Am 04. September fand in Zusammenarbeit mit dem Bundeskanzleramt der Workshop ‚Mein Unternehmen auf ein Strom-Blackout vorbereiten‘ statt. Wir werden Sie im nächsten Newsletter über die wesentlichen Erkenntnisse informieren. Gleichzeitig dürfen wir Sie auf die nächste Veranstaltung des Resilienz Netzwerk Österreich „WORKSHOP ‘PLÖTZLICH OFFLINE?’“ am 06. November 2014 in Fürstenfeld/Steiermark hinweisen. Damit wird ein weiteres mögliches strategisches Schockereignis adressiert.

Wir haben nun die angekündigte Murphy-Liste begonnen. In dieser Rubrik werden anonymisierte Vorfälle gesammelt, die eigentlich nicht passieren hätten dürfen. Mit ihrer Sammlung und Veröffentlichung sollen andere vor ähnlichen Fehlern bewahrt werden. Vielleicht können auch Sie einen Beitrag beisteuern.

Hintergrundinformationen
Die International Nuclear Risk Assessment Group (INRAG) hat Ende September in Wien getagt und ist zum Schluss gekommen, eine Arbeitsgruppe zum Thema „Blackout und Sicherheit in Atomkraftwerken“ einzurichten. Eine Erstanalyse des Instituts für Sicherheits- und Risikowissenschaften der BOKU Wien ergab, dass – wie in Marc Elsberg’s Thriller „Blackout – Morgen ist es zu spät“ – die Gefahr von Störfällen in Atomkraftwerken bei einem Blackout signifikant ansteigt. Ein solcher Zwischenfall in Mitteleuropa könnte verheerende Folgen haben.

Die belgische Regierung hat für den kommenden Winter einen Notfallplanbeschlossen, der die stundenweise Stromabschaltung in mehreren Regionen Belgiens vorsieht, sollte eine Strommangellage eintreten. Hintergrund für diese Maßnahme ist die Abschaltung von zwei belgischen Atomkraftwerken aufgrund erheblicher Sicherheitsbedenken. Interessant dabei ist, dass weitere 22 europäische Atomkraftwerke mit demselben Sicherheitsproblem am Netz bleiben.

In diesem Zusammenhang ist auch das Szenario der Schweizer Sicherheitsverbundsübung 2014  besonders interessant. Die Übungsannahme lautet: „Ab Mitte September 2014 ist der Strom in Westeuropa wegen eines Cyber-Angriffes nur noch teilweise verfügbar. Bis ins kommende Jahr muss die Schweiz mit einem reduzierten Stromangebot zurechtkommen. Dies führt zu einer nationalen Notlage. Das Stromangebot ist zu Beginn zufällig, nicht gesteuert und variiert sowohl zeitlich als auch geographisch. Später, am 20. Oktober, tritt die Verordnung über die Elektrizitätsbewirtschaftung (VEB) in Kraft. Systeme werden jedoch überbeansprucht, woraufhin Ende Oktober der Strom während 48 Stunden komplett ausfällt.“  Eine Strommangellage führt in einer Kettenreaktion zum Blackout. Wie in einem schlechten Film passt eine weitere Meldung dazu: Russian Hackers Threaten Power Companies – A Russian group of hackers known as ‚Energetic Bear‘ is attacking energy companies in the U.S. and Europe and may be capable of disrupting power supplies, cybersecurity researchers said. The attackers are  targeting grid operators, petroleum pipeline operators, electricity generation firms and other ’strategically important‘ energy companies, it said.“  In Anbetracht der aktuellen politischen Lage erhält diese Meldung zusätzliche Brisanz.

Der österreichische Regulator schätzt die Lage so ein, dass Österreich auch ohne russisches Gas mehrere Monate durchkommen würde (E-Control-Vorstand Walter Boltz in der Presse). Interessant dazu ist die imMonitoringbericht 2012 des deutschen Regulators geschilderte Situation im Jahr 2012 (Seite 41): „Im Februar 2012 traten während einer Kältewelle zwei potenziell kritische Rahmenbedingungen gleichzeitig auf. Zum einen konnten aufgrund von Engpässen im Gasnetz nicht alle deutschen Gaskraftwerke ausreichend mit Gas versorgt werden, zum anderen trat zeitweise eine erhebliche Unterspeisung der Bilanzkreise auf. Die Unterspeisung der Bilanzkreise führte in einigen Stunden zur vollständigen Ausschöpfung der Regelenergiereserven und überschritt sogar zeitweilig die vorgehaltene Kapazität deutlich. Der Ausfall eines weiteren größeren Kraftwerks hätte in dieser Situation nur schwer kompensiert werden können. Aufgrund der insbesondere im Süden Deutschlands ausgefallenen Gaskraftwerke, sowie einer hohen Netzlast und erheblichen Exporten nach Frankreich, Österreich und in die Schweiz, war das Netz hoch ausgelastet, was die sog. (n-1)-Sicherheit in wenigen Stunden gefährdete.“ Diese Schwachstelle wird hoffentlich behoben sein. Ob Europa aber eine mehrwöchige Gaslieferunterbrechung wirklich unbeschadet überstehen würde, sollte kritisch hinterfragt werden. Zum Thema Gasversorgung gibt es übrigens im November auch ein Informationsgespräch des RNÖ.

Aktuelle Meldungen

Situation im europäischen Stromversorgungssystem
Die angeführten Beispiele stammen rein aus öffentlich verfügbaren Quellen. Sie zeigen die aktuellen Herausforderungen auf und sollten uns an die Truthahn-Illusion erinnern.