Wir möchten Ihnen aufgrund der aktuellen Ereignisse im Süden Österreichs bzw. in Slowenien einige Hintergrundinformationen und eine Zusammenfassung zum Thema „Blackout eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung“ zur Verfügung stellen (auch auf www.heise.de).
Ein Stromausfall kann unterschiedliche Ursachen haben. Etwa durch Naturereignisse, menschliches oder technisches Versagen, Ausfall der Primärenergie, systemische oder organisatorische Mängel, kriminelle Handlungen, gezielte Anschläge (siehe aktuelle Meldung aus den USA) bis hin durch Cyber-Angriffe.
Besonders schwerwiegend wirkt sich dieser aus, wenn dabei auch wie im aktuellen Fall die Infrastruktur beschädigt wird. So wird befürchtet, dass die Reparaturen in Slowenien teilweise Monate dauern könnten. Hierbei muss aber auch betont werden, dass derzeit nur Leitungen betroffen sind und für derartige Fälle umfangreiche Vorkehrungen und Vorbereitungen getroffen wurden.
Daher muss hier einmal mehr davor gewarnt werden, derartige regionale Ereignisse einfach linear hoch zu skalieren und daraus Annahmen für eine europäischen Großstörung („Blackout“) abzuleiten. Auch wenn die aktuellen Ereignisse für die Betroffenen schon ausreichend dramatisch sind, sind diese Ausfälle nicht mit einer europäischen Großstörung im Übertragungsnetz vergleichbar. Es ist ein wesentlicher Unterschied, ob nur, wie derzeit, das Verteilnetz (Kundenanbindung) betroffen ist, oder auch das Übertragungsnetz (Backbone). Darüber hinaus gibt es auch wesentliche Unterschiede in den Auswirkungen, ob ein Ausfall „nur“ im ländlichen oder auch im urbanen Raum passiert.
Was der aktuelle Hilfseinsatz in Slowenien auch zeigt ist, dass wenn der Stromausfall regional begrenzt bleibt, eine Zufuhr von Hilfe von außen relativ einfach möglich ist. Man muss sich dabei aber Bewusst sein, dass zu Beginn des internationalen Hilfseinsatzes noch etwas mehr als 100.000 Menschen ohne Strom waren. Bei einer europäischen Großstörung sind möglicherweise mehrere hundert Millionen Menschen betroffen. Die Zuführung von Hilfe von außen ist kaum möglich, wenn, dann nur sehr punktuell. Daher sind eine gesamtgesellschaftliche Vorbereitung und resilienzsteigernde Maßnahmen unverzichtbar, um ein solches realistisches Szenario bewältigen zu können. Dabei reicht es nicht, wenn sich nur einzelne Akteure oder Organisationen mit diesem Thema auseinandersetzen. Das ist eine gesamtgesellschaftliche Herausforderung.
Der aktuelle Hilfseinsatz österreichischer Feuerwehren ist wohl auch dadurch möglich, da hier schon seit längerem Vorbereitungen auf das Szenario „Blackout“ laufen und somit auch entsprechende Ressourcen verfügbar sind.
Für die Initiativen (siehe Newsletter #3) haben sich mittlerweile rund 70 MitmacherInnen gemeldet. Das ist sehr erfreulich. Besonders freut uns, dass es auch einen Link nach Berlin zum Projekt www.kat-leuchtturm.de gibt, bzw. das Bezirksamt Steglitz-Zehlendorf bei uns mitmachen wird.
In diesem Zusammenhang darf auch auf dort bereits verfügbare Publikationen verwiesen werden:
Zum Beispiel:
- Hilfebedarf und Hilfebereitschaft bei anhaltendem Stromausfall. Ergebnisse einer Bürgerbefragung in drei Berliner Bezirken. Hochschule für Wirtschaft und Recht Berlin.
- Pflegeeinrichtungen bei einem lang anhaltenden Stromausfall – Status quo der eigenen Vorsorge.
- Welche Möglichkeiten bietet der Einsatz von sozialen Medien im Krisen- und Katastrophenmanagement für die Behörden und die Bevölkerung?
Dass das Thema „Blackout“ sehr aktuell ist, zeigen auch andere Berichte aus unterschiedlichen Bereichen. Wir verfolgen die Entwicklungen auf unserer Website/Blog ( Link) und stellen auch entsprechende Analysen dazu bereit.
Das Thema ist auch aus anderen Blickwinkeln sehr aktuell. Wie die Studie der Allianz Versicherung zu den Top-Unternehmensrisiken 2014 zeigt (Link), gehören Betriebsunterbrechungen und deren Auswirkungen auf die Lieferkette zu den bedrohlichsten Risiken aus Sicht der Unternehmen. Dabei scheinen Stromausfälle kaum in der Risikowahrnehmung auf. Was wohl an der Orientierung an vergangenen Ereignissen liegen dürfte. Möglicherweise ein gefährlicher Trugschluss. Zusätzlich werden in der Studie die steigende Gefahr von Systemischen Krisen und Strategischen Schocks adressiert.
Wir haben in letzter Zeit auch einige Zuschriften erhalten, die unsere Initiative bestärken. Dabei wurden auch zahlreiche persönliche Erfahrungen aus dem betrieblichen und organisatorischen Umfeld genannt, die sich unter anderem mit den Ausführungen des deutschen Sicherheits-Beraters decken: “ Eines steht fest: Es fehlt an systematischen Analysen von Ereignisketten und Nebenwirkungen. Es fehlt an Systemanalyse und „Zu-Ende-Denken“.“
Grund genug, sich mit dem Thema „Blackout“ und resilienzsteigernden Maßnahmen auseinanderzusetzen.
Wissen alleine reicht nicht – handeln ist gefragt!