Quelle: www.pressebox.de
In einem bislang einzigartigen Versuch ist in der Landeshauptstadt Mecklenburg-Vorpommerns der Wiederaufbau des abgeschalteten Stromnetzes mit Unterstützung durch ein Batteriekraftwerk in Kombination mit einer Gasturbinen-Anlage in Schwerin-Süd erfolgreich getestet worden.
Dazu wurde zunächst eine Netzinsel zwischen der Gasturbinen-Anlage der Stadtwerke Schwerin, drei Umspannwerken der WEMAG Netz GmbH und dem vom Berliner Speicherpionier Younicos entwickelten schwarzstartfähigen WEMAG-Batteriekraftwerk in Schwerin-Lankow geschaffen. Während des mehrstündigen Versuchs waren keine Verbraucher mit diesem abgeschlossenen Stromnetz verbunden. Diese wurden über andere Leitungen versorgt. Nach dem Aufbau der Netzinsel wurde mit Hilfe des Batteriespeichers die abgeschaltete Gasturbinen-Anlage erfolgreich wieder in Betrieb genommen.
„Der WEMAG-Batteriespeicher hat bewiesen, dass er für den Wiederaufbau des Stromnetzes nach Großstörungen oder einem Blackout sorgen kann. Bislang wird hierfür rein konventionelle Kraftwerkstechnik verwendet“, sagt Caspar Baumgart, Vorstand der WEMAG.
„Der Test beweist eindrucksvoll die zentrale Bedeutung von netzbildenden Batteriekraftwerken für das Energiesystem der Zukunft“, ergänzt Stephen L. Prince, CEO von Younicos. “Und er zeigt wie reibungslos unsere intelligente Software im Ernstfall den Versorgungsaufbau steuert“.
Im Falle einer Großstörung bis hin zum vollständigen Ausfall des Übertragungsnetzes müssen die Betreiber von Erzeugungseinheiten und Stromnetzen zusammen die Wiederherstellung der Stromversorgung in den von ihnen betriebenen Netzen koordinieren. Bei einem mehrtägigen Blackout wären in Mecklenburg-Vorpommern erhebliche Schäden an der gesamten Infrastruktur und Probleme bei der Grundversorgung der Bevölkerung zu erwarten.
„System- und Versorgungssicherheit in unserem Land haben oberste Priorität. Der großflächige Totalausfall des Stromnetzes ist deshalb sehr unwahrscheinlich – für den Fall der Fälle wollen wir im Land aber gewappnet sein und sind deshalb dankbar, dass wir mit dem Batteriespeicher eine neue Chance eröffnen können, im schlimmsten Fall das Stromnetz Stück für Stück wieder hochzufahren. Das Risiko der Schäden durch Blackouts kann durch die innovativen Schwarzstart- und Netzwiederaufbaumethoden deutlich verringert werden. Der WEMAG-Batteriespeicher leistet durch seine Schwarzstartfähigkeit einen erheblichen Beitrag dazu. Weitere Tests mit verschiedenen Konfigurationen und unter Einbeziehung der Erneuerbaren Energien können nun folgen“, sagt Christian Pegel, Minister für Energie, Infrastruktur und Digitalisierung in Mecklenburg-Vorpommern.
Die Systemdienstleistung „Versorgungswiederaufbau“ wird nicht nur von Netzbetreibern, sondern auch von der Industrie benötigt, um einen langandauernden kostenintensiven Produktionsausfall zu vermeiden.
„Das von uns entwickelte Szenario, dass es möglich ist, mit dem Batteriekraftwerk eine Gasturbine anzufahren und das Inselnetz zu synchronisieren, hat sich vollends bestätigt“, freute sich Manfred Krüger, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität Rostock.
Nach dem erfolgreichen Abschluss von Phase 1 soll das Projekt, das unter dem Titel „Kickstarter“ zur Marktreife gebracht werden soll, im nächsten Jahr fortgesetzt werden. Dann ist geplant, das Stromnetz mit Hilfe des schwarzstartfähigen Batteriekraftwerks unter Einbeziehung von Erneuerbare-Energien-Anlagen aufzubauen. Zudem soll die autarke Versorgung der aufgebauten Netzinsel über einen längeren Zeitraum bis zur Synchronisation mit dem Verbundnetz praktisch getestet werden. Das innovative Schwarzstartkonzept wird von der Förderinitiative „Zukunftsfähige Stromnetze“ des Bundeswirtschaftsministeriums gefördert.
Kommentar
Ein weiteres positives Beispiel für einen notversorgungsfähigen Energiezellenansatz! Wir müssen die Dinge gemeinsam denken („vernetztes Denken„) und Synergiepotentiale nutzen. Von diesem ersten erfolgreichen Test zu einer großflächigen Umsetzung sind natürlich noch viele Schritte erforderlich, die wir nicht vergessen sollten. Vor allem, da es aktuell nicht am Wissen oder an technischen Lösungen fehlt, sondern an der praktischen Umsetzung! Im Fall eines wirklichen Blackouts wird die Systemdienstleistung „Versorgungswiederaufbau“ wohl nicht für die Industrie Priorität haben. Vielmehr geht es um die Versorgung der Bevölkerung mit lebenswichtigen Gütern! Was natürlich Teile der Industrie erforderlich macht, also sowohl-als-auch. Aber mit anderen Prioritäten! Spannend ist auch, dass das Projekt durch Crowdfunding vorangetrieben werden soll, was durchaus unserem Ansatz „bottom-up“ entspricht und zum Konzept der Energiezellen passt.
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