Quelle: Österreichisches Gemeindemagazin public
Mit jedem Jahr steigt die Gefahr eines großflächigen, länger andauernden Stromausfalles, doch das Bewusstsein der Bevölkerung gegenüber einem Blackout hält damit nicht Stand. Die Gemeinden tragen im Katastrophenfall viel Verantwortung. Und es gibt viel zu tun.
„Derzeit sind die Gemeinden überhaupt nicht auf solch ein weitreichendes Szenario vorbereitet, was die Katastrophe nochmals verschärfen wird“, sagt Herbert Saurugg. Saurugg ist ehemaliger Berufsoffizier und Experte für die Vorbereitung auf den Ausfall lebenswichtiger Infrastrukturen und seine Analyse ist ernüchternd.
Vor dem Hintergrund pocht Experte Saurugg darauf, dass sich die Kommunen mehr mit dem Thema auseinandersetzen und am entsprechenden Bewusstsein wie an der dazu erforderlichen Risikokommunikation arbeiten. „Die kommunale Ebene, dort, wo sich die Menschen persönlich kennen und einander vertrauen, wäre hier besonders gefragt“, weiß er und sagt: „Der erste Schritt beginnt mit der Akzeptanz, dass so etwas möglich, ja eigentlich sogar sehr realistisch ist. Um sich den tatsächlichen internen und externen Herausforderungen und Risiken, aber auch Chancen zu nähern, ist sehr viel Kommunikationsarbeit erforderlich. Die Menschen vor Ort wissen am besten, wo die kritischen Bereiche liegen und welche Vorkehrungen oder auch Improvisationsmaßnahmen wirken könnten.“
„Derzeit sind die Gemeinden überhaupt nicht auf ein solch weitreichendes Szenario vorbereitet, was die Katastrophe nochmals verschärfen und wohl auch zu einem massiven Vertrauensverlust führen wird. Die wesentliche Basis, damit überhaupt organisatorische Maßnahmen greifen können, ist, dass die Bevölkerung zumindest ein bis zwei Wochen autark ohne externe Lebensmittelversorgung über die Runden kommen kann. Diese Basis fehlt derzeit überall, auch bei den Einsatzorganisationen. Das kann rasch durch eine entsprechende Kommunikation verbessert werden. Natürlich mit einer gewissen Sorgfalt, um nicht eine Verunsicherung zu erzeugen. Dennoch muss das Thema klar angesprochen werden, da spätestens beim Ereigniseintritt der Bumerang noch viel heftiger zurückkommt. Es gibt viele Gemeinden, wo es schon Vorträge von den Zivilschutzverbänden gab. Aber das Thema muss viel umfassender betrachtet und bearbeitet werden, damit die Wirkung auch eintreten kann. Information ist aber ein wichtiger Bestandteil. Daher ist es umso wichtiger, gerade diese positiven Beispiele zu kommunizieren, damit andere hoffentlich nachfolgen. Das Meiste tut sich aus meiner Wahrnehmung bisher in der Stadt Feldbach, wo ich auch aktiv eingebunden bin. Bei der Erhöhung der infrastrukturellen Robustheit sind besonders Stubenberg und Weiz zu nennen, in Amstetten, Kaltenleutgeben oder Kremsmünster wurde auch schon einiges gemacht. Sicher auch noch in anderen Gemeinden. Ich bin gerade dabei, eine Crowdmap aufzusetzen, um diese sichtbar zu machen. Besonders wichtig wäre aber die aktive Einbindung der Bevölkerung, etwa um Selbsthilfe-Basen vorzubereiten.“
„Es ist viel häufiger Glück im Spiel, als wir es wahrnehmen oder erwarten würden“, kommentierte Herbert Saurugg, Experte für die Vorbereitung auf den Ausfall lebenswichtiger Infrastrukturen, damals.
Wie angebracht derartiger Respekt ist, hatte nicht zuletzt das Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS nach einer umfassenden nationalen Risikoanalyse „Katastrophen und Notlagen Schweiz“ im Risikobericht 2015 festgehalten. Als größte Risiken für die Schweiz werden darin die Gefährdungen „Langanhaltende Strommangellage“ und Pandemie identifiziert. Die Hitliste der größten Gefahren führt 10 Risiken an und der Risikobericht selbst dient als Grundlage für die Weiterentwicklung des Katastrophenschutzes als Bestandteil der gesamten Sicherheitspolitik in der Schweiz. Als größtes Risiko wurde in dem Bericht eine Stromunterversorgung von 30 Prozent während mehrerer Wintermonate identifiziert. Ein derartiges Szenario würde „zu großen Personenschäden“ und „zu immensen ökonomischen und immateriellen Schäden für die Wirtschaft und die Gesellschaft“ führen – mit einem Schaden von über hundert Milliarden Franken. Allein bei Betrachtung dieses Teilaspektes werden die Dimensionen gigantisch. Und was brachte nun die alarmierende Risikotabelle oder der Thementag? „Dass man nicht mehr völlig unvorbereitet und unwissend ist, sprich, man kann erahnen, was auf einen zukommt. Das erweitert den Handlungsspielraum, auch wenn man sonst keine Vorbereitungen getroffen hat“, so Herbert Saurugg. Immerhin.
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