28. Jul 2017
Unser Mitstreiter Walter Schiefer hat in der Oststeiermark in der Gemeinde Stubenberg ein notversorgungsfähiges Energiezellenkonzept umgesetzt und gemeinsam mit der Gemeinde zur Stärkung der regionalen Robustheit beigetragen. Seine Erkenntnisse aus diesem und einem weiteren Projekt, dass gerade in Weiz läuft:
- Stubenberg wird eine der wenigen Gemeinden sein (wahrscheinlich wird es in Österreich einige weitere, kleine Netzbetreiber geben, welche die Möglichkeit haben, ein Insel Stromnetz aufzubauen), die bei einem Blackout ein Insel Stromnetz aufbauen. Das ist in Weiz nicht möglich.
- Stubenberg ist damit die erste Gemeinde, die einen umfassende Versorgungssicherheitsplan mit einem Insel Stromnetz hat.
- Weiz ist die erste Stadt, die einen umfassenden Versorgungssicherheitsplan hat und notversorgungsfähige (PV-)Energiezelle einsetzt.
- Das Konzept Weiz mit der notversorgungsfähigen (PV-)Energiezelle kann in jeder Gemeinde zum Einsatz kommen, egal ob Kraftwerke vorhanden sind oder nicht.
- Das Konzept Stubenberg kann überall dort eingesetzt werden, wo Kraftwerke vorhanden sind (es muss keine Vollversorgung aufgebaut werden) und der Netzbetreiber mitmacht!
Vorsorgemodell Stubenberg
Bereits vor 112 Jahren hat in Stubenberg die Elektrifizierung mit Kleinwasserkraftwerken begonnen. Heute kann mit den örtlichen Wasser-, Sonnen- und Biomassekraftwerken mehr Strom aus regenerativen Quellen erzeugt werden, als lokal verbraucht wird. Mit der Inbetriebnahme eines neuen Holzgaskraftwerkes, das gleichzeitig Strom und Wärme erzeugt, kann nun auch der Wärmeeigenbedarf lokal gedeckt werden.
Auf Initiative von Bürgermeister Alexander Allmer wurde von der Gemeinde das Vorsorgeprojekt „Klima- und Blackout Schutz mit Umweltstrom“ umgesetzt und gemeinsam mit der Feuerwehr, E-Werk Stubenberg und den Infrastrukturverantwortlichen für Wasser, Abwasser und Wärme ein Blackout-Vorsorgemodell erstellt.
Der hohe Anteil an Kleinkraftwerken macht Stubenberg nicht nur im Alltag selbstversorgungsfähig, sondern bietet auch die Möglichkeit, die Gemeinde bei einem Blackout versorgen zu können. Dazu wurde durch die Techniker des E-Werk Stubenberg ein Plan erstellt. Nun kann beim Ausfall des vorgelagerten 20-kV-Netzes ein Inselstromnetz (notversorgungsfähige Energiezelle) aufgebaut und die Funktion der Wasser-, Wärme-, und Abwasserentsorgung sichergestellt werden. Zusätzlich werden die Einsatzzentrale des Krisenstabes, das Feuerwehrhaus, die Rettungsdienststelle, die Arztpraxis, das Gemeindeamt sowie die Straßenbeleuchtung mit Strom versorgt.
Trotz dieser Vorsorge der Gemeinde können bei einer Netzstörung nicht alle Häuser im Gemeindegebiet mit Strom versorgt werden. Hier können aber „Blackout resistente Photovoltaikanlagen“, die über einen zusätzlichen Energiespeicher und ein intelligentes Energie Management System verfügen, Abhilfe schaffen.
Bei der Erarbeitung des Blackout-Schutzplans war besonders das Zusammenwirken der verschiedenen Akteure des Krisenstabes mit den Einsatzorganisationen Feuerwehr, Rettung, Polizei und Notarzt sowie den Infrastrukturbetreibern (Strom, Wasser, Abwasser und Wärme) wichtig und notwendig. Erst der gemeinsame Austausch („vernetztes Denken„) führte zum Erfolg. Das Engagement aller Beteiligten war sehr groß, sodass innerhalb von 4 Monaten der Blackout-Schutzplan Stubenberg fertiggestellt werden konnte. Stubenberg hat damit als eine der ersten Gemeinden in der Steiermark, ja sogar in Österreich, einen umfassenden Blackout Schutzplan umgesetzt und damit gezeigt, dass mit überschaubarem Aufwand die Robustheit einer Gemeinde deutlich erhöht werden kann.
Wir hoffen, das macht auch anderen Gemeinden Mut zum Nachahmen! Natürlich ist uns bewusst, dass nicht alle Gemeinden über derart hervorragende Voraussetzungen verfügen. Jedoch ist der Handlungsspielraum oft deutlich größer, als man auf den ersten Blick annehmen mag. Siehe herzu auch den Beitrag Die Robustheit meiner Gemeinde erhöhen.
Update 19.08.19: Schwarzstartfähigkeit von Stromerzeugern
Quelle: www.heise.de
Wie kommt der Strom nach einem Blackout zurück ins Netz?
Die meisten heute betriebenen Stromerzeuger benötigen für den Betrieb ein funktionierendes Netz und sind somit nicht schwarzstartfähig. Da muss sich etwas ändern.
Was kleine Kommunen für den Netzstart machen können
Im österreichischen Stubenberg, einer Gemeinde mit etwa 2.200 Einwohnern, hat man sich auf einen Blackout vorbereitet. Dabei wurden die vorhandene Technik, allen voran die Kleinwasserkraftwerke, so aufeinander abgestimmt, dass bei einem Blackout ein Funktionieren des Netzes auch ohne Anbindung an das übergeordnete Netz wieder aufgenommen werden kann. Die Gemeinde kam dabei die Tatsache zu Hilfe, dass bis vor wenigen Jahrzehnten jede Kleinwasserkraftanlage mit einem Synchrongenerator ausgestattet werden musste, um die Versorgung nach einem Netzausfall schnellstmöglich wieder aufnehmen zu können.
Die Wasser- und Biomassekraftwerke in Stubenberg produzieren seit Jahren deutlich mehr Strom, als in der Gemeinde gebraucht wird. Der Eigenerzeugungsanteil soll zusammen mit den PV-Anlagen mehr als 200 Prozent des Bedarfs innerhalb der Gemeinde betragen. Stubenberg ist die erste österreichische Gemeinde, die sich umfassend auf einen Blackout vorbereitet hat.Tritt künftig ein Netzausfall im übergeordneten Netz ein, kann die Gemeinde eine 20-kV-Insel aufbauen und somit neben der Stromversorgung auch die Wasser-, die Wärmeversorgung und die Abwasserentsorgung aufrechterhalten.
Trackbacks/Pingbacks