Letzte Aktualisierung am 23. Oktober 2015.
Quelle: Der Standard
Walter Boltz, Vorstand der E-Control warnt: Vor einem breiten Cyber-Angriff wären österreichische Stromnetze nicht sicher.
Ein verirrter Steuerbefehl eines deutschen Gasversorgers hatte die heimischen Steuerungsrechner überlastet und zur Abschaltung der Messpunkte geführt (Kritischer Vorfall in österreichischen Energienetzen enthüllt). Dass es sich nicht um einen Angriff handelte, war aber mehrere Stunden lang unklar. Für die österreichischen Stromversorger sei das ein Weckruf gewesen, sagt Boltz. Der Vorfall habe gezeigt, dass die stärkere europäische Vernetzung auch europäische Sicherheitskonzepte verlange. Beim Know-how gebe es in Europa jedoch einen Nachholbedarf. Würde etwa der US-Geheimdienst NSA Stromnetze angreifen, wären diese nicht ohne weiteres zu schützen.
Das Risiko, dass es in Zukunft zu gezielten Attacken auf das Stromnetz kommt, hält Boltz für sehr groß. Damit müsse man rechnen. Im schlimmsten Fall könne es zu einem Ausfall, einem totalen Blackout, kommen. Als Konsequenz aus dem Vorfall wird nun die Einführung eines eigenen Energie-Certs angedacht, das in solchen Fällen die Aktionen der Stromnetzbetreiber koordiniert.
Kommentar
Die Gefahr geht wohl weniger von der NSA aus, als vielmehr von der generellen Verwundbarkeit, die mit der zunehmenden Vernetzung (Stichwort: Smart …) massiv ansteigt. In der IT gibt es, wie generell, keine hundertprozentige Sicherheit. Ganz im Gegenteil, durch die IT Vernetzung steigen die systemischen Risiken in den vernetzten Systemen. Ein Energie-CERT ist zwar sehr wichtig, adressiert aber nur die Verhinderung von Vorfällen. Wir müssen uns als Gesellschaft aber auch auf die Möglichkeit vorbereiten, dass es wie beim Terrorismus zu einem Anschlag kommt bzw. dass es tatsächlich zu Ausfällen der Infrastruktur, bis hin zu weitreichenden Blackouts, kommt. Nur wenn es uns als Gesellschaft gelingt, unsere gesamtgesellschaftliche Resilienz zu erhöhen, werden wir auch mit der steigenden Gefahr von strategischen Schocks sinnvoll umgehen können.