Gibt es einen Notfallplan?

Derartige Angriffe sind in vielen Bereichen sehr einfach möglich und grundsätzlich nie vollständig auszuschließen. Auffällig ist jedoch, dass sie verhältnismäßig selten stattfinden, wenn man bedenkt, wie leicht sie teilweise realisierbar sind. [Vergleiche Truthahn-Illusion]

Angenommen, es kommt zu einem Totalabsturz, kann kein Bürger mehr sein Büro oder Haus betreten. Es wäre der digitale GAU. Cyberexperte Cerrudo empfiehlt, dass smarte Städte ihre öffentlichen Netzwerke besser sichern und kontinuierlich Penetrationstest wie bei Unternehmen durchführen sollten. Sonst droht der intelligenten Stadt irgendwann der Blackout.

Kommentar

Durch Vernetzung steigt die Komplexität und Verwundbarkeit von Systemen. Es ist daher ein neues Systemdesign erforderlich, um mit dem Auswirkungen besser umgehen zu können, was derzeit kaum zu beobachent ist. Zum anderen adressieren alle Bemühungen nur den Aspekt Angriffe bzw. Abwehren. Wir brauchen aber genauso einen Plan B – was tun wir als Gesellschaft, wenn alles nicht mehr ausgereicht hat und Systeme ausfallen? Wir vergessen allzugerne, dass es nicht um die Technik geht, sondern um uns Menschen, die massiv von dieser abhängig sind und dass ein größerer Infrastrukturausfall unsere heutige massiv stromabhänige Gesellschaft binnen weniger Tage in das totale Chaos stürzen würde. Mehr bedeutet nicht immer besser. In lebensfähiges Systemdesign muss folgende wesentliche Parameter berücksichtigen: Energiebedarfssenkung – Dezentralität – Fehlerfreundlichkeit. Und die Reduktion der Verwundbarkeit – des Gesamtsystems – und nicht nur einzelner Komponenten/Systemteile!!! (siehe auch Hybride Bedrohungspotenziale im Lichte der Vernetzung und Systemischen Denkens)