Letzte Aktualisierung am 29. Oktober 2015.
Quelle: www.derwesten.de
Der Ernstfall naht – und da kann es kühl und düster werden in Belgien. In Belgien wird dieses Szenario befürchtet, weil nur die Hälfte der vorhandenen Atommeiler am Netz ist.
Jüngst haben sie in Belgien die „délestage“ geprobt – Strom sparen durch abschalten. 140.000 Bürger wurden per SMS aufgefordert, am späten Nachmittag – Verbrauchsspitze – auf den Gebrauch von Wasch- und Spülmaschinen, Wäschetrocknern und Bügeleisen zu verzichten. Wer mit Strom heizt, sollte die Raumtemperatur um ein Grad senken. Zweck der Übung: herauszufinden, ob die Belgier bereit sind, durch Selbstbeschränkung mit Engpässen fertig zu werden.
Dass solche drohen, hat mit dem Zustand des Atomparks zu tun, die 60% des Bedarfs abdecken. Und drei stehen derzeit still. Zwei (Tihange 2, Doel 3) wurden wegen Haarrissen in der Ummantelung schon vor längerer Zeit heruntergefahren. Den dritten und mit 1039 Megawatt leistungsstärksten (Doel 4) hat der Ausfall einer Dampfturbine lahmgelegt, die offenbar per Sabotage schwer ramponiert wurde. Zusammen machen die drei Blöcke 51,5 Prozent der gesamten Kernkraft aus und decken damit fast 30 Prozent des nationalen Strombedarfs ab.
Ein Ausgleich der eigenen Ausfälle durch Import-Strom ist nur begrenzt möglich. Die Kapazitäten sind bereits zu 82 Prozent ausgeschöpft.
Dank des milden Wetters sind die Belgier bislang glimpflich davon gekommen.
Als kritische Periode gilt die zweite Dezember-Hälfte.
Kommentar
Hier handelt es sich eher um ein Thema der Energielenkung. Eine Strommangellage ist bereits vorher absehbar und man kann durch gezielte Aufrufe und Maßnahmen (regionale Abschaltungen) dagegensteuern. Die Situation sollte grundsätzlich beherrschbar bleiben, sollte es nicht zu einer Verkettung mit sonstigen Ereignissen kommen. Zu Bedenken gilt, dass wie bei der Ausgangslage der Schweizer Sicherheitsverbundsübung 2014 angenommen wurde, eine Strommangellage zu verstärkten Instabilitäten im Stromversorgungssystem führen und daher ein Blackout leichter ausgelöst werden kann. Wie sich bei der letzten europäischen Großstörung 2006 gezeigt hat, dauert es dann nur wenige Sekunden, bis weite Teile Europas dunkel sind.
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