Letzte Aktualisierung am 09. Januar 2023.
Katastrophen und Notlagen Schweiz – Risikobericht 2020
Nationale Risikoanalyse von Katastrophen und Notlagen
Quelle: www.babs.admin.ch
Der Risikobericht 2020 zeigt die Resultate der Analysen auf, die bis 2020 erarbeitet wurden. Er enthält die Risikodiagramme, welche die Risiken der untersuchten Katastrophenereignisse und Notlagen zueinander in Beziehung stellen. Die Diagramme ermöglichen einen Vergleich des Risikos der Szenarien. In der Ausgabe 2020 wurden die bis 2015 erarbeiteten 33 Szenarien aktualisiert und um 11 neue erweitert.
Die nationale Schweizer Risikoanalyse 2020 stuft eine Strommangellage erneut als höchstes Risiko für die Schweiz ein. Dabei wird mit aggregierten Schäden von über 180 Milliarden Franken und einer hohen Eintrittswahrscheinlichkeit gerechnet. Zusätzlich werden regionale Teilausfälle erwartet und als katastrophal beschrieben: „Aufgrund physischer Schäden fällt im Sommer in mehreren dicht besiedelten Kantonen das Hochspannungsnetz aus. Als Folge sind 0,8 bis 1,5 Millionen Menschen zwei bis vier Tage lang ohne Strom. Es dauert Tage bis Wochen, bis sich die Situation normalisiert hat.“
Die Nationale Risikoanalyse 2020
Quelle: blog.alertswiss.ch
Zu welchen Katastrophen und Notlagen kann es in der Schweiz kommen? Mit welchen Schäden muss gerechnet werden? Und wie häufig treten solche Schadensereignisse ein? Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS untersucht diese Fragen periodisch im Rahmen der nationalen Risikoanalyse «Katastrophen und Notlagen Schweiz».
Ein erfolgreicher Umgang mit Katastrophen und Notlagen ist nur möglich, wenn wir uns der vorhandenen Risiken bewusst sind. Die nationale Risikoanalyse beleuchtet das gesamte Spektrum der Gefährdungen, seien sie aus dem Bereich Natur, Technik oder Gesellschaft. Sie schafft das erforderliche gemeinsame Risikoverständnis, bietet Grundlagen für eine Priorisierung der Risiken und dient als Wegweiser für vorsorgliche Planungen, Übungen oder Analysen im Bevölkerungsschutz.
44 Szenarien
Die nationale Risikoanalyse basiert auf Szenarien, die einer systematischen Risikobewertung unterzogen wurden. Dabei wurden die zu erwartenden Schäden nach gleichen Grundsätzen abgeschätzt und in einen finanziellen Wert umgerechnet. Dabei wurde ein grosses Spektrum an Schadensindikatoren in den Bereichen Personen, Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft berücksichtigt.
Bei der Auswahl der Gefährdungen spielten verschiedene Kriterien eine Rolle. Grundsätzlich bilden die Szenarien grosse Schadensereignisse ab,
- die in der Schweiz schon einmal zu Katastrophen und Notlagen geführt haben (z. B. Erdbeben, Hochwasser)
- die im Ausland zu grossen Schäden geführt haben und auch in der Schweiz denkbar sind (z. B. ein grosser Stromausfall)
- die im Ausland zu grossen Schäden geführt haben und sich auch auf die Schweiz auswirken könnten (z. B. Vulkanausbruch, Sonnensturm, KKW-Unfall)
- die das Potenzial für eine Katastrophe oder eine Notlage haben (z. B. ein Anschlag mit einer radiologischen Bombe oder andere gravierende Terroranschläge).
Risikodiagramm 1 Schäden und Häufigkeit: Das Risiko errechnet sich aus der Eintrittswahrscheinlichkeit einer Gefährdung und den erwarteten Schäden, die sie verursachen. Beides lässt sich anhand ähnlicher Ereignisse in der Vergangenheit abschätzen.
Herzstück der Risikoanalyse ist ein Risikodiagramm. Je weiter oben im Diagramm ein Szenario positioniert ist, desto höher ist dessen Eintrittswahrscheinlichkeit, je weiter rechts im Diagramm, desto schwerwiegender sind die potenziellen Auswirkungen des Szenarios. Oben rechts im Diagramm stehen also jene Szenarien, deren Produkt aus Eintrittswahrscheinlichkeit und Ausmass am grössten sind.
Szenarien zu mutwillig herbeigeführten Ereignissen (Terroranschläge, Cyber-Angriffe etc.) können nicht in diesem Diagramm abgebildet werden. Denn die Szenarien zu Anschlägen, zum Teil auch mit ABC-Substanzen, sind nicht nach Häufigkeit, sondern nach ihrer Plausibilität bewertet. Dabei werden die Absichten und Möglichkeiten eines feindlichen Akteurs eingeschätzt. Diese Einschätzung erfolgte in enger Absprache mit dem Nachrichtendienst des Bundes NDB.
Die mutwillig herbeigeführten Schadensereignisse lassen sich nicht direkt mit anderen Risiken wie Erdbeben oder Tierseuche vergleichen. Sie lassen sich aber in einem separaten Risikodiagramm darstellen und somit ebenfalls priorisieren.
2015 vs. 2020: Was ist neu?
Die Liste der Gefährdungen wird bei jedem Überarbeitungszyklus überprüft und bei Bedarf erweitert. Hier die Änderungen für 2020:
- 11 neue Gefährdungen sind dazu gekommen, etwa der Ausfall des Mobilfunks, der Lawinenwinter oder der bewaffnete Konflikt.
- Bestehende Szenarien wurden überprüft und bei Bedarf neu bewertet. Dabei gab es einige Verschiebungen im Risikodiagramm.
- Grösste Risiken:
Wie bereits im Risikobericht 2015 stellt eine schwere Strommangellage heute das grösste Risiko für die Schweiz dar. Im Szenario wurde eine Stromunterversorgung von 30 Prozent während mehrerer Monate im Winter angenommen. Die Häufigkeit für das Auftreten eines derartigen Ereignisses wird auf einmal in 30 bis 50 Jahren geschätzt.
Eine Grippe-Pandemie stellt wie auch 2015 das zweitgrösste Risiko dar. Es wird mit einem Schadensausmass von ca. 60 bis 80 Milliarden Franken gerechnet. Die geschätzte Häufigkeit liegt zwischen einmal in 50 bis 80 Jahren.
Neu wurde der Ausfall des Mobilfunks in der Analyse berücksichtigt. Dabei wird von einem Szenario ausgegangen, in dem es zu einem mehrtägigen Ausfall in der ganzen Schweiz kommt. Bei einer Häufigkeit von einmal in 20 bis 30 Jahren sind Gesamtschäden von ca. 8 bis 10 Milliarden Franken zu erwarten.
Szenarien als Orientierungshilfe
Die COVID-19-Pandemie hat uns gezeigt, und zeigt uns immer noch, wie verletzlich auch die Schweiz ist – trotz eines gut aufgestellten Gesundheits- und Bevölkerungsschutzsystems, trotz einer guten wirtschaftlichen Ausgangslage und trotz unserer Fähigkeit zur Zusammenarbeit. Vor fünf Jahren hat das BABS die letzte Ausgabe des Risikoberichts veröffentlicht. Darin ist ein Szenario einer schweren Influenza-Pandemie abgebildet. Schon damals gehörte sie zu den Top-Risiken der Schweiz. Das Produkt aus den immensen direkten und indirekten Auswirkungen und der geschätzten Wahrscheinlichkeit machte die Pandemie zum Top-Risiko.
Aber ein Szenario bietet lediglich eine Orientierungshilfe. Wie sich Bund, Kantone und Gemeinden oder kritische Infrastrukturen auf ein bestimmtes Risiko einstellen, wie man die Vorsorge plant, wie die Aufgaben definiert und untereinander abgestimmt werden das kann ein Szenario nicht vorwegnehmen. Es zeigt aber auf, mit welchen Auswirkungen und in welchem Ausmass zu rechnen ist. Dies wiederum dient als Ausgangslage für die Planung, Umsetzung und Überprüfung von Massnahmen.
Risikoanalysen allein machen die Schweiz noch nicht sicherer. Doch sie helfen, den Handlungsbedarf zu identifizieren und notwendige Fähigkeiten zur Bewältigung von Katastrophen und Notlagen abzuleiten.
Katastrophen und Notlagen Schweiz 2020 – Risiken im Kontext (2023)
Quelle: BABS 2023
Katastrophen und Notlagen Schweiz – Risikobericht 2015
Quelle: www.bevoelkerungsschutz.admin.ch, www.luzernerzeitung.ch, siehe auch Gefährdungsdossier Ausfall Stromversorgung
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz BABS führt eine umfassende nationale Risikoanalyse „Katastrophen und Notlagen Schweiz“ durch. Als Ergebnis davon hat der Bundesrat heute den vom BABS erarbeiteten Risikobericht 2015 zur Kenntnis genommen. Als grösste Risiken werden darin die Gefährdungen Strommangellage und Pandemie identifiziert. Daneben gibt es eine ganze Reihe von weiteren Katastrophen und Notlagen, welche ebenfalls ein relativ grosses Risiko darstellen. Der Risikobericht 2015 dient als Grundlage für die Weiterentwicklung des Katastrophenschutzes als Bestandteil der gesamten Sicherheitspolitik in der Schweiz.
Die jüngere Vergangenheit zeigt, dass wir in der Schweiz Schadenereignisse mit lokalen oder regionalen Auswirkungen grundsätzlich gut bewältigen. Angesichts der rasant zunehmenden Vernetzung und der enormen Infrastrukturdichte steigt jedoch unsere Verletzlichkeit. Ein grosser Stromausfall ist in dieser Perspektive ein neues oder jedenfalls stark gestiegenes Risiko.
Als grösstes Risiko wurde eine Stromunterversorgung von 30 Prozent während mehrerer Wintermonate identifiziert. Laut dem Bericht würde ein derartiges Szenario „zu grossen Personenschäden“ und darüber hinaus „zu immensen ökonomischen und immateriellen Schäden für die Wirtschaft und für die Gesellschaft“ führen. Insgesamt sei mit einem Schaden von über hundert Milliarden Franken zu rechnen. Die Häufigkeit für das Auftreten eines derartigen Ereignisses wird auf einmal in dreissig bis hundert Jahren geschätzt. Ähnlich hoch liegt das Risiko mit Bezug auf eine mögliche Pandemie: Bei etwa gleicher geschätzter Häufigkeit wird hier mit einem Schadensausmass von siebzig bis achtzig Milliarden Franken gerechnet.
Ausfall Stromversorgung (Szenario): Im Sommer fällt in mehreren Kantonen mit grossen Agglomerationen und hoher Infrastrukturdichte das Hochspannungsnetz aufgrund physischer Schäden aus. Folge ist ein vollständiger Stromausfall während zwei bis vier Tagen. Betroffen sind 0,8 bis 1,5 Millionen Personen. Es dauert Tage bis Wochen, bis sich die Situation normalisiert hat.
Der Risikobericht 2015 dient als Grundlage für die Weiterentwicklung des Katastrophenschutzes als Bestandteil der gesamten Sicherheitspolitik in der Schweiz.
Top 10 Risiken
- Langanhaltende Strommangellage
- Pandemie
- Hitzewelle
- Erdbeben
- Regionaler Stromausfall
- Sturm
- Ausfall IKT
- Flüchtlingswelle
- Absturz Flugobjekt
- Tierseuche
Im Ergebnis stellt sich die Frage: Wie gut sind wir auf grosse, nationale Ereignisse mit komplexen Auswirkungen vorbereitet?
Unser subjektives Sicherheitsempfinden ist stark geprägt von Ereignissen, die erst kürzlich stattgefunden haben. Die nationale Risikoanalyse « Katastrophen und Notlagen Schweiz » untersucht dagegen auch Gefährdungen, die in der Schweiz bisher selten oder noch gar nicht eingetreten sind.
Wiegen wir uns in falscher Sicherheit? Die Schweiz ist in jüngster Zeit vor schwerwiegenden Katastrophen und Notlagen verschont geblieben. Aber auch hierzulande sind wir einem breiten Spektrum unterschiedlicher Gefährdungen ausgesetzt. Und im Vergleich zu lange zurückliegenden Ereignissen gibt es einen grossen Unterschied: Heute befinden sich sehr viel mehr Menschen, Infrastrukturen und Vermögenswerte auf gleichem Raum.
Kommentar
Die Schweiz setzt sich einmal mehr auf sehr hohem Niveau mit den möglichen Schattenseiten unserer Zukunft auseinander. Nach dem Risikobericht 2012 wir auch in der aktuellen Evaluierung die Stromversorgung als kritischster Punkt identifiziert, wenngleich hier besonders die Strommangellage angesprochen wird, welche gem. den Übungserfahrungen aus 2014 wesentlich schwieriger zu bewältigen ist, als ein Blackout (70 % Strom != 70 % funktionierender Alltag; Die Aufrechterhaltung der Grundversorgung der Bevölkerung mit Gebrauchs- und Verbrauchsgütern wird sehr schnell zentral und sehr schwierig machbar.).
Auch wenn das Szenario eines europaweiten Stromausfalls nicht direkt angesprochen wird – bestätigt das regional begrenzte Szenario „Betroffen sind 0,8 bis 1,5 Millionen Personen. Es dauert Tage bis Wochen, bis sich die Situation normalisiert hat.“ die bisherigen Einschätzungen. Daher sind die gestellten Fragen nur zu wiederholen:
Wie gut sind wir auf grosse, nationale Ereignisse mit komplexen Auswirkungen vorbereitet?
Wiegen wir uns in falscher Sicherheit?
Katastrophen und Notlagen Schweiz – Risikobericht 2012
Quelle: Katastrophen und Notlagen Schweiz – Risikobericht 2012
Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz hat im letzten Jahr eine Gefährdungsanalyse für Katastrophen und Notlagen durchgeführt. Neben Pandemien bergen demnach Erdbeben und Ausfälle der Stromversorgung die grössten Gefahren.
Katastrophen und Notlagen führen aufgrund der zunehmenden Vernetzung der modernen Gesellschaft, der steigenden Abhängigkeit von kritischen Infrastrukturen, der hohen Wertdichte und der wachsenden Bevölkerung zu immer grösseren Schäden. Die Vorbereitung auf deren Bewältigung wird daher zu einer immer wichtigeren Aufgabe. Um adäquat auf Katastrophen und Notlagen zu reagieren und damit wir nach einem Ereignis möglichst rasch zum Alltag zurückkehren können, müssen wir deren Auswirkungen auf die Bevölkerung und ihre Lebensgrundlagen möglichst gut kennen.
Gefährdungs- und Risikoanalysen sind dazu ein ge- eignetes Mittel. Sie sind eine wichtige Grundlage für die vorsorgliche Planung im Bevölkerungsschutz auf allen staatlichen Ebenen. Sie helfen, mögliche Gefährdungen besser zu verstehen, Massnahmen der Prävention und Vorsorge aufeinander abzustimmen, Prioritäten bei der Vorbereitung zu setzen und Defizite in der Bewältigung zu erkennen. Mit den Analysen wird ein gemeinsames Verständnis über die verschiedenen Auswirkungen und den Ablauf sowie die Dynamik von Ereignissen geschaffen. Bei der Vorbereitung auf deren Bewältigung ist dies zentral, weil die Bewältigung immer eine enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen staatlichen Stellen und Dritten erfordert.
Bei der Analyse der Auswirkungen von Katastrophen und Notlagen sowie der Bestimmung ihres Risikopotentials ist der Bevölkerungsschutz auf Experten und Expertinnen für die einzelnen Gefährdungen angewiesen. Sie verfügen über die notwendigen Kenntnisse und die Erfahrungen zu Auswirkungen, Auftreten und Ablauf von Ereignissen und schaffen so die Grundlage für die Abschätzung der Risiken. Im vergangenen Jahr haben über 70 Experten und Expertinnen das BABS mit ihrem Fachwissen unterstützt. Ohne deren Mitwirken und Engagement wäre es nicht möglich gewesen, die vorliegende Analyse durchzuführen. Ich möchte daher allen, die sich in diesem Projekt engagiert haben, ganz herzlich und verbindlich für die Unterstützung danken. Ich bin überzeugt, dass Sie damit einen wichtigen Beitrag für die Sicherheit der Schweiz und den Schutz der Bevölkerung geleistet haben.
Zusammenfassung
Die Risikomatrix zeigt, dass von den zwölf untersuchten Gefährdungen, das Szenario einer Pandemie das grösste Risiko für die Schweiz darstellt, gefolgt vom Szenario ‚Erdbeben‘ und ‚Ausfall Stromversorgung‘. Für letztere beiden wurde ein ähnlich hohes Risiko ermittelt. Das Risiko des Erdbebenszenarios wird von grossen Schäden beeinflusst. Beim Szenario zum Stromausfall wird erwartet, dass es mit einer relativ hohen Frequenz auftritt.
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