Quelle: www.handelszeitung.ch
Die SBB schalten künftig im Winter die Wagenheizungen kurz aus – um Stromausfälle zu verhindern. Bis 2023 rüstet sie sämtliche Bahnwagen um.
Wenn schweizweit viele Züge gleichzeitig auf ein hohes Tempo beschleunigen, frisst das eine enorme Stromleistung – besonders im Winter, wenn zusätzlich die Wagen und Weichen geheizt werden.
Beziehen sämtliche Züge durchschnittlich eine Leistung von 300 bis 400 Megawatt, sind es zu Spitzenzeiten über 700 Megawatt. Stellt man den Strom­bedarf in einer Verlaufskurve dar, gibt das extreme Ausschläge. «Diese Spitzen treten zwar nur alle paar Monate auf, wir müssen aber immer so viel Leistung bereit haben, wie potenziell benötigt wird. Ansonsten droht ein Blackout», sagt Markus Halder, Leiter Lastmanagement bei den SBB.
Die Stromversorgung wird künftig aber schwieriger. Weil mehr und mehr Züge fahren und diese immer stärker beschleunigen können, brauchen die SBB zusätzlichen Saft. Bis 2030 rechnet die Bahn, dass die Züge zu Spitzenzeiten bis zu 40 Prozent mehr Stromleistungbeanspruchen. Die SBB müssten entweder in neue Kraftwerke investieren oder zumindest in neue Frequenzumformer.
Diese sind nötig, um Strom einzukaufen und vom öffentlichen Stromnetz in das eigene SBB-Netz einzuspeisen. Doch solche ­Investitionen verschlingen schnell einmal hohe zweistellige Millionenbeträge. ­Billiger lässt sich das Problem dank der Digitalisierung lösen. Genauer mittels Big Data und des Internets der Dinge. Bis 2023 rüsten die SBB mehr als 3000 Bahnwagen so aus, dass eine Software die ­Heizung in den Bahnwagen steuern und automatisch aus­schal­­ten kann. Bereits bis zum Winter 2019 werden so die Weichenheizungen digitalisiert.
Der Clou: Zusammen mit dem Softwarehersteller SAP haben die SBB ein Programm zum Lastmanagement entwickelt, das hohe Datenvolumen in Echtzeit verarbeitet und Stromverbraucher ausschaltet, sobald ein Schwellenwert überschritten wird. «Die Softwareerkennt, wann eine Stromspitze auftaucht, gibt ein Signal an die Weichen oder in die Züge und schaltet in diesem Moment die Heizungen kurz aus», erklärt Halder. Dadurch sinkt der Strombedarf, die kritische Limite wird nicht überschritten, ein mög­licher Stromausfallabgewendet.

Kommentar

An was man alles denken muss. Auf der anderen Seite durchaus auch ein positives Beispiel dafür, wo man mit neuen Möglichkeiten die Entwicklungen positiv beeinflussen kann, gleichwohl auch da gewisse Unsicherheiten bestehen bleiben oder entstehen, da ja diese Vernetzung auch zusätzliche Angriffsflächen schafft. Eine hundertprozentige Sicherheit gibt es eben nicht. Daher muss auch mit Ausfällen und Problemen gerechnet werden und eine entsprechende Vorbereitung darauf erfolgen. Denn diese Lösungen tragen zwar zur Ausfallsicherheit bei, aber gleichzeitig nimmt damit auch unsere Achtsamkeit für Zwischenfälle ab, weil eh immer alles funktioniert. Wenn dann doch einmal nicht, dann kann es ziemlich rasch sehr unangenehm werden.